Die Smarten und Pragmatischen – zum Wertewandel von Kindern und Jugendlichen
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Überblick
Berlin (28. November 2016).
„Kinder und Jugendliche blicken in ihre persönliche Zukunft sehr optimistisch, betrachten aber die gesellschaftlichen Zukunftsaussichten deutlich skeptischer.“ Dies erklärte der Siegener Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Thomas Coelen am Montagabend in Berlin anlässlich der Verleihung der Jahrespreise 2016 der Stiftung Ravensburger Verlag. Coelen hielt aus diesem Anlass den Hauptvortrag zum Thema „Wertewandel bei Kindern und Jugendlichen“.
An diesem Abend überreichte Stiftungsvorsitzende Dorothee Hess-Maier den mit 12.000 Euro dotierten Leuchtturmpreis der Stiftung an Sabine Kraft für die ehrenamtliche Initiative „OSKAR-Sorgentelefon“ und den auch mit 12.000 Euro prämierten Buchpreis an den Schriftsteller Benedict Wells für seinen Familienroman „Vom Ende der Einsamkeit“.
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Es gilt das gesprochene Wort. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.
Preisverleihungen für Leuchtturm- und Buchpreis 2016 in Berlin
Die Smarten und Pragmatischen – zum Wertewandel von Kindern und Jugendlichen
Berlin (28. November 2016). „Kinder und Jugendliche blicken in ihre persönliche Zu-kunft sehr optimistisch, betrachten aber die gesellschaftlichen Zukunftsaussichten deut-lich skeptischer.“ Dies erklärte der Siegener Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Thomas Coelen am Montagabend in Berlin anlässlich der Verleihung der Jahrespreise 2016 der Stiftung Ravensburger Verlag. Coelen hielt aus diesem Anlass den Hauptvor-trag zum Thema „Wertewandel bei Kindern und Jugendlichen“. An diesem Abend überreichte Stiftungsvorsitzende Dorothee Hess-Maier den mit 12.000 Euro dotierten Leuchtturmpreis der Stiftung an Sabine Kraft für die ehrenamtliche Initiative „OSKAR-Sorgentelefon“ und den auch mit 12.000 Euro prämierten Buchpreis an den Schriftsteller Benedict Wells für seinen Familienroman „Vom Ende der Einsamkeit“. Familie, Freunde, Unabhängigkeit – das bewegt Heranwachsende
Professor Coelen, dessen Fachgebiet in der Universität Siegen Sozialisation, Jugendbildung, Lebenslaufforschung ist, zeichnete anhand von Daten aus aktuellen Jugendstudien den Werte-wandel der vergangenen zehn Jahre bei der heranwachsenden Generation nach. Dabei stellte er Bezüge zur pädagogischen und außerschulischen Praxis her. Er berichtete: „Die ‚pragmati-sche‘ und ‚smarte‘ Generation der heutigen Kinder und Jugendlichen hält stark an altherge-brachten Werten fest. Die persönliche Zukunft wird von den Jüngsten als sehr positiv gese-hen, zugleich wird die gesellschaftliche Zukunft deutlich skeptischer betrachtet. Ebenso widersprüchlich ist es, dass Familien- und Freundschaftsbindungen ihnen sehr wichtig sind, zugleich aber auch ihr Streben nach Unabhängigkeit und Individualismus.“ Etwas zu können, sei ein bei Kindern und Jugendlichen hoch geachteter Wert, erklärte Coelen. „Allzu viel dafür zu tun, gilt aber als uncool.“ Hohe Schulabschlüsse und große Berufserfolge wollten so viele junge Menschen wie nie zuvor erzielen. Auch habe die Bedeutung der religiösen Orientierung für sie deutlich zugenommen. Gesellschaftliche Mitbestimmung werde gewünscht, allerdings nicht in der organisierten Politik. Rettungsseil „OSKAR-Sorgentelefon“ Als „Rettungsseil in schwierigen Zeiten, das Trost spendet, Halt und neue Kraft gibt“, würdigte die SPD-Bundesabgeordnete Hilde Mattheis die Arbeit der Leuchtturmpreisträgerin Sabine Kraft und ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen für das „OSKAR-Sorgentelefon“ innerhalb des Bundesverbandes Kinderhospiz. „Für Außenstehende ist es kaum zu ermessen, wie sich Eltern und Angehörige eines todkranken Kindes fühlen: das Leben als ein permanen-ter Fall in ein schwarzes Loch“, sagte die Laudatorin.
Hilfsangebote und Beratung unter dieser Nummer: 0800 / 88884711 Die seit 2015 etablierte Einrichtung „OSKAR-Sorgentelefon“ hat 30 ehrenamtliche, professionell geschulte Mitarbeiter/innen, die rund um die Uhr Anrufe von Eltern lebensverkürzend erkrankter Kinder entgegen nehmen, auch von den Kindern selbst, von Großeltern, Geschwistern, Freunden der Familie, von Erzieherinnen und Lehrerinnen sowie Fachleuten und Ehren-amtlichen, die mit schwerstkranken Kindern zu tun haben. Auch Menschen, die um ein verstorbenes Kind trauern, finden unter der Hotline verständnisvolle und kompetente Gesprächspartner. Diese stehen auch mit praktischem Rat zur Verfügung. Das Herzstück der Organisation ist eine Datenbank mit Tausenden von Namen und Kontaktdaten von Fachleuten – Palliativmedizinern, Kliniken, Hospizen, Psychologen und Trauerbegleitern. Um die seeli-schen Belastungen dieser Tätigkeit selbst auszuhalten, erhalten die Hotline-Mitarbeiter/innen regelmäßig eine professionelle Supervision.
Etwa 5.000 todkranke Kinder und Jugendliche sterben jedes Jahr
Der Bundesverband Kinderhospiz e. V. finanziert sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge, Bußgelder und Nachlässe. „OSKAR“ ist sein größtes Projekt. Es begann im Jahr 2015 als Pilot, sehr rasch zeigte sich der hohe Bedarf: Im ersten Arbeitsjahr meldeten sich 4.000 Anru-fer, berichtet Geschäftsführerin Sabine Kraft. „Die meisten der 40.000 erkrankten Kinder und Jugendlichen in Deutschland, die das Erwachsenenalter nicht erreichen werden, haben nicht Krebs, wie oft vermutet wird, sondern Muskelatrophien und Organschädigungen. Auch ‚Frühchen‘, die nicht lebensfähig sind, zählen dazu.“ Etwa 5.000 dieser Erkrankten sterben jährlich. Das Sorgentelefon für die betroffenen Familien und ihr soziales Umfeld ist eine welt-weit einmalige Initiative. Benedict Wells erhält Buchpreis Familienroman 2016 In seiner Laudatio auf den Buchpreisträger Benedict Wells nannte Focus-Literaturkritiker Dr. Uwe Wittstock den Familienroman „Vom Ende der Einsamkeit“ einen „Familiensehn-suchtsroman“. In der „Versuchsanordnung“ seiner Geschichte von drei verwaisten Geschwis-tern auf Identitätssuche sei das Gefühl familiärer Geborgenheit das entscheidende Erinne-rungskriterium. „Wir wachsen in unseren Familien nicht als Biografen oder Historiker unserer Eltern oder sonstiger Vorfahren auf. Uns interessiert nicht die Herkunft, sondern die Gegen-wart. Das Fragen nach Gründen und manchmal auch nach den Abgründen der Familienge-schichten kommt erst Jahre später, und dann müssen wir meist tief graben, bis unter den Allerwelts-Antworten die etwas spezielleren Wahrheiten sichtbar werden.“ Es sei dem Autor mit literarischen Mitteln gelungen, „mehr über dieses ebenso einmalige wie vielfältige Beziehungsgeflecht Familie zu erfahren“.
Ausführliche Berichte über die Preisträger 2016 und die Preisbegründungen finden Sie unter
https://www.ravensburger.de/ueber-ravensburger/stiftung/aktuelles/leuchtturmpreis-2016/index.html
und
https://www.ravensburger.de/ueber-ravensburger/stiftung/aktuelles/buchpreis-2016/index.html
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