Hormonpräparat Thyrogen verbessert Schilddrüsenkrebs-Therapie
Behandlungsdauer auf zwölf Tage verkürzt
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Hannover (pte/06.2006) - Chirurgen und Nuklearmediziner der Medizinischen Hochschule Hannover haben eine neue Therapie zur Behandlung von Schilddrüsenkrebs entwickelt. Das künstlich erzeugte Hormon Thyrogen stimuliert die Schilddrüse und ermöglicht einen sofortigen Beginn der Radiojodtherapie. Somit kann der Krankheitsverlauf von sechs Wochen auf zehn bis zwölf Tage reduziert werden. "Wir sind mit den Krankenkassen im Gespräch und hoffen, dass die Kassen schon zum kommenden Jahr die Therapie in das Fallpauschalsystem aufnehmen", erklärt Georg Scheumann, Professor der Medizinischen Hochschule Hannover, im Gespräch mit pressetext.
Die neue Therapie ist eine Kombination aus der chirurgischen Entfernung der Schilddrüse und einer sofortigen Therapie mit Radiojod. Damit leiden Patienten kaum noch unter Nebenwirkungen und der Heilungsprozess verläuft wesentlich schneller, denn die Patienten erhalten sofort nach der Operation Thyrogen, ein biotechnologisch hergestelltes Hormon, das dem Schilddrüsenhormon Thyreoidea (TSH) ähnlich ist.
Bei zwei bis vier Prozent aller Menschen mit so genannten kalten Knoten in der Schilddrüse wird ein Karzinom diagnostiziert und die Schilddrüse muss daraufhin entfernt werden. Um restliches Schilddrüsen- oder Tumorgewebe zu entfernen, werden die Patienten im Anschluss mit einer Radiojodtherapie behandelt. Das radiaktive Jod reichert sich dabei in dem Restgewebe an und tötet es ab. Voraussetzung dafür ist aber, dass das TSH-Hormon, welches die Schilddrüse stimuliert, in ausreichender Menge im Körper vorhanden ist.
Bisher war es notwendig, dass der Patient nach der Entfernung der Schilddrüse warten musste, bis wieder ausreichend TSH-Hormone produziert waren. Dabei musste der Patient zunächst eine Phase der Schilddrüsenunterfunktion bewältigen, die von erheblichen körperlichen und psychischen Nebenwirkungen wie Herz-Kreislaufkompilationen, Wassereinlagerungen, Konzentrationsschwäche sowie Blackouts gekennzeichnet ist, so Scheumann. Außerdem erhöht sich durch die Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff die Unfall- und Verletzungsgefahr, der Patient kann beispielsweise dadurch nicht mehr Auto fahren oder arbeiten.
Das Medikament ist seit einem halben Jahr auf dem Markt und wird bislang ausschließlich an der Medizinischen Hochschule Hannover angewendet. Bevor das zugelassene Medikament in das Fallpauschalsystem aufgenommen wird, können Patienten aber bereits mit ihren Krankenkassen abklären, ob diese die Therapie mit den Behandlungskosten von rund 1.000 Euro übernehmen, erläutert Scheumann abschließend