Lebenslinien . Analytische Psychologie (Zeitschrift) 191, 1/2019.

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Lebenslinien (analytisch / therapeutisch)
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Online-Publikation: Juni  2019 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<<  Lebenslinien . Analytische Psychologie (Zeitschrift) 191, 1/2019. >>
244 S., Pb. 39,90 €  
Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt a.M.; http://www.brandes-apsel-verlag.de

Charakteristika
>  Die Zeitschrift Analytische Psychologie befasst sich seit über 50 Jahren mit der Vertiefung und mit den Weiterentwicklungen der Analytischen Psychologie nach C. G. Jung. Veröffentlicht werden Beiträge zu praktisch-klinischen und theoretischen Themen der psychotherapeutischen und psychoanalytischen Behandlung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen. Die Zeitschrift versteht sich als ein internationales Forum für die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Analytischen Psychologie. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Dialog mit den anderen Traditionen der psychoanalytischen Gemeinschaft zu fördern. Beiträge zur Zeitgeschichte, zu Kultur, Religion und Gesellschaft finden ebenso Berücksichtigung wie Untersuchungen aus der Psychotherapieforschung und verwandten Wissenschaften. Rezensionen tiefenpsychologischer und psychoanalytischer Literatur sowie Kongress- und Veranstaltungshinweise werden regelmäßig veröffentlicht.

> Analytische Psychologie 191
Mit Beiträgen von Sue Austin, Gustav Bovensiepen, Hans Dieckmann, Bernd Gramich, Elisabeth Grözinger, Eberhard Jung, Verena Kast, Roman Lesmeister, Michael Lindner, Volker Münch, Wojciech Owczarski, Monika Rafalski, Theodor Seifert, Anne Springer, Dieter Treu.

Fazit und Würdigung vorangestellt
Die Zeitschrift 'Analytische Psychologie' ist fünfzig Jahre 'c. g. jung' treu geblieben, um den Topos 'Psychologie' zu vertiefen, pflegen und forschend weiter zu entfalten. Dazu werden Beiträge zu praktisch--klinische wie theoretische Topoi und zur Behandlung von Adoleszenten und Erwachsenen publiziert.
Darüber hinaus liefert die Zeitschrift aktuelle tiefenpsychologische wie psychotherapeutische Literaturhinweise.
Somit ist diese Publikation von höchster Brisanz und zugleich unverzichtbar für das Geistige und das Selbst des Menschen und in Richtung seiner Gesundung. m+w.p19-6


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Inhaltsfolge: von 'Lebenslinien'.:

Gustav Bovensiepen
 Editorial

Anne Springer
 Grußwort zum 50. Jahrgang der Zeitschrift

Verena Kast
 Komplexe und Kompensation
 Anregungen aus der affektiven Neurowissenschaft

Sue Austin
 Zur Arbeit mit chronischen und unerbittlichen Formen von Selbsthass, Selbstverletzung und existentieller Scham (Teil 1)
 Eine klinische Studie und Reflexionen

Psychosomatisches Forum
Bernd Gramich
 Psychosomatische Krakheit als Entwicklungshemmung: Überwindung – Chronifizierung – Tod.
 Betrachtungen am Beispiel der Essstörungen

Forschung
Wojciech Owczarski
 Das Ritual der Traumdeutung im Konzentrationslager Auschwitz

Denkbild
Michael Lindner
 Melancholie und Kontemplation

Roman Lesmeister
»Doch es kehret umsonst nicht unser Bogen, woher er kommt« (F. Hölderlin)
 Gedanken zu Rückkehr, Wiederholung und Neubeginn im höheren Lebensalter

Elisabeth Grözinger
 Kairos als Potential von Entwicklungsprozessen

Monika Rafalski
»Das (unerbittliche) Rad der vier Funktionen im Lauf des Lebens«

Aus dem Archiv der Analytischen Psychologie
Hans Dieckmann
 Der Traum und das Selbst des Menschen

Kommentar
Dieter Treu
»... in einer kollektiv anders gearteten Atmosphäre«
Zu H. Dieckmanns »Der Traum und das Selbst des Menschen«

In memoriam
Theodor Seifert
 Die prospektive Funktion

Filmbesprechung
Volker Münch
»Loving Vincent«

Laudatio
Eberhard Jung
 Zum 80. Geburtstag von Dr. med. Kurt Höhfeld

Tagungsberichte
Daniel Läderach
 70 Jahre C. G. Jung-Institut, Küsnacht – Zürich

Isabelle Meier
»Theoretical Foundations of the Analytical Psychology. ­
Recent Developments and Controversies«
18.–20. Oktober 2018 in Basel

Tanja Baar
 Tagungsreflexion zur DGAP-Frühjahrstagung:
»Lebenslinien – Entwicklungen aus dem Selbst«, März 2018 in Herrsching

Werkstattbericht
Jens Preil und Ulrike Kluge
 Ost-West-Gruppe: Eine ungleiche Matrix
 DGAP Frühjahrstagung März 2018 in Herrsching
 
Gesamtheft :(AP 191, E-Journal)  Format: pdf
Preis: 37,50 €
Einzelbeitràge Format: pdf
jeweils Preis: 7,90 €
 
> Beitrag: Verena Kast,
Komplexe und ihre Kompensation. Anregungen aus der affektiven Neurowissenschaft
Welchen Einfluss hat es auf das Verständnis von Komplexen und Träumen und damit auf unser klinisches Arbeiten, wenn wir konsequent davon ausgehen, dass Grundlage der Persönlichkeit die Affektivität ist, wie C. G. Jung es verstand und wie es aktuell Jaak Panksepp, als führender Vertreter der affektiven Neurowissenschaft, versteht? Bringt die Idee von Panksepp, vorherrschende Emotionen durch sie kompensierende Emotionen anzureichern oder zu ersetzen, eine konstruktive Dynamik in die Stagnation, die mit konstellierten Komplexepisoden verbunden ist?
 
>Beitrag: Sue Austin,
Zur Arbeit mit chronischen und unerbittlichen. Formen von Selbsthass, Selbstverletzung und existentieller Scham. Eine klinische Studie und Reflexionen
Dieser Text ist der erste einer zweiteiligen Serie, die sich theoretisch und empirisch auf meine Arbeit mit Menschen bezieht, deren Körper- und Selbstbezug von Selbsthass und von dem, was Hultberg als existentielle Scham beschreibt, dominiert ist. Teil I fokussiert den Selbsthass, Teil II wird die Scham in den Mittelpunkt stellen. Die Struktur des vorliegenden Textes ergibt sich aus Vignetten der vierzehnjährigen Analyse einer bulimischen und sich selbst verletzenden Frau. Er bringt Jungs Komplex- und Symbolkonzept mit Laplanches »rätselhaftem Signifikanten« zusammen, um die Erfahrung der »inneren Andersheit« ­herauszustellen. Jungs Ansicht, dass Emotionen die Hauptquelle des Bewusstseins seien und ­Laplanches Auffassung der Übertragung als ein »Hohlraum« korrespondieren im Text. Diese Ideen werden spekulativ mit sich entwickelnden Erkenntnissen der Neurowissenschaften über die Wahrnehmung verbunden.
 
> Beitrag: Bernd Gramich,
Psychosomatische Krankheit als Entwicklungshemmung: Überwindung – Chronifizierung – Tod. Betrachtungen am Beispiel der Essstörungen
Unter Zuhilfenahme von Kurzvignetten werden die unterschiedlichen psycho­­-
dy­namischen Aspekte der Anorexie dargestellt, die insgesamt als eine Entwicklungshemmung und Entwicklungsblockade verstanden wird. Die begleitende schwere ­somatische und psychosomatische Regression in der Erkrankung und ihre Bedeutung für die Therapie werden erörtert. Neben der kausalen Perspektive wird die Möglichkeit der Überwindung unter dem finalen Gesichtspunkt – Krankheit zur Veränderung hin – herausgearbeitet. Aber auch die Möglichkeiten von Chronifizierung als pathologischer Konflikt-»Lösung«, das völlige Scheitern an überhöhten Idealen und an der Krankheit bis hin zum tödlichen Verlauf werden in ihrer Dynamik beschrieben.
 
> Beitrag: Wojciech Owczarski,
Das Ritual der Traumdeutung im Konzentrationslager Auschwitz (AP 191, E-Journal) 
Diese Studie basiert auf den Zeugenaussagen ehemaliger KZ-Häftlinge aus Auschwitz, die 1973 bei polnischen Psychiatern eingereicht wurden. Die Befragten berichteten über den täglichen Lagerbrauch der Traumdeutung. Der Brauch, Träume in ­Auschwitz zu interpretieren, kann als ein komplexes und mehrstufiges Ritual beschrieben werden, das mindestens drei Dimensionen hatte: individuell, zwischenmenschlich und sozial. Auf der individuellen Ebene war dieses Ritual darauf ausgerichtet, die Zukunft der Häftlinge aufzuzeigen. Ein Gefangener, der einem Traumdeuter zuhört, konnte eine gute oder schlechte Prophezeiung erhalten, und diese Unsicherheit war der Kern des Prozesses. Die zwischenmenschliche Dimension dieses Rituals war mit dem Bedürfnis der Häftlinge verbunden, die Aufmerksamkeit anderer zu erregen. Auf der sozialen Ebene war das Teilen von Träumen eine gemeinschaftsbildende Aktivität. Dieser Artikel ist ein Versuch, das Auschwitz-Ritual der Traumdeutung im Lichte verschiedener Zweige der Kultur- und Traumforschung sowie Randall Collins’ Theorie der Interaktionsritualketten zu charakterisieren.
 
> Beitrag: Roman Lesmeister, »Doch es kehret umsonst nicht unser Bogen, woher er kommt« (F. Hölderlin). Gedanken zu Rückkehr, Wiederholung und Neubeginn im höheren ­Lebensalter
Ausgehend von zwei Dichtungen Friedrich Hölderlins werden einleitend die Metapher der Lebenslinien umkreist und die Schicksale von Liebe und Leiden im Zusammenhang mit Freuds Konzepten von ­Todestrieb und Wiederholungszwang entwickelt. Diese Ideen werden kontrastiert mit einer Auffassung von Wiederholung, die sich bei Kierkegaard findet. Die sich anschließenden Untersuchungen verorten den Ursprung des Lebensbogens und seiner Rückkehr nach drei Richtungen: Das Woher der lebensgeschichtlichen Vergangenheit, vor allem der Kindheit; das Woher des Unwandelbaren und immer Gegenwärtigen; das Woher des Zukünftigen. Eine besondere Akzentuierung erfährt dabei das auf Begrenzungen angewiesene Verständnis der lebenslangen Individuation, das es in Schutz zu nehmen gilt gegenüber technologischer Selbstoptimierung und transhumanistischen Unsterblichkeitsbestrebungen. Ein abschließender Teil der Arbeit widmet sich dem Gehalt der von Jacques Lacan psychologisch ausgearbeiteten Zeitform des Futur II, in dem Vorgriff auf Zukünftiges und Rückschau auf Gewesenes zusammenfallen.
 
> Beitrag: Elisabeth Grözinger, »Kairos« als Potential von EntwicklungsprozessenFormat:
Es werden unterschiedliche Akzente im Gebrauch des Begriffs »Kairos« aufgezeigt, um dessen Spektrum auszuloten. Skizziert wird dann der Gebrauch des Terminus vor allem bei C. G. Jung und Paul Tillich, die beide – wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven – für einen kritischen bzw. reflektierten Umgang mit Kairos-Erlebnissen plädieren. Auf dem Hintergrund des Konzepts des »Hier und Jetzt« in der existentiellen Psychotherapie nach Irving Yalom sowie des philosophischen Konzepts der »Heterotopie« (Michel Foucault) kommt die analytische Praxis schließlich als Ort in den Blick, in dessen Schutz Kairos-Erlebnisse als »Fenster zum Selbst« begünstigt werden, deren Faszination erlebbar, aber mit Hilfe sowohl von Phantasie als auch solidem Handwerkszeug reflektierbar und integrierbar sein sollte.
 
> Beitrag: Monika Rafalski, »Das (unerbittliche) Rad der vier Funktionen im Lauf des Lebens« (AP 191, E-Journal)  
Überblick über die Entwicklung der vier Grundfunktionen Empfinden, Intuieren, ­Fühlen, Denken im Verlauf des individuellen Lebens vor dem Hintergrund des kollektiven Bewusstseins. Darstellung phasenspezifisch unterschiedlicher Anforderungen an die einzelnen Funktionen und ihre polaren Libidomodi von Intro- bzw. Extra­version, mit kurzen Fallvignetten. Gegenüberstellung des symbolisch-ganzheitlichen Erlebens des Kindes und des Erwachsenbewusstseins mit ausdifferenzierten Funktionen. ­Hervorhebung der Bedeutung des extravertierten Modus bezüglich Anpassung an kollektive Gegebenheiten; des introvertierten Modus bezüglich Verbindung zwischen Ich und Selbst. Hinweis auf Jungs Ausführungen zum »Subjektiven Faktor«.
 
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