Neue Gesellschaft für Psychologie & Gesellschaft für Theorie und Praxis der Sozialwissenschaften - Rede

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Psychologie - Heilkunst
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"Sehr geehrte Damen und Herren in den Redaktionen, sehr geehrte Freiberufler,
wenn Almuth Bruder-Bezzel am 9. März im Plenum über die Dienstbarkeit der Intellektuellen sprechen wird, werden einige von Ihnen alten Bekannten wieder begegnen und andere werden die Spezies der Tui (Tellekt-Uell-In – ein Anagramm für „Intellektuell) kennenlernen – jene Speichellecker, Bemäntler, Weißwäscher, die nach Bertold Brecht gegen Bezahlung Meinungen für den kleinen Mann verkaufen. In dem 1953 geschriebenen, 1967 erstmals gedruckten und 1969 uraufgeführten Werk „Turandot oder der Kongress der Weißwäscher“ lässt Brecht sie auftreten. Der Kaiser von China ruft, als das Volk aufbegehrt, die Tui zu Hilfe, und sie lügen für ihn, was das Zeug hält. Brecht sagt sinngemäß, es gebe die Heilkunst durch die Tui, aber die einen würden geheilt, um Unrecht im Interesse der Herrschenden zu tun, und die anderen, um für sie zu schuften.
Almuth Bruder-Bezzel beschäftigt sich mit der Dienstbarkeit der Intellektuellen in unserer Zeit. Es treibt sie um, dass das Denken zur Ware wird. Es macht sie traurig und zornig, dass viele eher Galileo Galilei folgen, der die Wahrheit kannte und doch widerrief, um sein Leben zu retten. Ganz besonders berührt sie die Dienstbarkeit der eigenen Profession. Die meisten Psychologinnen und Psychologen, Psychotherapeutinnen und -therapeuten glauben Diener(innen) des Guten zu sein. Aber wie oft ist das selbst in der Klinischen Psychologie gar nicht uneingeschränkt möglich? Anstelle von Freuds Satz „Wir heilen, damit der Geheilte sich besser zur Wehr setzen kann“ gilt da oft: Wir heilen, damit die Anpassung an zum Teil unmenschliche Verhältnisse besser gelingt. Manchmal fühlt sie sich in diesem Kontext an den von Franco Basaglia im Zusammenhang mit der Psychiatrie geprägten Begriff des Befriedungsverbrechens erinnert.
Brecht hatte eine entschiedene Vorstellung davon, was seine Rolle als intellektueller Kopf in der Gesellschaft sein könne. Im Konzept des Eingreifenden Denkens verallgemeinert er diese Sicht. Er entwickelt eine Interventionsstrategie, mit der er Künstlern und Intellektuellen einen Weg zur Veränderung gesellschaftlicher Strukturen aufzeigen will. Das Ziel: die Bildung einer intellektuellen Gegenmacht.
Nach einem kurzen Vortrag wird Almuth Bruder-Bezzel die Bühne dem nicht nur beim Hamburger Theaterpublikum bekannten Schauspieler Michael Weber überlassen. Er wird aus Brechts Werk lesen. Freuen Sie sich auf einen intellektuellen Genuss.
Achtung: Wir haben in diesem Jahr zwei Kongressorte: Der Kongress findet Donnerstag und Freitag (7. und 8. März 2019) am Kongressstandort 1 statt: Franz-Mehring-Platz 1 in 10243 Berlin (nahe Berlin Ostbahnhof). Am Samstag (9. März) treffen wir uns am Kongressstandort 2: Tagungswerk in der Lindenstraße 85 in 10969 Berlin (nahe des Jüdischen Museums).
Weitere Informationen zum Kongress und Programm finden Sie unter: 
https://www.ngfp.de/wp-content/uploads/2018/12/NGfP-2019-Programm.pdf
https://www.ngfp.de/kongresse/ngfp-kongress-2019/

Mit besten Grüßen
Klaus Jürgen Bruder, Christoph Bialluch und Bernd Leuterer
Neue Gesellschaft für Psychologie & Gesellschaft für Theorie und Praxis der Sozialwissenschaften / NGfP
Kontakt: Christa. Schaffmann
mailto:presse@ngfp.de
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