Redekur . Psychoanalyse verstehen . Eran Rolnik . Übersetzt von David Ajchenrand

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Psychoanalyse - Redekur . E. Rolnik
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Online-Publikation: Februar 2023 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Redekur . Psychoanalyse verstehen . Eran Rolnik . Übersetzt von David
Ajchenrand >>
240 S., Pb. Großoktav, ISBN 9783955583446, 29,90 €
Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt a.M.; http://www.brandes-apsel-verlag.de;

Inhalt
»Gerade eben habe ich angeregt, nicht davor zurückzuschrecken, auch Patienten mit
frühem Trauma Deutungen vorzuschlagen. Ich sagte, dass auch posttraumatische
Patienten keine Embryos sind, und jetzt rate ich Ihnen, die Deutung nicht an die
höheren Ebenen zu richten, sondern die niedrigste Ebene zu suchen, auf welcher der
Patient mit Ihnen kommuniziert. Heißt das nun, dass ich nicht konsequent bei meiner
Technik bleibe? Vielleicht. Aber so verstehe ich die Psychoanalyse. Ich denke, es
kommt ziemlich selten vor, dass in der Behandlungsstunde der von uns bevorzugte
theoretische Denkansatz genau mit der uns anleitenden klinischen Theorie
übereinstimmt.« (Eran Rolnik)

Redekur enthält eine Zusammenstellung von 13 psychoanalytischen Gesprächen, die
der Psychoanalytiker und Psychiater Eran Rolnik im Verlaufe der Covid-Pandemie mit
Psychotherapeuten geführt hat. Es ist ein einmaliger, mehrstimmiger
erlebnispädagogischer Text, der die feinsten Nuancen der analytischen bzw.
psychotherapeutischen Begegnung berührt. Grundbegriffe und Streitdebatten, die sich
manchmal in begriffliche Elfenbeintürme zurückgezogen haben, werden hier mit einem
neuen, frischen Blick aus der Perspektive eines erfahrenen Klinikers, Forschers und
Lehrer betrachtet, auch über die Grenzen der theoretischen Phantasie hinaus. Die
Theorie ist für Rolnik zwar zentral für sein klinisches Wirken, legitimiert sich aber nicht
als eigenständige Philosophie, losgelöst vom freien Geist der Psychoanalyse als Praxis
und Ethik. Er kennt keine »heiligen Kühe« und sieht sich im Umkehrschluss auch
nicht veranlasst, Denker als irrelevant zu disqualifizieren. Seine Verpflichtung gilt der
therapeutischen Rede seiner Patienten sowie der Offenheit gegenüber den Weiten des
Unbewussten im möglichst freud’schen Sinne.
Redekur richtet sich an Therapeuten und Patienten sowie an Wissenschaftler und
Studenten; sie verbindet ein breit angelegtes theoretisches Manifest mit einem
inspirierenden klinischen Tagebuch, die beide ein neugieriges, skeptisches und
liebendes Verhältnis zur Praxis, zur Theorie und zur Geschichte der Psychoanalyse
verkörpern.

Autor
Eran Rolnik, Dr., ist Lehrpsychoanalytiker und Supervisor in der Israelischen
Psychoanalytischen Gesellschaft, Facharzt für Psychiatrie und Doktor der Geschichte
an der Universität Tel Aviv. Er praktiziert in einer Privatpraxis in Tel Aviv und gehört
dem Lehrkörper des Max Eitingon Institute for Psychoanalysis an. Er ist Mitglied der
Lenkungskommission des Studienganges »Freud und seine Nachfolger«, eines
Programmes für weiterbildende Studien in Psychotherapie der Sackler Faculty of
Medicine der Universität Tel Aviv, und der Kommission zur Geschichte der
Psychoanalyse des Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Zahlreiche
veröffentlichungen u. a. zur Geschichte der Psychoanalyse: Freud auf Hebräisch
(2013) und Sigmund Freud – Briefe (2019).

Fazit
" Aber so verstehe ich die Psychoanalyse Technik-offen zu sein statt zu verweilen, auch bei Patienten mit frühem Trauma Deutungen!", So beginnt der hoch erfahrene und geistesblitzige Psychoanalytiker Eran Rolnik, Der Autor seinen Inhaltsrede zu und in seinem Diskursbuch "Redekur" seine stets präsente analytische Psychotherapie (1) zum Verstehen zu bringen. Dabei ist ihm Leidenschaft und das Widerständige, und insbesondere das Zuhören und das Containing (2) am Allerwichtigsten. Hinzu kommt für das Enactment (die wechselseitige Behandlung als Handlungsprinzip, 3), die Übertragung und die Gegenübertragung. Abschliessend geht es 'vom Zuhören zur Deutung'. So ist ein überzeugendes, zugleich praxis-erproptes Konzept zur psychotherapeutischen Tätigkeit entstanden in die 'Analytische Aufmerksamkeit wie das Wasser für den Schwimmer ist', wie es Rorik in seinem Diskursbuch, besonders bei (2), vermerkt.
m+w.p23-2 < k. >

1) Redekur, psychoanalytisch
Freud entwickelte aus der Hypnose die »kathartische«, später allein die
»psychoanalytische« »Redekur«, in der durch »freie Assoziation« immer mehr
vormals verdrängte Gedächtnisinhalte der bewußten Bearbeitung zugänglich gemacht
werden sollten, wodurch die hysterischen Symptome in vielen Fällen verschwanden.
Die Methode der freien Assoziation besteht in der Verpflichtung des Patienten, in der
Kur »alles zu sagen, was ihm durch den Kopf geht, auch wenn es ihm unangenehm
sei, auch wenn es ihm unwichtig, nicht dazugehörig oder unsinnig erscheine« (VII,
385). Die Erfahrung zeigte Freud, daß die freien Assoziationen (zu deren Gunsten
Freud die Hypnose bald ganz aufgab) von der rationalen und moralischen Kritik, den
›Zensur‹mechanismen des Patienten frei sind, so daß in ihnen Verdrängtes
wiederkehren kann: Bisweilen kann man so, mit Hilfe der Deutungsvorschläge des
Analytikers, zu den Lebenseindrücken gelangen, die die Symptome hervorgebracht
hatten.
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-476-00091-0_151

2) Containing
bezeichnet in der Psychologie einen Vorgang, in dem Psychotherapeuten die
Projektionen von Patienten vorerst aufnehmen, ohne die eigenen Emotionen, die durch
diese Projektionen ausgelöst werden, zu agieren – also reagierend zu erledigen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Containing..

3) Enactment (wechselseitige Behandlung als Handlungsprinzip)
Mit dem Enactment-Konzept scheint sich ein neues Bewusstsein in der Psychoanalyse
auszubreiten, in dem sich neben den Prinzipien der »Deutung« und der »Beziehung«
ein weiteres etabliert: das Handlungsprinzip. Enactments werden als Formen
wechselseitiger Behandlung angesehen, in denen es gilt, das eigene Handeln so zu
gestalten, dass es für den Patienten entwicklungsförderlich ist. Mittlerweile wird sogar
das Agieren als Drehpunkt seelischer Verwandlung betrachtet. Solche Auffassungen
haben auch ihre psychologischen Konsequenzen für die analytische bzw.
tiefenpsychologische Behandlungslehre. Dieser Beitrag beleuchtet die Vielfalt von
Handlungsdialogen zwischen Patient und Therapeut. Sie werden eingeteilt in
entwicklungshinderliche und in entwicklungsförderliche.
> Die entwicklungshinderlichen stellen unbewusste Verstrickungen dar und müssen
durchgearbeitet werden.
> Die entwicklungsförderlichen Handlungsdialoge sind immanent wirksam und
nachträglich verstehbar.
> Schließlich wird der Tiefgang von Handlungsdialogen veranschaulicht und ihre
behandlungsmethodischen Andeutungen erläutert, die als Ressourcen des Patienten und
als Heilfaktoren der Behandlung genutzt werden können.
https://www.psychosozial-verlag.de/27022
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