Landesärztekammer warnt eindringlich vor Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS)
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Landesärztekammer warnt eindringlich vor Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS)
Dr. Clever: "Extrem hohe Risiken und unübersehbare Folgen"
Stuttgart, 22. November 2017. Neue Psychoaktive Substanzen (NPS), häufig auch Legal Highs oder Research Chemicals genannt, sind angeblich harmlose Stoffe mit verheerenden Wirkungen auf die Gesundheit, warnt die Landesärztekammer Baden-Württemberg. Deren Präsident Dr. Ulrich Clever erklärt: "Bei NPS handelt es sich um psychoaktive Substanzen mit extrem hohen Risiken für die Konsumenten. Die Folgen sind unübersehbar und je nach Substanz unterschiedlich. Schwerste Vergiftungen sind nicht selten." Die Vorsitzende des Suchtausschusses der Landesärztekammer, Dr. Paula Hezler-Rusch, ergänzt: "Da der Handel mit den Neuen Psychoaktiven Substanzen strafrechtlich verfolgt wird, tarnen Anbieter die Produkte mit Bezeichnungen wie 'Düngerpille', 'Badesalz' oder 'Kräutermischung'. Konsumenten bestellen die Substanzen dann scheinbar legal im Internet."
Dr. Clever warnt jedoch eindringlich: "Der Handel mit Neuen Psychoaktiven Substanzen ist illegal und findet nicht primär auf Schulhöfen, in Szenevierteln oder in 'dunklen Ecken' statt. Für NPS wird häufig offen im Internet geworben, also nicht einmal im sogenannten Darknet. Das verstärkt leider den Anschein der Harmlosigkeit."
Die Ausgangsstoffe kommen häufig aus China und Indien. Sie werden in osteuropäischen Labors zusammengekocht. Die Bestelladressen sind in der Regel im Ausland, aber der Vertrieb erfolgt meist über Briefkastenfirmen im Inland. Organisierte kriminelle Netze spülen die Substanzen in Massen auf den Markt. In der Regel werden die Neuen Psychoaktiven Substanzen in unscheinbaren Päckchen oder Kuverts geliefert. Die Versender täuschen ihre Kunden dabei mit lapidaren Beipackzetteln wie "Nicht zum Verzehr geeignet." über die immensen Gefahren des Konsums hinweg. Doch die Wirkungen der synthetischen Cannabinoide, Phenylethylamine und Cathinone stellen in Wahrheit Cannabis oder Marihuana mit Leichtigkeit in den Schatten, betont Dr. Hezler-Rusch: "Die Neuen Psychoaktiven Substanzen sind wesentlich gefährlicher aufgrund des höheren Abhängigkeitspotenzials, der ausgeprägteren psychotogenen Wirkung sowie stärkerer Herz-Kreislauf- und vegetativer Effekte."
Die Neuen Psychoaktiven Substanzen stehen daher auch im Mittelpunkt des heutigen Suchtsymposiums der Landesärztekammer Baden-Württemberg, das traditionell am Buß- und Bettag in Stuttgart stattfindet. Dr. Clever erklärt: "Wir bilden die Ärzte und Ärztinnen intensiv fort, damit sie die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen von NPS-Konsum behandeln und auch Prävention betreiben können. Auf diesem Wege bekämpft die Ärzteschaft ein virulentes gesellschaftliches Problem mit eigenen Ressourcen und fachlicher Expertise." Der Ärztekammer gehe es aber um noch mehr, so der Kammerpräsident: "Wir sehen Politik und Staat in der Pflicht, die unmoralischen kriminellen Geschäfte und ihre unübersehbaren Folgen zu unterbinden, indem das NPS-Gesetz konsequent durchgesetzt wird. Darüber hinaus fordern wir eine verpflichtende Aufklärung für alle Jugendlichen in den Schulen, denn die Zahl der Todesfälle durch Neue Psychoaktive Substanzen steigt beständig an."
Bei einem der jüngsten tragischen Fälle aus Baden-Württemberg waren Anfang des Jahres im Bodenseekreis drei Erwachsene nach dem Konsum von sogenannten Research Chemicals gestorben.
Hintergrund:
Am 26. November 2016 trat das "Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz" in Kraft, das den Umgang mit psychoaktiven Substanzen regelt, die nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen. Das Gesetz verbietet, mit einem neuen psychoaktiven Stoff Handel zu treiben, ihn in den Verkehr zu bringen, ihn herzustellen, ihn zu verlagern, ihn zu erwerben, ihn zu besitzen oder ihn einem anderen zu verabreichen.
Derzeit unterliegen zwei Stoffgruppen dem gesetzlichen Verbot:
• von 2-Phenylethylamin abgeleitete Verbindungen (d. h. mit Amphetamin verwandte Stoffe, einschließlich Cathinone) und
• Cannabinoidmimetika/synthetische Cannabinoide (d. h. Stoffe, die wie Cannabis ihre psychoaktive Wirkung im Endocannabinoid-System entfalten).
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