Zahnheilkunde I
Professor Dr. Elmar Hellwig: Präventive Aspekte der Zahnerhaltungskunde Ärztlicher Direktor der Abteilung Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, elmar.hellwig@uniklinik-freiburg.de Neubeschreibung einer präventionsorientierten modernenZahnheilkunde Präventive Aspekte der Zahnerhaltungskunde von Professor Dr. Elmar Hellwig, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie
Ziel einer präventionsorientierten Zahnerhaltungskunde ist es, von einer rein symptombezogenen (mechanistischen) Therapieausrichtung zu einer ursachengerechten, diagnose- und krankheitsorientierten (biologisch ausgerichteten) Behandlung zu kommen. Neue Erkenntnisse in der Kariesätiologie und -diagnose ermöglichen heute eine Abschätzung des Kariesrisikos und des Kariesverlaufs. Vor diesem Hintergrund sind eine adäquate Befundung und ein Kariesmonitoring die Grundlage für eine zahnerhaltende Therapie. Die Aussage Karies = Restauration hat heute keine Gültigkeit mehr. Sie wird ersetzt durch die Fragen: Wann muss ich bohren? Wann kann ich darauf verzichten? Was muss ich dann tun?
Es ist heute nicht selten möglich, mit primärprophylaktischen Methoden ohne Restaurationen das Kariesrisiko zu senken oder die Karies aufzuhalten. Falls dennoch Restaurationen erforderlich sind, so stehen dem Zahnarzt für die Primärversorgung Verfahren zur Verfügung, mit denen er minimalinvasiv unter größtmöglichster Schonung der gesunden Zahnhartsubstanz und damit auch häufig relativ schmerzfrei die Zahnform und -funktion wiederherstellen kann. Die Adhäsivtechnik und der Einsatz von Kompositmaterialien ermöglichen diese Vorgehensweise (Sekundärprävention), bei der zudem auch noch ästhetische Belange berücksichtigt werden können. Aber auch hier gilt: Eine gute Restauration hält nur lange, wenn sie adäquat gepflegt wird.
Mit den modernen Restaurationsverfahren ist es auch möglich geworden, Restaurationen zu reparieren, d.h. nicht jede Füllung muss vollständig ausgetauscht werden, wenn der Zahnarzt kleinere Defekte diagnostiziert.
Zudem lassen sich auch größere Defekte manchmal so versorgen, dass eine Überkronung oder gar eine Extraktion eines Zahnes vermieden werden kann.
Moderne endodontische Verfahren spielen eine große Rolle in der Zahnerhaltung. Mit ihnen wurde die Erfolgsquote von Wurzelkanalbehandlungen stetig verbessert. Dazu ist allerdings häufig ein großer apparativer Aufwand notwendig (maschinelle Wurzelkanal-aufbereitungsmethoden, Verwendung von OP-Mikroskopen) usw. Mit diesen Methoden lassen sich durch Revisionsbehandlungen heute auch Zähne retten, bei denen bereits eine endodontische Behandlung stattgefunden hat und die man früher extrahiert hätte.
War früher Zahnerhaltung in erster Linie Reparatur, so ist sie heute die Beseitigung und/ oder Vermeidung pathogener, oraler Einflüsse. Dieser Prozess des Umdenkens hat bisher leider nicht in allen Universitätsklinika und Zahnarztpraxen Einzug gehalten. Die Gründe dafür sind vielfältig, der Hauptgrund ist allerdings die Steuerung der zahnärztlichen Leistungskataloge durch nicht fach- und sachbezogene Erwägungen, die die Einführung einer modernen präventionsorientierten Zahnerhaltungskunde behindern.
12. IZZ-presseforum, 21. Juli 2006, Freiburg Zahnmedizin in Theorie und Praxis Universitätsklinik für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde Freiburg
Zahnheilkunde II
Dr. Udo Lenke: Die zahnmedizinische Versorgung der Zukunft – eine Herausforderung für den Berufsstand
Vorsitzender des IZZ-Verwaltungsrats und Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg
udo.lenke@t-online.de;
mca.roe@t-online.de; Dr. Roettele, stellv. Präsidentin der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg
13. IZZ-presseforum, 15. Juni 2007, Tübingen: Zahnmedizin in Theorie und Praxis - Insbesondere bei Kindern
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,
Universitätsklinikum Tübingen.
Inhalt (Es gilt das gesprochene Wort)
Die Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie, DMS IV Studie, deren Ergebnisse im November 2006 veröffentlicht wurden, stellt einen wissenschaftlichen Beitrag zu gesundheitspolitischen Fragen und zur Versorgungsforschung dar. Es wird deutlich, dass die zahnärztliche Versorgung nicht isoliert zu betrachten ist, sondern in den Kontext von Multimorbidität gestellt werden muss. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, dass zum Beispiel Tabakkonsum die Gefahr verstärkt, nicht nur an Parodontitis zu erkranken, sondern ebenso das kardiovaskuläre Risiko erhöht oder exzessiver Alkoholkonsum neben dem Mundkrebsrisiko auch die Entwicklung von Leberzirrhose fördert, veranschaulichen, dass zahnmedizinische und medizinische Erkrankungen in wechselseitigem Zusammenhang stehen. Aus diesem Grund sind integrierte Konzepte der Gesundheitsförderung wegweisend, -Konzepte, für die Zahnmediziner, Mediziner, Pädagogen, Erzieher und Gesundheitspolitiker gleichermaßen zuständig sind und die zum Ziel haben, effizienter und zielgerichteter gesundheitliche Risikofaktoren für bestimmte Risikogruppen besser in den Griff zu bekommen.
Die zahnmedizinischen Entwicklungen lassen nach den Ergebnissen der DMS IV Studie erkennen, dass sowohl der prothetische als auch der konservierende Bereich der Zahnmedizin zukünftig auf Grund der demographischen Entwicklung verstärkt in Anspruch genommen werden wird. Zwar sind die Erfolge der Gruppenprophylaxe und des Kariesrückgangs in allen Altersklassen eine erfreuliche Tatsache. Sorgen bereiten aber zum einen die zunehmende Kariespolarisierung in kleineren Risikogruppen bei den Jugendlichen und andererseits die prozentuale Zunahme von Wurzelkaries bei Senioren. Ebenfalls nachdenklich stimmen die sozialmedizinischen Erkenntnisse, dass die gesundheitlich gefährdeten Risikogruppen im Bereich der Jugendlichen als auch der Senioren mit einem niedrigen Bildungsniveau korrelieren. Hier ist verstärkter Handlungsbedarf auf allen gesellschaftlichen Ebenen notwendig.
Der Erhalt der Zähne bis ins hohe Alter erhöht das Risiko von Parodontalerkrankungen. Die statistischen Auswertungen zeigen, dass mittelschwere und schwere Parodontalerkrankungen bei Erwachsenen und vor allem bei Senioren stark ansteigen. Aus parodontologischer Sicht besteht hier ein Bedarf an interdisziplinärer Zusammenarbeit aller Medizinbereiche und der gemeinschaftlichen Ursachenforschung über Korrelationen zwischen oraler Gesundheit und der Gesundheit des Gesamtorganismus, wie dies am Beispiel von Adipositas als Mitinitiator für Parodontitis deutlich wird.
Speziell für den prothetischen Bereich prognostiziert die DMS IV Studie einen demographisch bedingten zunehmenden Bedarf an hochwertiger prothetischer Versorgung und implantatgetragenem Zahnersatz. Der bisherige Versorgungsgrad mit implantatgetragenem Zahnersatz bei den Senioren fällt mit 2,6% an der prothetischen Gesamtversorgung relativ gering aus, ein weiterer Anstieg der Nachfrage nach Implantaten wird auch stark vom Preis abhängen. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach alternativen und einfacheren, aber trotzdem qualitätsvollen prothetischen Versorgungen im Niedrigpreissegment.
Auch der Bereich der Zahnerhaltung steht auf Grund des längeren Erhalts von Zähnen vor der Herausforderung, innovative konservierende Methoden zu entwickeln, die deutlich längere Funktionsperioden erfüllen. Auch hier spielt die Synthese von bezahlbaren, aber trotzdem qualitätsvollen zahnärztlichen Leistungen eine große Rolle.
Eine Alternative, die allerdings noch hinreichend erforscht und evaluiert werden muss, könnten substanzschonende direkte Kompositrestaurationen sein.
Die durch die DMS IV Studie erreichten Forschungsergebnisse führen zu der Erkenntnis, dass der Zahnarzt zukünftig eine neue und wichtige Rolle als „Gesundheitsmanager“ spielen wird. Eine gute zahnmedizinische Versorgung der Patienten ist unmittelbar verbunden mit der verstärkten individuellen Betreuung sowie mit der gesundheitlichen Beratung und Aufklärung, die mehr Zeit und Aufmerksamkeit benötigen. Ebenso muss der Zahnarzt sich zukünftig verstärkt auf ältere und alte multimorbide Patienten einstellen, das heißt der Fachbereich der Alterszahnheilkunde gewinnt ebenso an Bedeutung wie die interdisziplinäre Kooperation mit Medizinern verschiedener Fachgebiete.
Um der Bevölkerung eine qualitativ hochwertige Versorgung auch in Zukunft anbieten zu können, besteht die Notwendigkeit, dass die Politik für adäquate Rahmenbedingungen sorgt.
Aus Sicht der Zahnärzteschaft ist es wichtig, die von unserem Berufsstand ausgearbeitete Honorarordnung Zahnärzte, kurz HOZ, die eine moderne Zahnheilkunde auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand unter der Prämisse einer betriebswirtschaftlichen Kalkulation ermöglicht, zu akzeptieren und als Grundlage für die derzeit anstehende Novellierung der zahnärztlichen Gebührenordnung in die Gebührendiskussion mit einzubeziehen.
Das Recht auf ein angemessenes Honorar für die zahnärztliche Behandlung muss gewährleistet bleiben, damit nicht negative Konsequenzen eintreten werden, wie zum Beispiel die Abwanderung der Zahnärzte aus dem ländlichen Raum in die Stadtkreise oder ins Ausland, was zu einer Beeinträchtigung der zahnmedizinischen Versorgung führen könnte
Zahnspange
Überschätzte Zahnspange - Von einem schönen Gebiss hängt das Selbstbewusstsein nicht ab
www.GesundheitPro.de; pirhalla@wortundbildverlag.de
Baierbrunn 16.05.2007 (ots) - Die Zahnspange für ein schöneres Gebiss fördert
nicht automatisch - wie oft vermutet - auch das Selbstvertrauen. Die
"Apotheken Umschau" berichtet über eine britische Studie, für die
1981 insgesamt 1018 Elf- und Zwölfjährige mit und ohne Zahnkorrektur
untersucht worden waren. 337 befragte Professor William C. Shaw,
Dental-Orthopäde an der Universität Manchester, 20 Jahre später
erneut. Ehemalige Zahnspangen-Kinder, so bekam er zu hören, waren
nicht glücklicher oder selbstbewusster als die anderen.
Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" 5/2007 B liegt in den
meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung
an Kunden abgegeben.
Kontakt:
Ruth Pirhalla
Pressearbeit
Tel.: 089 / 7 44 33-123
Fax: 089 / 744 33-459
Zappelphilipp-Syndrom
Arzneimittel beim "Zappelphilipp-Syndrom" ADHS nicht vorschnell
absetzen
http://www.abda.de; u.sellerberg@abda.aponet.de; http://www.abda.de; http://www.gesundheit-adhoc.de
ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Freitag,
10.08.2007
Berlin - Etwa 6 Prozent aller Kinder zwischen sechs und zehn Jahren
leiden am Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS. Es
äußert sich in Lern-, Leistungs- und/oder Verhaltensauffälligkeiten.
Behandelt wird es unter anderem mit dem Wirkstoff Methylphenidat. In
den letzten Tagen erschienen Presseberichte, dass dieser Wirkstoff in
Tierversuchen zu organischen Veränderungen im Gehirn geführt hat.
"Eltern sollten Arzneimittel gegen ADHS nicht vorschnell absetzen,
sondern zuerst mit dem betreuenden Arzt sprechen", rät Apotheker
Professor Hartmut Morck, Arzneimittelexperte und Chefredakteur der
Pharmazeutischen Zeitung.
Kinder über sechs Jahren können ergänzend zu anderen Therapieformen
mit Methylphenidat behandelt werden. Im normalen Dosisbereich sind
Nebenwirkungen selten. Sie treten meist nur zu Beginn der Behandlung
auf und können durch eine Verminderung der Dosis oder geänderte
Einnahmezeiten beherrscht werden. Als Alternative zu Methylphenidat
kann die Apotheke Rezepturen mit dem Wirkstoff Amphethamin anfertigen.
Oder der Arzt kann den Wirkstoff Atomoxetin verordnen, dessen Wirkung
allerdings verzögert einsetzt. In der Selbstmedikation können Eltern
homöopathische Arzneimittel einsetzen. Abzuraten ist von
Nahrungsergänzungsmitteln mit AFA-Algen.
Morck: "Das "Zappelphilipp-Syndrom" wird seit einigen Jahren stark
beworben. Aber nicht jedes unruhige Kind hat ADHS. Eltern sollten
deshalb auf die Diagnose eines Facharztes vertrauen." Nach Angaben des
Deutschen Arzneiprüfungsinstituts e.V. (DAPI) wurden im Jahr 2006 1,47
Millionen Packungen Methylphenidat verordnet. Das sind 48 Prozent mehr
als noch vor fünf Jahren. 45 Prozent der Packungen verordneten
Kinderärzte, weitere 25 Prozent Neurologen.
Kontakt:
Ansprechpartner: Frau Dr. Ursula Sellerberg
Telefon: 030 40004-134