Hirndoping : 746.000 Arbeitnehmer in Baden-Württemberg nutzen verschreibungspflichtige, stressabbauende Medikamente


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Hirndoping : 746.000 Arbeitnehmer in Baden-Württemberg nutzen verschreibungspflichtige, stressabbauende Medikamente

ÜBERBLICK
 Um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen nehmen sie Betablocker und Antidepressiva, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen....
Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport 2015 hervor. Die Studie zeigt auch die Entwicklung der Fehlzeiten bei den psychischen Erkrankungen.

INHALT
DAK-Gesundheitsreport 2015 untersucht Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten durch Arbeitnehmer
Hirndoping im Job: 746.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg haben schon einmal verschreibungspflichtige Medikamente genutzt, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport 2015 hervor. Die Studie zeigt auch die Entwicklung der Fehlzeiten bei den psychischen Erkrankungen. Sie nahmen im vergangenen Jahr um neun Prozent zu. Seelenleiden waren damit die zweithäufigste Ursache für Fehltage in Baden-Württemberg. Insgesamt blieb der Krankenstand konstant bei 3,3 Prozent. Er lag damit unter dem Bundesdurchschnitt von 3,9 Prozent. Baden-Württemberg ist somit erneut das Bundesland mit dem niedrigsten Krankenstand.
Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Baden-Württemberg aus. Es wurden zudem Arzneimitteldaten der Kasse analysiert und bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 20 bis 50 Jahren befragt. Demnach haben sich 7,5 Prozent der Berufstätigen in Baden-Württemberg schon einmal gedopt – mit Dunkelziffer sogar bis zu 13,5 Prozent. Hochgerechnet auf die Erwerbstätigen in Baden-Württemberg sind das 746.000 Menschen, die schon einmal leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente geschluckt haben. Derzeit betreiben etwa 99.000 der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg regelmäßig und gezielt Hirndoping. „Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal“, warnt Markus Saur, Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg. „Damit die Beschäftigten auch bei Leistungsdruck langfristig gesund bleiben, ist Aufklärung wichtig. Suchtgefahren und Nebenwirkungen des Hirndopings sind nicht zu unterschätzen.“
73 Prozent der Baden-Württemberger kennen den vermeintlichen Nutzen des Hirndopings. Häufig werden dafür Betablocker und Antidepressiva eingesetzt, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen – Medikamente also, die eigentlich zur Behandlung von Krankheiten verschrieben werden. In Baden-Württemberg stieg zum Beispiel die Zahl der DAK-Versicherten, die von ihrem Arzt eine Methylphenidat-Verordnung (Ritalin) erhalten haben, von 2011 bis 2013 um 73 Prozent an. Methylphenidat ist zur Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen zugelassen. Zehn Prozent der DAK-Versicherten bekamen dieses Medikament, ohne dass die Kasse in den Behandlungsdaten Hinweise auf ADHS finden konnte. Beim Wachmacher Modafinil gingen die Verordnungen im gleichen Zeitraum zwar etwas zurück, doch fast 40 Prozent der Rezepte blieben ohne nachvollziehbare Diagnose. „Die Ergebnisse unseres Reports zeigen, dass es eine deutliche Grauzone bei den Verordnungen gibt. Wir vermuten, dass aus dieser Grauzone ein Teil der zur Leistungssteigerung missbrauchten Medikamente stammt“, sagt Saur. 
Auslöser für den Griff zur Pille sind meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Männer greifen eher zu leistungssteigernden Mitteln, Frauen nehmen häufiger stimmungsaufhellende Medikamente ein. Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Führungskräfte oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen. Der DAK-Report zeigt, dass vor allem Erwerbstätige mit einfachen Jobs gefährdet sind. Auch Beschäftigte mit einem unsicheren Arbeitsplatz haben ein erhöhtes Doping-Risiko. „Hirndoping ist mittlerweile beim ‚Otto Normalverbraucher‘ angekommen, um den Arbeitsalltag besser zu meistern. Das Klischee der dopenden Top-Manager ist damit vom Tisch“, so Saur.

Der DAK-Gesundheitsreport untersucht auch den Krankenstand in Baden-Württemberg. Er blieb gegenüber dem Vorjahr konstant bei 3,3 Prozent. Das heißt, 2014 waren von 1.000 erwerbstätigen Arbeitnehmern in Baden-Württemberg im Schnitt pro Tag 33 krankgeschrieben, im Bund waren es 39. Ein Beschäftigter fehlte in Baden-Württemberg an durchschnittlich zwölf Tagen im Job. Für mehr als ein Fünftel dieser Ausfalltage (21,4 Prozent) waren Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems verantwortlich, beispielsweise Rückenschmerzen. Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen, wie Depressionen und Angstzuständen, stiegen um neun Prozent an und lagen mit 16,6 Prozent der Ausfälle auf Platz zwei der Krankheitsarten. Die Zahl der Fehltage in diesem Bereich stieg auf 197 Tage pro 100 DAK-Versicherte. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Ausfalltage bei den psychischen Erkrankungen nahezu verdoppelt. Fehltage aufgrund von Atemwegserkrankungen sanken im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 19 Prozent und landeten mit 14,7 Prozent auf Platz drei.
Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand waren 2014 das Gesundheitswesen mit 3,8 Prozent, die öffentliche Verwaltung mit 4,6 Prozent und der Handel mit 3,3 Prozent. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Bildung, Kultur, Medien mit 2,4 Prozent. 
Die DAK-Gesundheit ist die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von rund 320.000 erwerbstätigen DAK-Mitgliedern in Baden-Württemberg durch das IGES Institut ausgewertet. Das gesamte Pressematerial
 
Kontakt:
Daniel Caroppo
DAK-Gesundheit
Unternehmenskommunikation
Pressesprecher Baden-Württemberg


mailto:daniel.caroppo@dak.de

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