Mit besserer Langzeitversorgung mehr Menschen vor tödlichem Herzinfarkt bewahren
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Langzeitversorgung bei Herzinfarkt
Mit besserer Langzeitversorgung mehr Menschen vor tödlichem Herzinfarkt bewahren
Defizite in der langfristigen medikamentösen Prävention von Herzinfarkten - Neue Konzepte für die ambulante Versorgung gefordert
Berlin - Immer mehr Menschen überleben heutzutage einen Herzinfarkt. Doch jeder fünfte von ihnen stirbt innerhalb von fünf Jahren nach diesem akuten Ereignis. Besonders gefährdet sind Infarktpatienten, wenn sie an weiteren Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder starkem Übergewicht leiden. Experten fordern daher mehr Anstrengungen, die Langzeitversorgung herzkranker Menschen zu verbessern und somit die Zahl der Todesfälle durch Herzinfarkt weiter zu senken. Das ist das Fazit einer Fachtagung am Berliner IGES Institut.
In der notfallmedizinischen Erstversorgung des Herzinfarkts sei durch das sehr gut etablierte und organisierte Notarztwesen in Deutschland viel erreicht, sagt Professor Martin Möckel, Ärztlicher Leiter von Rettungsstellen der Charité Universitätsmedizin Berlin. Bereits vor Eintreffen in der Klinik erfolge eine präzise Diagnostik und es würden komplexe Therapien eingeleitet. Besonders bedeutsam für das Behandlungsergebnis seien intersektorale und abteilungsübergreifende Behandlungspfade.
Strukturiertes Überleitungsmanagement senkt Sterblichkeit nach Infarkt
Auf Hindernisse am Ende des Krankenhausaufenthaltes nach einem Herzinfarkt weist Dr. Franz Goss hin, Kardiologe im Herzzentrum Alter Hof in München. Informationsdefizite an den sektoralen Grenzen und fehlende standardisierte Behandlungspfade behinderten einen optimalen Übergang in die ambulante Dauerversorgung. Er berichtet von einem strukturierten Überleitungsprogramm, das umfassende Aufklärung, einen Herzpass und bereits in der Klinik organisierte Termine bei niedergelassenen Kardiologen beinhaltet. Laut Goss konnte damit eine 1-Jahres-Sterblichkeit nach Herzinfarkt von nur 7,6 Prozent erreicht werden, während andere Auswertungen derzeit Werte von zehn bis 12 Prozent nennen.
Wer einen Herzinfarkt überlebt hat, bleibt lebenslang gefährdet. Bei einem Infarkt verstopft ein Gerinnsel die Blutgefäße des Herzens. Ursache sind meist chronische Gefäßveränderungen, sogenannte Arteriosklerose, die weiter voranschreiten und zu Folge-Infarkten oder zu Teilverschlüssen der Herzkranzgefäße führen können. Ärzte sprechen bei diesen akuten, lebensbedrohlichen Durchblutungsstörungen am Herz vom akuten Koronarsyndrom, kurz ACS. Die häufigste Form des ACS ist der Herzinfarkt.
„Das ACS ist für 20 bis 25 Prozent der Noteinsätze verantwortlich. Etwa 600.000 Menschen mit ACS werden jährlich stationär versorgt, mehr als 60.000 sterben an einem Herzinfarkt“, erläutert Professor Uwe Zeymer, Leitender Oberarzt am Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein.
Mehrfacherkrankung Betroffener erfordert neue Versorgungsprozesse
Fast jeder ACS-Patient leidet zudem an mindestens einer Begleiterkrankung wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Nierenfunktionsstörungen, Diabetes oder starkem Übergewicht. Diese Erkrankungen wiederum sind selbst Risikofaktoren für ACS und bedürfen zusätzlich einer Behandlung.
„Die Multimorbidität vieler Herzinfarktpatienten erfordert speziell organisierte Versorgungsprozesse, die sich nur mit neuen vertraglichen und technischen Instrumenten etwa für Dokumentation und Kommunikation realisieren lassen“, sagt Susanne Guthoff-Hagen, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens sgh-consulting. Wichtig sei es, Hausärzte in ihrer täglichen Betreuung von oft älteren und vielfach erkrankten ACS-Patienten mit einfach handhabbaren und am Versorgungsalltag orientierten Entscheidungshilfen zu unterstützen.
Auch der Arzt Dr. Andreas Köhler, selbst Herzinfarkt-Betroffener, fordert, „endlich mehr sektorenübergreifendes Fallmanagement im deutschen Gesundheitswesen zu etablieren“. Dabei sei auch die Perspektive der Betroffenen stärker einzubeziehen. Herzinfarkt-Überlebende hätten eine lebensbedrohliche Situation erfahren und ständen nun eigenen Ängsten und Fragen der eigenen Belastbarkeit gegenüber.
Eingeleitete leitlinienkonforme Therapien reißen ab
Defizite in der langfristigen medikamentösen Behandlung ACS-Kranker zum Schutz vor Folgekomplikationen hebt Hans-Holger Bleß hervor, Bereichsleiter Versorgungsforschung am IGES Institut. Analysen zur Therapietreue nach ACS auf Basis von Patientenbefragungen zeigten, dass es je nach Arzneimittel bereits nach einem Jahr zu Therapieabbrüchen bei bis zu 18 Prozent der Patienten kommt. Als häufigsten Grund gaben Patienten Empfehlungen ihres Arztes an. „Es gibt unbestritten Erfolge in der leitlinienkonformen Behandlung bei ACS. Allerdings existieren immer noch Defizite in der langfristigen Kontinuität der Therapie. Nötig ist weiterhin Aufklärung bei Patienten und bei Ärzten.“
Den Nutzen der medikamentösen Prävention nach Herzinfarkt betont auch Professor Harald Darius, Chefarzt der Kardiologie am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. Er berichtet von aktuellen Studien, nach denen sich bei bestimmten Patienten durch eine längere Therapiedauer als bisher üblich mit zwei Thrombozytenaggregationshemmern noch mehr schwere kardiovaskuläre Ereignisse wie Re-Infarkte verhindern ließen. „Jetzt gilt es herauszufinden, welche Patienten von einer verlängerten Therapie profitieren und wie lange die optimale Therapiedauer nach ACS sein sollte.“
Auch die frühe Nutzenbewertung neuer Arzneimittel nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) solle Ärzte beim sachgerechten Einsatz der therapeutischen Optionen bei ACS unterstützen, sagt Dr. Dominica Schroth, Ärztin im Bereich Verordnungsmanagement der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. „Es ist wichtig, Ärzte weiterhin darüber aufzuklären, dass positiv bewertete Arzneistoffe innerhalb der Indikationen mit Zusatznutzen eine leitlinienkonforme Therapie ohne wirtschaftlichen Druck ermöglichen.“
An der vom IGES Institut und dem forschenden Arzneimittelhersteller AstraZeneca organisierten Veranstaltung „Forum Herz – Versorgung bei Akutem Koronarsyndrom“ nahmen rund 60 Experten aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens teil. Weitere Informationen und Vorträge unter www.iges.com/forum-acs
Über das IGES Institut: Forschen – Entwickeln – Beraten für Infrastruktur und Gesundheit
Das IGES Institut wurde 1980 als unabhängiges Institut gegründet. Seither wurde in über 1.000 Projekten zu Fragen des Zugangs zur Versorgung, ihrer Qualität, der Finanzierung sowie der Gestaltung des Wettbewerbs im Bereich der Gesundheit gearbeitet. Das Spektrum umfasst inzwischen weitere Gebiete der öffentlichen Daseinsvorsorge: Mobilität und Bildung. Das IGES Institut gründet seine Arbeit auf hohe Sach- und Methodenkompetenz und bietet in allen Arbeitsgebieten einen breiten Zugang zu eigenen und zu Datenquellen anderer Institutionen. Zusammen mit den Unternehmen CSG und IMC (beide Berlin), AiM (Lörrach) sowie HealthEcon (Basel) beschäftigt die IGES-Gruppe mehr als 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Über die AstraZeneca GmbH
Die AstraZeneca GmbH in Wedel/Schleswig-Holstein ist die deutsche Tochtergesellschaft des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens AstraZeneca PLC, London. AstraZeneca gehört mit einem Konzernumsatz von rund 26 Milliarden USD (2014) weltweit zu den führenden Unternehmen der forschenden Arzneimittelindustrie. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt innovative Arzneimittel zur Behandlung von Krankheiten im Bereich Herz-Kreislauf und Diabetes, der Onkologie, der gastrointestinalen- und Atemwegserkrankungen sowie für die Behandlung von Schmerz- und Infektionskrankheiten. Weitere Informationen unter http://www.astrazeneca.de.
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