Heilung der akuten Hepatitis C in nur sechs Wochen – Studie der Deutschen Leberstiftung hochrangig publiziert

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Hepatitis C - Heilung
-gs-ah-deutsche-leberstiftung16-11

Hannover - Die Hepatitis C, eine Leberentzündung aufgrund der Infektion mit dem Hepatitis C-Virus, kann schwerwiegende Folgen wie Leberzellkrebs oder Leberzirrhose haben. Deshalb ist die Behandlung wichtig. In den letzten Jahren wurden neue Medikamente zur Behandlung dieser Erkrankung entwickelt und eingesetzt. Für die Therapie der chronischen Hepatitis C liegen bereits viele Daten vor. Eine jetzt in der Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ publizierte Studie des HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung hat erstmals gezeigt, dass mit den neuen Medikamenten auch eine akute Hepatitis C ausheilen kann – und zwar sogar schneller als die chronische Hepatitis C, die aktuell für acht bis zwölf Wochen behandelt werden muss.
Das Hepatitis C-Virus wird durch infiziertes Blut übertragen. Es dringt in die Leberzellen ein, vermehrt sich dort sehr schnell und schädigt sie dabei. Das Immunsystem bekämpft das Virus, indem es befallene Leberzellen zerstört. Dadurch wird die Funktion der Leber immer weiter eingeschränkt. Oft setzt sich das Virus im Körper fest und kann ohne eine medikamentöse Therapie nicht besiegt werden. Die Erkrankung wird dann „chronisch“, also dauerhaft. Die ersten sechs Monate nach der Infektion spricht man von einer „akuten HCV-Infektion“. In dieser Zeit kann die Hepatitis C ohne Behandlung („spontan“) ausheilen. Das geschieht in zehn bis 50 Prozent der Fälle. Die akute Hepatitis C wird nur selten erkannt, weil sie meist keine Symptome verursacht. Deshalb sind Studien zu dieser Erkrankung selten und aufwendig.
Seit 2014 stehen für die Behandlung der chronischen Hepatitis C neue Medikamente zur Verfügung. Diese Medikamente greifen direkt in die Vermehrung des Hepatitis C-Virus ein und können ohne das bisher immer notwendige Interferon, das viele Nebenwirkungen verursacht, eingesetzt werden. Bisher lagen nur Daten zur Behandlung der chronischen Hepatitis mit diesen neuen Therapien vor. Die Studie, die im HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung durchgeführt wurde, hat zum einen geprüft, ob eines der bei der chronischen Hepatitis C sehr gut wirkenden Medikamente auch bei der akuten Hepatitis C mit sehr hohen Leberwerten sicher eingesetzt werden kann und zum anderen, ob eine kürzere Behandlungsdauer ausreicht.
Es handelt sich um die weltweit erste Studie zur Interferon-freien Behandlung einer akuten HCV-Infektion, aus der die kompletten Daten vorliegen. An der Studie nahmen 20 Patienten aus zehn Zentren in ganz Deutschland teil, die eine akute Hepatitis C aufgrund einer Infektion mit dem Hepatitis C-Virus des Genotyps 1 und keine weiteren Infektionskrankheiten wie Hepatitis B oder HIV hatten.
Alle Patienten erhielten eine Kombination der Wirkstoffe Ledipasvir und Sofosbuvir in einer Tablette für sechs Wochen und wurden anschließend zwölf Wochen weiter beobachtet. Die Behandlung war sehr erfolgreich: Alle Patienten konnten geheilt werden und es gab keine nennenswerten Nebenwirkungen.
„Mit dieser Studie konnten wir zeigen, dass die neuen Medikamente auch bei Patienten mit einer akuten Hepatitis C sicher eingesetzt werden können. Das ist für die Betroffenen ein wichtiges Ergebnis“, erläutert Dr. Katja Deterding, die Erstautorin der Publikation. Die übliche Dauer für die Behandlung bei einer chronischen Hepatitis C mit diesem Medikament beträgt acht bis zwölf Wochen. Bei der akuten Hepatitis C ist laut dieser Studie eine kürzere Behandlung ausreichend. Prof. Dr. Heiner Wedemeyer, einer der korrespondierenden Autoren des veröffentlichten Artikels, hebt dazu hervor: „Die Erkenntnis, dass eine deutlich kürzere Therapiedauer bei einer sehr neu erworbenen Hepatitis C-Virusinfektion ausreicht, ist nicht nur wissenschaftlich und für die klinische Praxis interessant, sondern könnte auch zu Kostenersparnissen führen, wenn es entsprechende Verpackungseinheiten geben würde.“ Durch eine frühe Ausheilung der Erkrankung könne außerdem die Ansteckung weiterer Personen verhindert werden.
„Diese mittlerweile vierte nationale Studie zur akuten Hepatitis C zeigt die Bedeutung der Deutschen Leberstiftung. Hier entwickeln und realisieren wir Studien, die für die Patienten enorm wichtig sind, aber nicht im Fokus der Pharmafirmen stehen. Und wir befassen uns kontinuierlich mit den Erkrankungen. Seit der Gründung des „Kompetenznetz Hepatitis“, das inzwischen von der Deutschen Leberstiftung getragen wird und seines HepNet Study-House im Jahr 2002 haben wir in vielen Studien die Virushepatitis erforscht. Diese waren oft weltweit bedeutend und haben Ergebnisse erbracht, die zum Teil noch heute wegweisend für die Behandlung der Virushepatitis sind“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorsitzender der Deutschen Leberstiftung und Leiter der Studie. „Dieser Erfolg ist nur möglich durch die gute Zusammenarbeit. Wir danken den Zentren und Patienten, die durch ihre Mitarbeit den Erfolg der Studie erst möglich gemacht haben und dem Team, das die Studie so erfolgreich koordiniert hat“, betont Prof. Dr. M. P. Manns.
Die Studie wurde im HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) durchgeführt. Gefördert wurde die Studie durch die Gilead Sciences GmbH und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Das DZIF fördert das HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung und kann dessen Infrastruktur auch für klinische Studien und Register zur Virushepatitis nutzen.
Der Artikel “Ledipasvir plus sofosbuvir fixed-dose combination for 6 weeks in patients with acute hepatitis C virus genotype 1 monoinfection (HepNet Acute HCV IV): an open-label, single-arm, phase 2 study” (Deterding K et al.) mit den Ergebnissen der Studie ist in der Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases (doi: http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(16)30408-X, epub) erschienen.

 
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