Hautkrebskongress der deutschen 'Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie' ADO
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Hautkrebs - Kongress ADO 2010
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Diskussionen aktueller dermato-onkologischer Strategien:
Neue Therapien verbessern Prognose von Melanompatienten in allen Stadien
(ka) Um neue Strategien beim Hautkrebs ging es vier Tage lang beim 30. Deutschen
Hautkrebskongress, der in diesem Jahr erstmals digital durchgeführt wurde. Diskutiert wurden
Fortschritte in der Therapie beim Melanom und bei anderen bösartigen Hauttumoren, neue
Behandlungsmöglichkeiten zur verbesserten Prognose von Melanompatienten in allen Stadien und
die Kombination von Immuntherapie und zielgerichteter Therapie. Ein weiterer Fokus lag auf dem
gesamten Themenkomplex der adjuvanten und neoadjuvanten Therapie.
Der 30. Deutsche Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO)
vom 9. bis 12. September 2020 ging erfolgreich zu Ende. Tagungspräsident Prof. Dr. Erwin Schultz,
Nürnberg, betonte den immens wichtigen wissenschaftlichen Austausch in der Dermato-Onkologie.
Angesichts der bahnbrechenden Therapiefortschritte für Hauttumoren in den letzten Jahren – vor
allem auch in fortgeschrittenen Stadien – und der immer noch weiter zunehmenden
Hautkrebserkrankungen in den nächsten Jahrzehnten sieht sich die ADO vor der großen
Herausforderung, die Patientenbehandlung mit interprofessionellen Teams weiter zu optimieren. Im
Rahmen der feierlichen Eröffnung wurde der 16. Deutsche Hautkrebspreis 2020 der ADO von Prof.
Dr. Roland Kaufmann, Frankfurt am Main, an PD Dr. Philipp Tschandl, Wien, und an PD Dr. Lisa
Zimmer, Essen, für ihre herausragenden Leistungen in der Dermato-Onkologie überreicht.
Vielversprechende Entwicklungen in der Hautkrebstherapie
Mit einem überaus vielfältigen Kongressprogramm wurden an vier Kongresstagen neueste
wissenschaftliche Erkenntnisse und aktuelle Studien mit einem dermato-onkologischen Update in
Diagnostik und Therapie für Ärzte und das Behandlungsteam vorgestellt. Namhafte Redner
präsentierten in 27 Sitzungen, 7 Workshops, 12 Industrie-Symposien und 12 ePoster-Sessions eine
breite Palette aktueller dermato-onkologischer Themen. Neben der Vorstellung vielversprechender
Entwicklungen zur Melanomtherapie und zur Behandlung des Basalzellkarzinoms, aktinischer
Keratosen, des kutanen Lymphoms sowie anderer Hautkrebsarten ging es unter anderem auch um
den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) und Apps zur Prävention, Aufklärung und Therapiebegleitung
sowie zur Teledermatologie.
Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Carola Berking, Erlangen, lag ein besonderer
Tagungsschwerpunkt auf dem frühzeitigen Schutz vor UV-Strahlung. Diskutiert wurden weitgreifende
Aufklärungsmaßnahmen und Möglichkeiten zur verbesserten Durchsetzung des Hautkrebs-
Screenings. Weitere Schwerpunkte waren aktuelle klinische Studien zum malignen Melanom und
anderen bösartigen Hauttumoren mit zielgerichteten Therapien und Checkpoint-Inhibitoren, zum
hellen Hautkrebs und seinen Vorstufen sowie die Diskussion der neuen S3-Leitlinie „Aktinische
Keratosen und Plattenepithelkarzinom der Haut“.
Prognose von Melanompatienten in allen Stadien verbessert
In den letzten beiden Jahren wurden drei neue und sehr wirksame adjuvante Therapien für das
maligne Melanom im Stadium III zugelassen. Seitdem sowohl die zielgerichtete Therapie bei B-RAFmutierten
Melanomen als auch die Immuntherapie erfolgreich bei Melanompatienten eingesetzt
wurde, geht es nun um den gemeinsamen Einsatz dieser Behandlungsmöglichkeiten in der
Kombinationstherapie. Mit Spannung wurde auf der hochkarätigen Fachtagung die Präsentation der
auf dem ESMO-Kongress 2020 vorgestellten Studienergebnisse einer Phase-3-Studie zur Kombination
zielgerichteter Therapie mit den Tyrosininkinaseinhibitoren Dabrafenib und Trametinib zusammen
mit dem PD1-Antikörper Spartalizumab erwartet. Diese Tripletherapie zeigte bei einer Ansprechrate
von fast 70 Prozent einen deutlichen Trend zu besserem Ansprechen und längerem
progressionsfreiem Überleben. Der primäre Endpunkt der Studie wurde jedoch verfehlt.
Einsatz von Immuntherapie immer häufiger und früher
Frau Prof. Berking stellte den aktuellen Stand der in der Therapie des metastasierten Melanoms fest
etablierten Immun-Checkpoint-Blockade mit PD1- und CTLA4-Antikörpern vor. Die 5-JahresÜberlebensdaten
aus klinischen Studien zeigten, dass fast die Hälfte der behandelten Patienten auch
langfristig profitieren. Auch wenn die PD1- Inhibitoren schon beim ersten Auftreten von regionären
Lymphknotenmetastasen unmittelbar nach der Operation über einen Zeitraum von 12 Monaten als
adjuvante Therapie eingesetzt wurden, blieben rund zwei Drittel der Patienten auch nach 3 Jahren
noch rezidivfrei.
Rasante Entwicklungen gab es auch bei der neoadjuvanten Therapie, bei der Patienten mit
Lymphknotenmetastasen schon vor der Operation eine kombinierte Immuntherapie
bekommen. Eine niederländische Studie zum neoadjuvanten Einsatz von Immun-Checkpoint-
Blockern in der Kombination des PD-1-Antikörpers Nivolumab mit dem CTLA4-Antikörper Ipilimumab
zeigte eine starke, nachhaltig wirkende Tumorregression nach nur zwei Zyklen. Zusammenfassend
wurde festgestellt, dass sich durch Therapiefortschritte die Prognose von Melanompatienten in allen
Stadien verbessert hat.
Kongress-Highlights: Vorträge hochkarätiger internationaler Experten
Highlights beim 30. Deutschen Hautkrebskongress waren die mitreißenden Keynote-Lectures von
internationalen Spitzenforschern.
Der Plenarvortrag „Antigen-specific immunotherapy: from the identification of tumor antigens to
cancer vaccine” des renommierten Wissenschaftlers Prof. Pierre van der Bruggen, Brüssel/ Belgien
fand besonders großes Interesse. Der international herausragende Forscher, der schon 1991 am
Ludwig Institute for Cancer Research in Brüssel gemeinsam mit seinem Team das erste Tumorantigen
MAGE-A1 entdeckte und identifizierte, gab einen wissenschaftlichen Abriss zur Entwicklung der
Immuntherpie. Mit der „Cancer vaccine“ als spezifischem Krebsimpfstoff, mit der das Immunsystem
in die Lage versetzt werden kann, Tumorzellen zu erkennen und gezielt zu beseitigen, begann die
bahnbrechende Entwicklung zur Immuntherapie gegen Krebs bis hin zur Checkpoint-Hemmung, die
inzwischen zur Behandlung fortgeschrittener Melanome eingesetzt wird.
Neue Erkenntnisse im Bereich der Gen-Analyse präsentierte Prof. Dr. Reinhard Dummer,
UniversitätsSpital Zürich, in der Plenarsitzung „Melanomics for Melanomaniacs“. Vor dem
Hintergrund der Entschlüsselung des gesamten Genoms bei Krebserkrankungen veranschaulichte er
mit Darstellungen hochkomplexer Genexpressionsprofile die Heterogenität von Tumoren. Mit der
Identifizierung von Genen, deren Mutationen in verschiedenen Tumorerkrankungen nachgewiesen
werden konnten, zeigte sich die entscheidende Rolle von Zellmobilität und Proliferation. Basierend
auf den vielen tumorspezifischen, genetisch einzigartigen Mutationen jedes Hautkrebses könnte
nach Ansicht des Experten mit Hilfe der Genomik für jeden Patienten eine auf ihn zugeschnittene,
individuell maßgeschneiderte Therapie entwickelt werden.
In der spannenden Präsentation „Demystification of Amelanomic Melanoma“ verdeutlichte Nancy E.
Thomas MD, PHD, North Carolina/ USA, mit Abbildungen sehr unterschiedlicher Hautkrebsbilder die
Schwierigkeit, das sogenannte Amelanomische Melanom zu erkennen. Diesem besonderen Melanom
fehlt die typische braunschwarze Farbe, das Pigment Melanin. 8 Prozent der Melanome sind
amelanomisch und werden leicht übersehen, die rosa Flecken mit unregelmäßiger
asymmetrischer Form sind schwer erkennbar. Studien der amerikanischen Forscherin zeigten, dass
rothaarige, helläugige Menschen mit einer besonders sonnenempfindlichen hellen Haut, wenig
Muttermalen und vielen Sommersprossen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für ein amelanomisches
Melanom haben und besonders sorgfältig auf diesen Hautkrebstyp hin untersucht werden sollten.
Ausblick: 31. Deutscher Hautkrebskongress
Der 31. Deutsche Hautkrebskongress soll vom 8.-11. September 2021 im Congress Center
Hamburg (CCH) stattfinden. Kongresspräsident ist Dr. Peter Mohr, Chefarzt der Klinik für
Dermatologie der Elbekliniken Buxtehude. Weitere Infos unter
http://www.ado-kongress.de
Kontakt
Kerstin Aldenhoff
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0172 3516916
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