Jutta Kahl-Popp : Das Gefühl, Gestalt anzunehmen . Zur Subjektivität in der Psychotherapieausbildung

Gesundheit aktuell
J. Kahl-Poppe: Das Gefühl, Gestalt anzunehmen
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Online-Publikation: März 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung

208 S., 23,5 x 15,5 cm, Pb. Großoktav ; ISBN 978395558117; 24,90 €
Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt a.M.; http://www.brandes-apsel-verlag.de
 
Inhalt
Kahl-Popp betrachtet psychotherapeutische Ausbildungen aus der Innensicht. Sie untersucht den Erwerb professioneller Kompetenz der Kandidatinnen und Kandidaten in einem hochkomplexen Feld. Mit diesen kommt sie in einen Forschungsdialog, der persönliches und fachliches Wachstum reflektiert. Einer der Schwerpunkte liegt in der Erforschung der subjektiven Prozesse, die angehende Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten während ihrer Ausbildung durchlaufen. Dabei sind die Ausbildungsverläufe mit persönlichen Krisen verbunden, aber auch mit Zuwächsen an menschlicher und klinischer Erfahrung, die die Person verändern.
Kahl-Popp wertet Interaktionssequenzen von klinischen und supervisorischen Dialogen aus. Desgleichen werden Träume der angehenden Psychotherapeuten analysiert. Sie zeigt somit auf, welche Faktoren in den psychotherapeutischen Ausbildungen das Lernen hin zu klinischer Könnerschaft anregen oder beeinträchtigen.


Autorin
Jutta Kahl-Popp, Dr. phil., Psychoanalytikerin und analytische Kinder- und Jugend­lichen-Psychotherapeutin (DPV, VAKJP, SPR) in privater Praxis, universitäre Lehrtätigkeit sowie Dozentin, Supervisorin und Lehranalytikerin, Gutachterin. Preisträgerin der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung des Psychoanalytic Training Today Award 2009. Langjährige Psychotherapie­forschung, Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen.

Fazit
Kahl-Popp betrachtet psychotherapeutische Ausbildungen aus der 'Binnensicht'.
Dabei entscheidet sie sich  ganz behutsam für " Das Gefühl, Gestalt anzunehmen"  mehr oder weniger, je nach erarbeiteter Kompetenz ihrer KanditatInnen - in ihrem Lehrbuch ' Zur Subjektivität in der Psychotherapieausbildung . Uns kommt, interdiszipinär betrachtet, unmittelbar in den Sinn, was Platon dazu sagte: Der Weg führt vom Dionysischen dem 'pulchrum' zum 'verum' dem Apollinischen - und retour. http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4.html
Aus der durchgehenden Abwägung der Untersuchung strahlt eine unglaubliche Um- und Einsicht hervor. Kahl-Popp regt so die zu prüfenden Lernenden hin - bis zu klinischen Könnerschaft oder zur Entscheidung Abstand nehmen. Die Wert-Analysen erfolgen interaktiv, werden sowohl in der klinischen Praxis und Supervision evaluiert.  Dabei entwickelt sie eine eigens dafür geeignete Pilotstudie.in der die Hypothese und Methode, Erwartungen, der Forschungsplan im Kontext, ergebnisgebündelt dargestellt wird. Sie gliedert ihre Triaden (1) in vier Querschnitte, sie nennt sie bildhaft :  'Zugpferd, Wahrsager, Kripo und Tutu'. Ihre Quintessenz und Kredo: Interaktiv-textuale Selbstbeobachtung ist nur im Kontext zu verstehen,  Konversationsmodus als Selbstausdruck, Patienten betrachten den therapeutischen Austausch und prüfen ihren Gewinn. So werden heilsame Erfahrungen angeregt ...sowohl bei den KanditatInnen als auch bei den PatientInnen. Es ist ein wunderbar tiefsinniges zugleich entbergendes Lehrstück geworden,nach allen Seiten offen gelegt, wie auch die Grenzen des 'Beforscht werdens' als Ausbildungskanditatin. Nicht zu vergessen ist das Umschlagtitelbild, das ein Meisterwerk von Malewitsch zeigt, das auf das Innigste den interaktiven Diskurs aufzeigt, in Form übergeschichterter und bisweilen konträr überlagernder sich verstrickender  Rechtecke (meist Stäbe, Balken auch Bauteile assoziierend) die aber - trotz Binnenstruktur, diese offen nach aussen zu tragen vermögen - ein wunderbar ausgewähltes 'suprematives' Synonum (2). +w.p15-3

(1)
Triade
bezeichnet in der Familientherapie das Beziehungssystem zwischen drei Personen. Dieses System hat seine erste Ausprägung im Leben eines jeden Menschen in der Beziehungskonstellation Vater-Mutter-Kind, also der kleinsten Kernfamilie. Aber auch andere familiäre Beziehungen oder allgemein Beziehungen zwischen drei Personen in Gruppen (Subsystem) beschreiben eine Triade.
http://de.wikipedia.org/wiki/Triade_(Familientherapie)
Die Dunkle Triade
oder auch Dunkler Dreiklang bezeichnet ein psychologisches Persönlichkeitskonstrukt. Es befasst sich mit den „dunklen Eigenschaften“ der Menschen, die in der Gesellschaft als unerwünscht gelten. Das Konstrukt besteht aus drei Persönlichkeitstypen: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Ihnen allen gemeinsam ist die Eigenschaft, das eigene Wohl über das der Anderen zu stellen. Alle drei Typen gelten als emotional kalt, selbstgerecht und egoistisch. Es geht bei diesem Konstrukt um die subklinischen Formen der Persönlichkeitstypen, also um Persönlichkeitseigenschaften von Menschen, mit denen wir alltäglich verkehren. Es sind „normale“ Eigenschaften, nicht klinisch relevante.http://de.wikipedia.org/wiki/Dunkle_Triade

(2)
- supremativ meint hier: wie Malewitsch es selbst formulierte, dass er als Ziel vorhabe, die 'einfachste Form der Empfindung' auf dem Weg zu einer Bild-Struktur-Entwicklung, diskursiv im Selbst, zu finden. m+w.p.
- Suprematismus
ist eine Stilrichtung der Moderne der bildenden Kunst, mit Verwandtschaft zum Futurismus und Konstruktivismus. Sie entstand in Russland und hatte von 1915 bis zum Beginn der 1930er Jahre Geltung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Suprematismus
- Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch
(russisch Казимир Северинович Малевич, wiss. Transliteration Kazimir Severinovič Malevič, polnisch Kazimierz Malewicz; * 11. Februarjul./ 23. Februar 1879greg. [1] in Kiew; † 15. Mai 1935 in Leningrad) war Maler und Hauptvertreter der Russischen Avantgarde, Wegbereiter des Konstruktivismus und Begründer des Suprematismus. http://de.wikipedia.org/wiki/Kasimir_Sewerinowitsch_Malewitsch