Enddarmkrebs

Dick- und Enddarm-Tumor: Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg startet europäisches Trainingsprojekt für radikale, aber schonendere Operationsmethode

UNIVERSITÄTSKLINIKUM HEIDELBERG
Qualität bei der Operation des Enddarmkrebses verbessern
juergen.weitz@med.uni-heidelberg.demarkus.buechler@med.uni-heidelberg.deAnnette.Tuffs@med.uni-heidelberg.dehttp://www.klinikum.uni-heidelberg.dehttp://www.gesundheit-adhoc.de
Universitätsklinikum Heidelberg, 13.07.2007

Die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg bietet erstmals in
Deutschland ein umfassendes Trainingsprogramm für Chirurgen zu einer
Operationsmethode bei Enddarmkrebs an, mit der das Risiko einer
Rückkehr des Tumors wesentlich gesenkt werden kann. Auch ein
permanenter künstlicher Darmausgang ist bei diesem Verfahren seltener
erforderlich; Blasenstörungen und Impotenz treten ebenfalls weniger
häufig auf.

Bei dieser effektiven, aber gleichzeitig schonenden Operationsmethode
handelt es sich um die "Totale Mesorektale Exzision" (TME), eine
komplette Entfernung des sogenannten "Mesorektums", zusätzlich zum
tumortragenden Darmabschnitt. Diese Hüllschicht des Enddarms besteht
aus Binde- und Fettgewebe und enthält besonders viel Lymphbahnen und
Blutgefässe, in die Tumorzellen bevorzugt abwandern. Die
Operationsmethode wurde von Professor Richard Heald in England
entwickelt. Zwar wird sie seit vielen Jahren auch in Deutschland
praktiziert; der Behandlungserfolg hängt jedoch entscheidend von der
Ausbildung und Erfahrung des Chirurgen ab.

Intensivkurs in Heidelberg wird alle zwei Monate angeboten

Der Intensiv-Kurs über zwei Tage in Zusammenarbeit mit Professor Heald
wird, alternierend in deutscher und englischer Sprache, alle zwei
Monate in Heidelberg angeboten und findet wieder am 5. / 6. Juli 2007
statt. Die Teilnehmer werden anhand von Vorlesungen und
Live-Operationen in der Operationsmethode geschult. Ziel ist es, die
positiven Erfahrungen, die andere Länder mit derartigen
Trainingsprogrammen gemacht haben, auch in Deutschland und anderen
Ländern umzusetzen und Patienten, die an Enddarmkrebs leiden, ein
optimales Behandlungsergebnis zu ermöglichen.

Bösartige Tumoren des Dick- und Enddarms sind - mit über 70. 000
betroffenen Frauen und Männern pro Jahr - die häufigsten bösartigen
Erkrankungen in Deutschland. Etwa die Hälfte entsteht im Mastdarm
(Rektumkarzinom). Ihre chirurgische Entfernung, eingebettet in ein
interdisziplinäres Behandlungskonzept (Strahlentherapie,
Chemotherapie), ist Grundlage der erfolgreichen Behandlung dieser
Tumore.

Eine besondere Schwierigkeit der chirurgischen Behandlung dieser
Tumoren ergibt sich aus der Nähe zum Schließmuskel des Darmes und
ihrer Lage im kleinen Becken. Um ein meist nicht mehr behandelbares
lokales Wiederauftreten des Tumors (Lokalrezidiv) zu verhindern,
müssen der Tumor und die umliegenden Lymphknoten vollständig entfernt
werden. Andererseits sollten die für die Sexual- und
Schließmuskelfunktion wichtigen Nerven und auch der Schließmuskel
selber möglichst erhalten werden.

Statt bei 50 Prozent kehrt der Tumor nur bei 10 Prozent der Patienten
zurück

Durch die Totale Mesorektale Exzision konnte die Qualität der
chirurgischen Therapie des Rektumkarzinoms in den vergangenen Jahren
entscheidend verbessert werden. "Während bei konventionellen Verfahren
bei bis zu 50 Prozent der Patienten die Tumoren wieder auftreten,
lässt sich diese Quote durch eine exakte Chirurgie auf deutlich unter
10 Prozent senken", erklärt Professor Dr. Markus W. Büchler,
Geschäftsführender Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik
Heidelberg.

Deutlich seltener ist auch die permanente Anlage eines künstlichen
Darmausganges notwendig. Ebenso treten andere Funktionsstörungen
seltener auf: Litten beispielsweise Männer früher nach einer
Mastdarmoperation in bis zu 80 Prozent der Fälle unter Impotenz oder
Blasenentleerungsstörungen, lässt sich diese Rate nun auf unter 15
Prozent reduzieren.

Trainingsprogramme sind in anderen europäischen Ländern bereits
etabliert

Um die Qualität der chirurgischen Therapie zu verbessern, hat
Professor Heald ein chirurgisches Trainingszentrum in Basingstoke,
England eingerichtet. Auch in anderen europäischen Ländern wie
Schweden und Holland gibt es seit Jahren nationale
Ausbildungsinitiativen, die nachweislich die Qualität der
chirurgischen Therapie zum Wohle der Patienten verbessert haben. In
Deutschland wurde ein solches Ausbildungsprojekt bislang nicht
durchgeführt. In Zusammenarbeit mit Prof. Heald wurde daher nun in
Heidelberg ein Trainingsprojekt zur Verbesserung der Qualität der
Rektumkarzinomchirurgie gestartet.

"Die positiven Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern und die
Erkenntnis, dass die Qualität der Chirurgie wesentlich das
Behandlungsergebnis bei Patienten mit einem Enddarmkrebs beeinflusst,
haben uns dazu veranlasst, Chirurgen aus Deutschland und Europa einen
solchen Trainingskurs anzubieten", sagt Professor Dr. Jürgen Weitz,
Leiter der Sektion Chirurgische Onkologie an der Chirurgischen
Universitätsklinik Heidelberg.

Die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg gehört zu den führenden
Zentren der Dick- und Enddarmkarzinomchirurgie in Deutschland. In
enger Zusammenarbeit mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen
(NCT) Heidelberg werden hier jährlich etwa 250 Patienten mit Dick- und
Enddarmkrebs nach modernsten Therapiekonzepten behandelt.

Kontakt:
Onkologische Sprechstunde, Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg,
Tel: 06221 / 56 62 52

Prof. Dr. Jürgen Weitz
Leiter der Sektion Chirurgische Onkologie Chirurgische
Universitätsklinik Heidelberg Im Neuenheimer Feld 110 69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 62 50 (Sekretariat)

Prof. Dr. Markus W. Büchler
Geschäftsführender Direktor
Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg Im Neuenheimer Feld 110
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 62 01 (Sekretariat)

Kontakt:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät
der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44