NeuroIntensivmediziner bei COVID-19 gefragt! Das Coronavirus ist neurotrop: Es befällt nicht nur Atemwege und Lunge, sondern auch das Nervensystem

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Während der Pandemie sind jetzt auch NeuroIntensivmediziner gefragt, wie die Deutsche Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin e.V. (DGNI) feststellt. Weltweit gibt es immer mehr Hinweise auf eine potentielle Beteiligung des Nervensystems durch COVID-19 mit neuro-intensivmedizinischen Komplikationen – mitunter schon, bevor Atemstörungen oder Atemversagen auftreten. Ein Drittel der Infizierten hat neurologische Symptome wie Riech- oder Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Halluzinationen oder Bewusstseinstrübungen. Oft sind es Patienten mit schwereren Krankheitsverläufen.

„Dass das Virus SARS-Cov2 neurotrop, also in der Lage ist, das Nervensystem zu befallen und den Gesamtverlauf der Erkrankung relevant zu beeinflussen, ist kein Geheimnis mehr“, so Prof. Dr. med. Julian Bösel, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Kassel und Präsident elect der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin e.V. (DGNI). „Transnasal, retrograd über Hirnnerven, hämatogen und dann nach intrazellulär über ACE2 könnte die Route in die Nervenzellen verlaufen, auch wenn dies noch weiteren Verständnisses bedarf“ – darauf weisen aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen hin. Erste Berichte über neurologische Symptome von COVID-19-Patienten wie Riech- und Geschmacksstörung, starke Kopfschmerzen, Halluzinationen und Bewusstseinstörungen, die zum Teil isoliert oder vor den anderen bekannten Symptomen wie Fieber und trockenem Husten auftraten, kamen aus China, Iran und Italien. Auch erste Fallberichte von anders nicht erklärbaren Enzephalopathien und Schlaganfällen liegen vor. Kürzlich wurde aus Japan über die erste COVID-19-assoziierte Meningoenzephalitis mit Nachweis von SARS-Cov2 im Nervenwasser berichtet.

„Prinzipiell können mechanistisch relevante Veränderungen der Blutgerinnung, Blutdruckregulation, autonomen Balance und hirnstammbasierten Atemregulation den Verlauf von Intensivpatienten ungünstig beeinflussen“, so Prof. Bösel. Allerdings sei zu bedenken, dass die bisherigen Erkenntnisse noch auf einer dünnen Datenbasis stehen, weil die systematische Erfassung fehlt. Jetzt sollen in großen Registern wie dem von LEOSS, DGN- Junge Neurologen oder dem BMBF solche neurologischen Aspekte beleuchtet werden.

Von der Initiative of German NeuroIntensive Trial Engagement IGNITE der DGNI wurde die prospektive Beobachtungsstudie PANDEMIC (Pooled Analysis of Neurologic DisordErs Manifestating in Intensive care COVID-19) aufgelegt, um spezifisch und systematisch der Rolle des SARS-Cov-2 bei neuro-intensivmedizinischen Verläufen auf die Spur zu kommen. Ziel ist es, für diesen potentiell relevanten Teil der Erkrankung Therapieoptionen abzuleiten.

Für weitere Informationen wenden Sie sich gern an den Pressekontakt der DGNI
Kerstin Aldenhoff
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