Tino Mager : Schillernde Unschärfe . Der Begriff der Authentizität im architektonischen Erbe

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Schillernde Unschärfe - Authentizität
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Online-Publikation: Februar 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Tino Mager : Schillernde Unschärfe . Der Begriff der Authentizität im architektonischen Erbe >>
271 Seiten; gebunden; ISBN 978-3-11-045727-8; 49,95 € / $70.00 / £37.99 / eBook (PDF) ISBN 978-3-11-045834-3
Walter de Gruyter GmbH, Berlin; http://www.degruyter.com; https://www.degruyter.com/dg/page/442

Charakteristika
- Authentizität im Wandel des Denkmalbegriffs
- Synästhetische Sichtung
- Topoi:
Architektur-Design > Architektur > Geschichte
> Kunst, allgemein
> Museen, Sammlungen und Material Culture
Architektur-Design  > Geschichte


Inhalt
Historische Bauwerke erlauben uns Einsichten in das Wesen an sich bereits verflüchtigter, auf andere Weise nicht mehr erfahrbarer Zeitabschnitte. Doch wie ‚authentisch‘ sind diese Relikte und was meint diese Frage eigentlich? Anhand der Betrachtung dieses hochaktuellen Begriffs – Authentizität – zeigt das Buch auf, wie stark sich die Werke der Vergangenheit und damit auch unsere Erkenntnisse über sie verändern und wie unstet unsere Sprache ist, mit der wir uns darüber verständigen. Schillernde Unschärfe verknüpft spannende philosophische Gedanken mit konkreten Beobachtungen und entwirft einen neuen Blick auf unser Verständnis von Vergangenheit. Detaillierte Fallstudien revidieren gängige Vorstellungen bezüglich der Wahrheit und Echtheit unseres kulturellen Erbes.

Autor
Dr. Dipl.-Ing. (FH), MA Tino Mager
Studium der Medientechnik in Leipzig sowie der Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaft in Berlin, Barcelona und Tokyo; 2004 Diplom; 2009 Magister Artium.
Seit 2014 an der Konzeption und Realisierung eines bundesweiten Architekturpreises für die denkmalgerechte Umnutzung von Sakralbauten im Auftrag der Wüstenrot Stiftung beteiligt, seit 2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kooperationsprojekt „Welche Denkmale welcher Moderne?“ der TU Dortmund und der Bauhaus Universität Weimar.

 Fazit
Mit "Schillernde Unschärfe - Authentizität" hat sich der Kunst- & Medienwissehschaftler Tino Mager grundlegend - sowohl etymologisch (1) als auch in Fallstudieen - intensiv auseinandergesetzt.
Dabei kommt Mager, zusammen mit Baudrillard (2) zum poststruktural-nahem Schluss, dass es zum Topos Authentizität-im/materiell (3) ein komplexes Bild mit vielteiligen Beziehungen zwischen Gestaltung (am Beispiel Architektur-Design: Ise-Schreine (4) aufkommt: Sowohl in  Vergangenheit und Gegenwart, tradierter Dogmatik, wie ihrer periodischen Erneuerung (in Material, Gestalt, Funktion und Ort). Dazu zitiert Mager Baudrillard, hier sinngemäss:
'Da das Reale - das gewesen ist - nicht mehr ist - nimmt die Nostalgie ihren Weg, nehmen die Mythen des Realen, Wahrhaftigkeit, Objektivität, überhand. Das Reale wird zur nachrangigen Instanz, so Baudrillard, sinngemäss, dazu.
Tino Mager's bringt mit dieser Untersuchung der sich stets wandelnden zeitgeistig 'schillernden und unnscharfen Originialitä' zum Ausdruck sich Der Verantwortung stellen der Überlieferung von kulturellen Kostbarkeiten würdevoll so zu begegnen, dass 'Scheinbild-Gestaltung sich erübrigt. Dieser visionären Utopie ist beizupflichten'. m+w.p17-2

1)
Etymologie
(von altgriechisch ἐτυμολογία etymología „Ableitung eines Wortes aus seiner Wurzel u. Nachweisung seiner eigentlichen, wahren Bedeutung“; dieses von ἔτυμος étymos „wahr, echt, wirklich“ sowie λόγος lógos „Wort“) befasst sich mit der Herkunft und Geschichte der Wörter. Im Verständnis der Sprachwissenschaft ist die Wortherkunft die Erklärung der Entstehung eines Worts oder Morphems in einer gegebenen Gestalt und Bedeutung. Als sprachgeschichtlich (diachron) ausgerichtete Erklärungsweise ist sie Bestandteil der historischen Sprachwissenschaft
https://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie
2)
Jean Baudrillard
 (* 27. Juli[1] 1929 in Reims; † 6. März 2007 in Paris) war ein französischer Medientheoretiker, Philosoph und Soziologe, der als Professor an der Université de Paris-IX Dauphine lehrte. Er war ein einflussreicher, aber auch umstrittener Vertreter des poststrukturalistischen Denkens
https://en.wikipedia.org/wiki/Jean_Baudrillard
3)
Authentizität
(von gr. αὐθεντικός authentikós „echt“; spätlateinisch authenticus „verbürgt, zuverlässig“) bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“.
Authentizität bezeichnet eine kritische Qualität von Wahrnehmungsinhalten (Gegenständen oder Menschen, Ereignissen oder menschliches Handeln), die den Gegensatz von Schein und Sein als Möglichkeit zu Täuschung und Fälschung voraussetzt. Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden. Die Scheidung des Authentischen vom vermeintlich Echten oder Gefälschten kann als spezifisch menschliche Form der Welt- und Selbsterkenntnis gelten. Zur Bewährung von Authentizität sind sehr weitreichende Kulturtechniken entwickelt worden, die die Kriterien von Authentizität für einen bestimmten Gegenstandsbereich normativ zu (re-)konstruieren versuchen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Authentizit%C3%A4t
4)
Der Ise-jingū (jap.) etwa: (Groß-)Schrein(e) von Ise; offizieller Name eigentlich bloß Jingū) ist ein Shintō-Schrein und gilt im Schrein-Shintō als das höchste Heiligtum Japans. Er befindet sich in der Stadt Ise in der Präfektur Mie und besteht aus einer weitläufigen Gebäudeanlage mit zwei Hauptschreinen, dem Inneren Schrein (内宮 Naikū) und dem etwa sechs Kilometer davon entfernten Äußeren Schrein (外宮 Gekū), sowie 125 Nebenschreinen (91 davon gehören zum Naikū, 32 zum Gekū). Darüber hinaus gehören dem Schrein noch drei angeschlossene Museen sowie eine Bibliothek, sowie eine Reihe weiterer Anlagen zur Herstellung der in den Zeremonien benötigten Produkte, die nicht nur in Ise oder der Präfektur Mie liegen. Gegenwärtig pilgern pro Jahr etwa sechs Millionen Menschen zum Schrein (diese Pilgerschaft nennt sich O-Ise-Mairi).
https://de.wikipedia.org/wiki/Ise-jing%C5%AB
*
Inhaltsverzeichnis
Dank — I
Einleitung —
I. Teil: Theorie
1 Der Authentizitätsbegriff — 19
1.1 Etymologie — 19
1.2 Authentizität als Gegenwartsphänomen — 24
2 Historischer Überblick zum Umgang mit materiellem Erbe — 43
2.1 Entdeckung der Vergangenheit — 43
2.2 Begriffe und Werte im 19. Jahrhundert — 57
2.3 Vorstöße und Verluste — 80
3 Das Dogma der Authentizität — 93
3.1 Von der Charta von Venedig zum Welterbe — 93
3.2 Nara’94 und die Authentizitätsdebatte — 110
3.3 Die Entmaterialisierung des Authentischen — 126
II. Teil: Fallstudien
1 Ise-Schreine — 145
1.1 Objekt — 145
1.2 Periodische Erneuerung — 154
2 Neues Museum — 163
2.1 Objekt — 163
2.2 Sanierung — 167
3 Vergleichende Analyse der Authentizität — 179
3.1 Materielle Substanz — 181
3.2 Gestalt — 194
3.3 Funktion — 203
3.4 Ort — 210
3.5 Tradition — 216
Schluss — 225
Bibliographie — 232
Abbildungsnachweis — 267
Register — 269
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