Hans Ramisch : Altar-Bilder im ersten christlichen Jahrtausend

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 Reflexionen : Altar-Bilder - 1. Jahrtausend
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Online-Publikation: März 2018 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Hans Ramisch : Altar-Bilder im ersten christlichen Jahrtausend  >>
427 Seiten, Taschenbuch; 208 x 146 x 19  mm; 643 g; ISBN: 9783892350958; CHF 45.45
Verlag scaneg; München http://scaneg.eu/lumen

Charakteristika
> Geisteswissenschaften, Kunstgeschichte
> Der christliche Altar und seine heilsgeschichtlichen Bildsysteme

Inhalt
Altäre trugen schon in der vorchristlichen Antike Bilder. Allgemein bekannt sind der griechische Pergamonaltar in den Berliner Museen, der Friedensaltar des Augustus in Rom. Die gebotsmäßig bilderlose mosaische Religion kannte im Zentrum ihres Tempels nur Bildwerke von Cherubim auf der Bundeslade. Die Christen übernahmen zunächst gemäß dem Ersten Gebot den bilderlosen Gottesdienst, verwendeten Bilder dann seit dem 3. Jahrhundert allegorisch in Grabräumen und auf Gegenständen in privatem Gebrauch. Unter Altarbild versteht man heute vorwiegend Gemälde über Altären. Einer der Begründer der Kunstgeschichte, Jakob Burckhardt, hat 1898 eine umfassende Darstellung der Gestaltung italienischer Altarbilder veröffentlicht. Später haben andere Forscher die Entstehung bildertragender Altaraufbauten im späteren 11. Jahrhundert als Grundlage für die weitere Entwicklung von Altarbildern erkannt. Mit dem christlichen Altar und seinen Bildern hat sich ausführlich der Jesuit Joseph Braun befasst und seine Entstehung völlig unabhängig von vorchristlichen Beispielen aufzeigen wollen. Er schuf eine kleinteilige Klassifizierung nach formalen Typen und verstellte sich und der nachfolgenden Forschergeneration damit weitgehend den Blick auf inhaltliche Fragen. Auf diese legte die Forschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts großen Wert und schuf als Kompendium ein Lexikon der Christlichen Ikonographie. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde von einigen Kunsthistorikern der Blick auf das Zusammenwirken von Form und Inhalt im Bild gelenkt. Dabei ergaben sich Zusammenhänge mit den Orten, an denen Altäre errichtet wurden, ihren spezifischen Überlieferungen und der auf ihnen gefeierten Liturgie. Kunsttopographie und Ikonologie wurden als Forschungsmethoden entwickelt. Die vorliegende Arbeit verfolgt unter Anwendung dieser Methodik das Entstehen christlicher Altäre von ihren Anfängen bis zum Aufkommen der Altarretabel im späten 11. Jahrhundert und berücksichtigt dabei nicht nur die wenigen formal mit dem Altar fest verbundenen Bilder, sondern weitet den Blick auch auf Bilder im Raum rings um den Altar und auf bildtragende Gegenstände, die während der Gottesdienste vom Altardienst benutzt wurden und für die Umstehenden zu sehen waren. Es zeigen sich inhaltlich auf die Altäre bezogene ortsgebundene Bildsysteme von großer inhaltlicher Weite und starker bildprägender Konstanz über lange Zeitläufte hin.

Fazit
Hans Ramisch ist Denkmalpfleger und hat sich jahrzehntelang mit der Erhaltung und Pflege christlicher Altarbilder beschäftigt So hat er sich mit Kunsthistorikern und Theologen auseinandergesetzt, um sich immer mehr diesem Topos profund zu nähern. Besonders seinem Aufenthalt im Kunsthistorischen Institut in Florenz verdankt er seine Erkundungsergebnisse in der vorliegenden Untersuchung "Altar-Bilder im ersten christlichen Jahrtausend".
Ausgehend von den Paradigmen der Betrachtung des christlichen Altarbildes widmet sich Ramisch dem Entstehen, der Ikonologie und  den eucharistischen Bildsystemen des frühen Mittelalters und der Karolinger und der ottonischen Periode im 10.Jahrhundert, bis in die Zeit um 1000.
Hauptziel war es der Frage nach den ikonologischen Stilarten und ihrem Wandel (Entwicklung?) nachzugehen. Das alles ist Ramisch überaus gelungen, die wechselnden Phasen von variierenden bis streng-konzentrierten Inhalte und Formen der Altarbild-Typen diskursiv darzulegen. m+w.p18-3
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