Nähe auf Distanz . Eigendynamik und mobilisierende Kraft politischer Bilder im Internet . Hrsg. v. Busch, Isabelle / Fleckner, Uwe / Waldmann, Judith

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Bilddynamik - digital - politisch
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Online-Publikation: Januar 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Nähe auf Distanz . Eigendynamik und mobilisierende Kraft politischer Bilder im Internet . Hrsg. v. Busch, Isabelle / Fleckner, Uwe / Waldmann, Judith >>
198 Seiten; Klappbroschur; 49 Abb.; DE/EN ; ISBN 978-3-11-062241-6; 49,95 € / $57.99 / £45.50
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Walter de Gruyter, Berlin: http://www.degruyter.comhttps://www.degruyter.com/dg/page/1702/

Charakteristik
> Reihe: Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte XII
> Zielgruppen: Kunsthistoriker, Historiker, Medienwissenschaftler, Politikwissenschaftler
> Fachgebiete: Kunst > Kunst, allgemein > Epochen > 21. Jahrhundert

Inhalt
In Nähe auf Distanz wird der Bedeutungswandel von Fotografien und Videos im Zeitalter des Internets untersucht. Die Beiträge widmen sich exemplarisch u.a. den Selfie-Protesten, Bildern des Arabischen Frühlings, des Israelisch-Palästinensischen Konflikts, der Gezi-Park-Proteste, des Syrienkriegs sowie der Bildpolitik des "Islamischen Staats". Deren Potenziale, auch über weite Distanzen hinweg affektiv und kommunikativ wirksam zu werden und politische Handlungen auszulösen, werden kritisch analysiert. Der hier reflektierte Bildbegriff basiert auf digitaler Übertragung und ist von permanenten Bildmodifikationen durch Datentransfers und Postproduktionen geprägt.

HerausgeberInnen-Team
Isabelle Busch, Uwe Fleckner und Judith Waldmann, Warburg-Haus, Hamburg.

Fazit, dem Inhalt folgend vorangestellt
> Im 'Kampf der Bilder (Fleckner) wird das Bild als Medium und Waffe  im politischen Konflikt eingesetzt (laut Fleckner), ist so auf wissenschaftliche Interpretation angewiesen, um nicht in den Bilderfluten anschliessend  sprach- und handlungslos ausgeliefert zu sein.
> So ist es ersichtlich und vom Beitragsteam angedacht mit dem Diskursbuch "Nähe auf Distanz" der Eigendynamik und mobilisierenden Kraft politischer Bilder im Internet nachzugehen, um so den fragil-fragmentarischen Charakter zu erhellen:
> 'Den Krieg nach Hause bringen' heisst (für Busch  / Waldmann), die Bild- und Videodokumente von ihrer Vordergründigkeit  -  ihrem Schein -  möglichst  zu befreien.
> Zu den 'Ergebnissen - für Sie - maßgeschneidert' stellt (Engling) im Gespräch fest, dass die Nachrichten/Bilder schwerlich einzuschätzen sind, aufgrund der Machtverhältnisse, bei denen besonders repressive Staaten zwar ein Medien-Monopol aufweisen, aber doch sich durch die  mächtigen Internet-Dienste bedroht fühlen.  Und so mit drakonischer Härte  Front gegen Nutzer machen.
> Dennoch liefert eine Revolution (wie die ägyptische...Livestreams of consciousness, so Behkalam & From activist to demonstrator (Erensoy)
aufschlussreiche Erkenntnisse zur Bewusstmachung der Implikationen dieser neuartigen Medienereignisse (Entgrenzen von Räumen, erneuernde politische Öffentlichkeit und Teilhabe zu dystopischen Kontrollräumen der erneuerten Militärmacht ).
> Die verpixelte Revolution (Mroué / »Looking for a missing...« (Bellan) Auf der Suche nach dem Abwesenden: gilt Menschlichkeit bei der Rückgabe, -nahme von Pixelbildern.. ).  Ist nur zum Teil zugänglich durch Gewalt / Tod der Urheber als auch des Bildmaterials/Mobiltelefons (siehe  Syrien..) jedenfalls sind 'Bilder alleine nicht genug, um einen Sieg (? ist das falsche Konfliktziel , es heisst vielmehr Kooperationsbereitschaft mit Wahrheitskommission a la Südafrika ) zu erlangen.
> Die dokumentarische Unschärferelation (Steyerl) findet  im da verorteten 'Dokumentarismus' inhaltlich-sprachlich keine Behausung. Aber Zweifel gilt für ungewisse Bilder (z.B. CNN-Bilder...), Argwohn macht sich breit , bei 'Nichts als vornehmlich bei dokumentarischer Wahrheit'-aber so Steyerl - es gibt die Perspektive der Kritik zur Zukunft durch die Einbettung in jene Verhältnisse, die dokumentarisch zeigen, was noch gar nicht existiert  und vielleicht einmal doch kommen wird?!
> Sehen und Nicht-Sehen (Hillgärtner)von Bilddokument - Ereignis und – akt,  sowie  Augenblicke der Bild-Verweigerung aus der bisherigen Gewalt-Bilderflut vermögen unsere Aufmerksamkeits-  und Vorstellungskraft durch Bilder dennoch zu befeuern und die bis zum Traumata führen können,  erchreckend wie ungefragt abrufbar aufscheint.
> The visual culture of ISIS (Gruber) ist so untragbar wie die Begriffs-Nutzung von 'cultur' zynisch wie verachtend in Bezug zu 'Isis' (https://de.wikipedia.org/wiki/Isis : Göttin der ägyptischen Mythologie) Sie, die Göttin der Geburt, der Wiedergeburt und der Magie, aber auch Totengöttin in diesem Bildzusammenhang zur Toten-Kultur?!
https://www.bild.de/politik/ausland/isis/nicolas-henin-45618466.bild.html
Diese mörderisch-anarchische Gruppe ISIS mit Kultur zu verknüpfen deutet auf  eine verhaltensgestörte Denkweise zur Sprachkultur  hin . Es geht hier vielmehr um verhaltensgestörten und allzeit selbst- /& tötungsbereiten  visuellem Autismus .
> Digitale Postproduktionen (Straub) sind Zirkulationen von Internet-Bildern (von Selbsttötungs-Attentätern, Aktionisten...)
Dabei sind die Grenzen zwischen Produktion und Rezeption  von Märtyrer-/Madonnen-/ Aktionismus (1) - Montagen nicht klar voneinander zu trennen und dringen so in den syn/ästhetischen Raum (2)  ein, um diesen verfremdend ent- /und zu besetzen!
>In den Selfie-Protesten (Schankweiler) verbinden sich Bildproduktionen und Affektpolitiken also Strategien der Sichtbarmachung mit dem Ziel politischer Ermächtigung, Einflussnahme auf gesellschaftlichen Ebenen. Dazu zählen auf Affekte (3) verstärkt zielende 'Bildpolitiker'-
Der Autor ist vor allem der Frage der Rolle der Bilder die zugleich Affekte und eine Art Währung darstellen, nachgegangen: Beide zirkulieren - werden ausgetauscht - und so potenzieren sich Verbreitung und der Wert, sowohl der Affekte  als auch der Bilder...
Quintessenz:  Hier folgen wir grosso modo dem Schlusswort von Schankweiler 'Man könnte sagen, dass beide, Bilder und Affekte, im Zeitalter der A/social Media zu Komplizen geworden sind, die einander brauchen', um die noch bestehenden demokratischen Bild-Media-Gesellschaften zu destabilisieren zugunsten populistischer Machenschaften. So sollten wir zu den A/sozial Media stets aufmerksam und deutlich auf Distanz zur ihrer Nähe zu uns wandeln.
m+w.p20-1

1)Wiener Aktionismus
wird eine Bewegung der modernen Kunst bezeichnet, in der von 1962 bis 1970 eine Gruppe Wiener Künstler das Konzept der amerikanischen Happening - und Fluxus -Kunst aufgriffen und auf provokante Weise umsetzten. Der Begriff wurde 1969 von Peter Weibel, einem engen Freund der Aktionisten, geprägt.
Autismus - Aktionismus / Mythen
Rudolf_Schwarzkogler
Durch nachweisliche Fehlinterpretation der Fotos einer Performance entstand möglicherweise durch einen Artikel des Nachrichtenmagazins Newsweek 1972 die Legende, Schwarzkogler habe während einer Aktion seinen Penis amputiert und sei daran gestorben.[5] Andere Quellen schreiben die Fehlinterpretation 1972 dem Time Magazine zu.[1] Schwarzkoglers tatsächlich tödlicher Sturz aus einem Fenster seiner Wohnung hatte ebenfalls mythische Deutungen zur Folge. Ob ein Unfall oder ein Suizid vorlag, konnte nicht festgestellt werden
https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Schwarzkogler
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Aktionismus
2) Synästhetisch
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/werkzeuge-n-der-betrachtung/aesthetik-reflexionen/synaesthetisches.html
3)
> Affekt: spontane, intensive Gefühlsäußerung der Akzeptanz oder Ablehnung, die im Gegensatz zu Emotionen eher kurzfristig ist und kognitiv wenig kontrolliert wird. Affekte sind nicht zielgerichtet, da intuitiv, aber handlungsorientiert.
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/affekt/261
> Affekt, auch: Gefühl, Stimmung, Emotion. 1) Gegenwärtig lassen sich sieben "Primäraffekte" unterscheiden: Freude, Verzweiflung, Wut, Furcht, Ekel, Überraschung, Interesse.Weitere Affekte bzw. Gefühle oder Emotionen wie Scham, Schuld, Verachtung tauchen erst relativ spät in der Entwicklung, gegen Ende des ersten Lebensjahres, auf. Die meisten Affekte sind somit bereits vor der kognitiven und sprachlichen Entwicklung ausgebildet

https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/affekt/261

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Inhaltsfolge:
Frontmatter
Seiten I-IV
Inhaltsverzeichnis
Seiten V-VI
Im der Bilder
Fleckner, Uwe
Seiten VII-X
Den Krieg nach Hause bringen
Busch, Isabelle / Waldmann, Judith
Seiten 1-22
Ergebnisse für Sie maßgeschneidert
Engling, Dirk
Seiten 23-28
Livestreams of consciousness
Behkalam, Kaya
Seiten 29-50
From activist to demonstrator
Erensoy, Şirin Fulya
Seiten 51-64
Die verpixelte Revolution
Mroué, Rabih
Seiten 65-78
»Looking for a missing...«
Bellan, Monique
Seiten 79-100
Die dokumentarische Unschärferelation
Steyerl, Hito
Seiten 101-110
Sehen und Nicht-Sehen
Hillgärtner, Jule
Seiten 111-122
The visual culture of ISIS
Gruber, Christiane
Seiten 123-154
Digitale Postproduktionen
Straub, Verena
Seiten 155-174
Selfie-Proteste
Schankweiler, Kerstin
Seiten 175-190
Anhang
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