Christa Unzner: Thea . Tagebuch . 1.Jan, - 22. Mai 1945 . Eine persönliche Auseinandersetzung mit den Kriegserlebnissen der eigenen Mutter

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Inszenierung - subrealistisch . C. Unzner
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Online-Publikation: März 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Christa Unzner: Thea . Tagebuch . 1.Jan, - 22. Mai 1945 . Eine persönliche Auseinandersetzung mit den Kriegserlebnissen der eigenen Mutter >>
mdr : Broschur., 170 × 240 mm, 88 S., Farbillustrationen; ISBN 978-3-96311-240-9;
Mitteldeutscher Verlag, 06112 Halle (Saale); http://www.mitteldeutscherverlag.de

Charakteristik
> Illustrierte Tagebuchaufzeichnungen
> Eine persönliche Auseinandersetzung mit den Kriegserlebnissen der eigenen Mutter

Inhalt
Thea wird im Mai 1945 19 Jahre alt. Sie arbeitet seit einem halben Jahr auf dem Gut der Familie Lemke in Protzen, einem Dorf, nordwestlich von Berlin. Hier erlebt sie die letzten Monate des Krieges. Ihre Ängste, ihre zunehmenden Zweifel, die dramatischen Erlebnisse während des Trecks, ihre Rückkehr nach Berlin, zu Fuß durch die zerstörte Stadt, aber auch ihre Träume, mit denen sie sich der hoffnungslos scheinenden Wirklichkeit hin und wieder entziehen kann, teilt sie ihrem Tagebuch mit.
Mittels grafischer Elemente, Zeichnungen und Collagen hat die Illustratorin Christa Unzner eine Art Graphic Novel geschaffen, in der sie sich mit ihrer Mutter in einen fiktiven Dialog begibt.

Gestalterin
Ich bin 1958 in Berlin geboren, habe nach eine Ausbildung als Schaufensterdekorateurin gemacht, danach Gebrauchsgrafik an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin studiert.
Seit 1982 bin ich freiberufliche Illustratorin und habe mehr als 140 Bücher, zumeist Kinderbücher illustriert.
Nach einigen Jahren in Lateinamerika lebe und arbeite ich in Berlin und in Südfrankreich.
http://www.christa-unzner.de/biografie/
http://www.christa-unzner.de/buecher/neuerscheinungen-und-auswahl-publizierter-buecher

Fazit
Im Nachwort der Tagebuch-Aufzeichnungen "Thea" stellt Roman Pliske aus Halle (Saale) klar, dass diese 'Thea' zugleich die originäre Mutter der aussergewöhnlichen, wunderfitzigen (1) Illustratorin Christa Unzner ist.
In dieser zutiefst ergreifenden Sozialreportage einer jungen Frau in einem ungeheuerlichen bis totalen Ausgeliefertsein zeigt Thea ihr äusserstes Selbst (2), trotzt allem Gefahrenpotenzial um sie herum. Dabei entbirgt sich ihr sozial-realistischer Schreibstil (3).
Hinzu fügt, ja schmiegt sich, der berührende zugleich faszinierende sub-realistisch-synästhetische Zeichenstil (4) der Tochter Christa Unzner. m+w.p20-3

Kultur-Punkt-Auszeichnung 2020 der subrealistisch- synästhetischen Inszenierung und Gestaltung "Thea" von Christa Unzner

1) Wunderfitz / Tausendsassa ist eine Bezeichnung für eine Person, die sich durch zahlreiche Begabungen auszeichnet. Vergleichbare Bezeichnungen sind „Multitalent“, „Alleskönner“ oder „Universalgenie“, in Österreich umgangssprachlich auch „Wunderwuzzi“, in der Schweiz „Sibesiech“./
https://de.wikipedia.org/wiki/Tausendsassa
2) Selbst
https://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-0/pa4-diskurse-1995-2020/id-2020-eu-demokratien-selbst/selbst-seele-im-vergleich-m-w-prankl-2020.html
3) nicht zu verwechseln mit dem Sozrealismus (Stalin - Gorki 1932)
https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistischer_Realismus

4a) sub-realistisch-synästhetisch, nahe dem Noverismo ähnelnd
Unter Subrealismus, subreralistisch, geprägt in den 60-Jahren in Wien von Walter Prankl, versteht er eine Sichtweise, verwandt mit dem des italienischen Neoverismo / Neorealismus*. Aber mit einer österreichisch- bis wienerisch-urbanen, durchaus provokant mit einer melancholischen Note gepaart , die die Realität, besonders dem Homo Faber in seinem urbanen Lebensraum ästhetisch dokumentiert. Hinzu kommt eine transdisziplinäre, synästhetische und zugleich gewerkschaftlich-sozial-demokratische Blickrichtung. Übrigens nicht zu verwechseln mit dem stalinistischen Soz-Realismus von Stalin-Gorki 1932) in Wort, Schrift, Fotografie und Grafik - Design und Architektur' - subrealistisch' eben.
4b) Neoverismo
Der Italienische Neorealismus bezeichnet eine bedeutende Epoche der Filmgeschichte und der Literatur von 1943 bis etwa 1954. Der Neorealismus, auch Neorealismo oder Neoverismo genannt, entstand noch während der Zeit des italienischen Faschismus unter der Diktatur Mussolinis und wurde von italienischen Literaten, Filmautoren und Regisseuren begründet, darunter Roberto Rossellini, Luigi Zampa, Luchino Visconti, Federico Fellini, Vittorio De Sica. Der Neorealismus war eine Antwort auf den Faschismus in Italien, künstlerisch vom Poetischen Realismus Frankreichs beeinflusst, aber auch politisch durch den Marxismus motiviert. Die ersten Filme dieses Stils entstanden noch während der Zeit, in der das Land im Norden von den Deutschen und im Süden von den Alliierten besetzt war. Die Filme des Neorealismus sollten die ungeschminkte Wirklichkeit zeigen; das Leiden unter der Diktatur, Armut und Unterdrückung des einfachen Volkes. Der Neorealismus ist in erster Linie ein „moralischer Begriff“, so Roland Barthes, der „genau das als Wirklichkeit darstellt, was die bürgerliche Gesellschaft sich bemüht zu verbergen“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Italienischer_Neorealismus

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