Kunstmuseum Winterthur, CH: Jean Fautrier 26.8.–12.11.2017
Einfühlsame, zugleich tiefgründige Präsentation - dank Kurator Dr. Dieter Schwarz
Galerie - Kunst & Gestaltung 4.0 > Über-ZeitgefährtInnen > Topoi ->
Inszenierung - informel bis narrativ ->
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Kunstmuseum Winterthur
Museumstrasse 52
CH-8400 Winterthur
http://www.kmw.ch/
mailto:info@kmw.ch
Kunstmuseum Winterthur, CH: Jean Fautrier 26.8.–12.11.2017
Überblick
In der französischen Malerei des 20. Jahrhunderts ist der 1898 geborene Jean Fautrier eine singuläre Figur.
Im Kunstmuseum Winterthur, wo die französische Malerei an der Schwelle zum 20. Jahrhundert so reich vertreten ist,
drängte sich eine Ausstellung von Fautriers Werk auf, zumal das Museum als einziges in der Schweiz Gemälde und Zeichnungen
des Künstlers besitzt und die letzten Retrospektiven – 1980 in Köln, 1989 in Paris, 2004 in Martigny – lange zurückliegen.
Gezeigt werden 80 Gemälde und 20 Skulpturen, die hauptsächlich aus privaten Sammlungen in Deutschland und der Romandie stammen,
ergänzt durch wichtige Werke aus Pariser Museen und Sammlungen. In zwei Arbeitsphasen – um 1928 und um 1940 –
wandte sich Fautrier der Skulptur zu. Sein schmales und wenig bekanntes plastisches Werk wird hier beinahe vollständig gezeigt
Inhalt
Jean Fautriers Werk beginnt in den 1920er Jahren, doch steht er weder in der Nachfolge des
Impressionismus, noch zählt er sich zu den Avantgarden, zu den Nachfolgern des Kubismus
oder zum beginnenden Surrealismus. Fautrier kommt aus der expressiven, realistischen
Malerei Nordfrankreichs und Flanderns, und Mitte der 1920er Jahre malt er Akte und Stilleben
in Schwarz auf schwarzem Grund, in den er in feinen Linien die Konturen von Gegenständen
kratzt. Die bewegte, sich zusehends vom Gegenstand lösende Zeichenlinie wird ein
wesentliches Merkmal seiner Arbeit. In den darauffolgenden Bildern treten Blumen und Früchte
zart und unbestimmt aus dem nun helleren, grauen Grund, als ob sie aus der Erinnerung an die
französische Stillebenmalerei des 18. Jahrhunderts gemalt wären. Aufenthalte in Südfrankreich
und in den Alpen und vor allem der Auftrag für die Illustration von Dantes Inferno führen
Fautrier Ende der 1920er Jahre zu einer eigenen Version der Abstraktion, die aus der
malerischen Geste ebenso wie aus der Materialität der Farbe resultiert.
Mit der Wirtschaftskrise brechen Fautriers Verkäufe abrupt zusammen, und er zieht sich für
mehrere Jahre in die Savoyer Alpen zurück, wo er sein Leben als Hotelier und Skilehrer fristet.
1940 ist Fautrier wieder in Paris, und während der Kriegsjahre entwickelt er hier eine neue Form
des Bildes, in dem die Materie an die Stelle des abwesenden Gegenstands – Landschaft oder
Körper – tritt. 1945 präsentiert Fautrier die Bilder, die ihn bekannt machten – die Gruppe der
Otages. Die Gesichtszüge der gemarterten Figuren lösen sich in der Materie auf – dies ist der
Beginn der informellen Malerei. Mit dem Titel seiner 1949 erschienenen Monographie, Fautrier
l’enragé, charakterisierte der Kritiker Jean Paulhan das heftige Wesen des Malers, der über die
etablierten Werte hinausging. Erneut zwingen finanzielle Umstände Fautrier, seine Arbeit zu
unterbrechen, und erst 1955 kehrt er dazu zurück. Es sind Alltagsobjekte, erotische Obsessionen
und die vom Ungarn-Aufstand angeregten Têtes de partisan, mit denen Fautrier nun seine
Grundthematik – Sinnlichkeit und Zerstörung – realisiert. 1960 wird er an der Biennale von
Venedig mit dem Grossen Preis gefeiert. Fautrier stirbt 1964 kurz nach seiner ersten
Retrospektive in Paris.
Patronat
Die Ausstellung steht unter dem hohen Patronat von Madame Anne Paugam, Ambassadrice de
France en Suisse.
Kurator:
Dr. Dieter Schwarz
Publikation
Zur Ausstellungsgestaltung erfolgte durch Gerhard Blättler.
Darüber hinaus erscheint ein zweisprachig (deutsch/französisch) konzipierter Katalog mit
Beiträgen von Christophe Barnabé, Marianne Jakobi, Eduardo Jorge, Muriel Pic, Dieter Schwarz
und mit zeitgenössischen Texten von Jean Fautrier und Edith Boissonas.
Vernissage
Die Ausstellung wurde am Freitag, 25. August 2017 um 19 Uhr eröffnet. Es begrüsst Dr. Tobias
Guldimann, Präsident des Kunstvereins Winterthur. Es sprechen Dr. Dieter Schwarz, Kurator
der Ausstellung, und Fabienne Couty, Conseillère de Coopération et d’Action culturelle,
Ambassade de France en Suisse.
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Fazit
Jean Fautrier
> ist ein Künstler des 20. Jahrhunderts - inmitten des gewalt/tät/igen Umbruchs dieser Zeit -
> hat im 1.Weltkrieg diese bestialischen Gasangriffe überlebt.-
> wovon seine 'Schwarzen Landschaftbilder' und die späteren Portrait und seine 22 ‚dunkelhäutig‘ rakeligen- oftmals gespachtelten (*) Skulpturen künden
* Gegenständlicher Entzug bis zum Äussersten, analytisch-mythisch, mit von Erinnerungen zerfetzten Narrativ-Passagen
spätexpressiv - bis Informel (art brut ? teils psychoanalytisch deutbar)
https://de.wikipedia.org/wiki/Rakel
https://de.wikipedia.org/wiki/Spachtel_(Werkzeug)
https://de.wikipedia.org/wiki/Informelle_Kunst (im Gestus teils wahlverwandt mit Karl Otto Götz
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/ueber-zeitgefaehrtinnen-topoi/inszenierung-abstrakt-nformel.html)
(https://de.wikipedia.org/wiki/Art_brut ?)
https://de.wikipedia.org/wiki/Spachtel_(Werkzeug)
Zeitgefährte und wesentlicher Einflussgeber, besonders zum Topos Sexualität:
> Georges Bataille (* 10. September 1897 in Billom, Puy-de-Dôme; † 9. Juli 1962 in Paris) war ein französischer Schriftsteller und Philosoph. Er galt als Vertreter des Surrealismus. Bataille veröffentlichte Poesie, Prosa, Studien zu aktuellen Themen, Artikel in Zeitschriften und theoretische Arbeiten – vor allem in Ökonomie. Er gründete die Zeitschrift Critique, heute Revue Critique. Sein theoretisches Werk berührte Politik und Ökonomie, Soziologie, Anthropologie, Sexualität, Kunstgeschichte, Philosophie und Atheologie. Bataille arbeitete als Archivar und Bibliothekar...Hinweisgeber und Förderer:
> André Malraux * 3. November 1901 in Paris; † 23. November 1976 in Créteil, Val-de-Marne) war ein französischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Filmregisseur, Abenteurer und Politiker.
Quintessenz
Introvertierte Defensive bis Rückzug - gepaart mit einer tiefer- und gelebten Melancholie -der ‚vie tragique (A. Koestler)‘ - in einem hoch determiniert empfundenen Dasein und Verhalten - charakterisieren das Werk von Jean Fautrier überzeitlich. m+w.p17-8
Arthur Koestler, CBE (* 5. September 1905 in Budapest, Österreich-Ungarn; † 1. März 1983 in London) war ein österreichisch-ungarischer Schriftsteller.[1] Er schrieb vorwiegend auf Deutsch und Englisch, vereinzelt auch auf Französisch und Ungarisch. Seine Zeitgenossen sahen ihn als bedeutendsten Renegaten der Kommunistischen Partei, der er sieben Jahre lang angehörte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Koestler ***
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Grande tête tragique
Jean Fautrier
Bronze 1942 Privatsammlung
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