Dieter Henrich: Sein oder Nichts . Erkundungen um Samuel Beckett und Hölderlin

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Sein oder Nichts
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Online-Publikation: Juni 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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493 S.,Leinen, mit Schutzumschlag; ISBN 978-3-406-66324-6;  39,95 €  . Auch als E-Book lieferbar.
Verlag C. H. Beck; 80703 München ; http://www.chbeck.de

Charakteristika

Inhalt
Samuel Beckett hat Hölderlins Werk hoch geschätzt. Er hat sogar eine von Hölderlins Strophen in das Leitwort seiner eigenen Werke – ‚das Nichts‘ – münden lassen. Die noch neue Kenntnis von dieser Beziehung stellt eine Herausforderung dar – zumal wenn man bedenkt, dass Hölderlins Weg als Philosoph im Zeichen von ‚das Sein‘ als Leitwort begonnen hat. Auf diese Herausforderung lässt sich Dieter Henrich in seinem neuen großen Buch ein. Es verbindet zwei ganz verschiedene Erkundungsgänge miteinander, in einer Werkanalyse und im Philosophieren. Becketts Bezugnahme auf Hölderlin wird erforscht, und der Entwicklungsgang der Werke beider wird im Blick auf das jeweils andere erschlossen. Der Hölderlin Samuel Becketts hat ein ganz anderes Profil als das, welches im 20. Jahrhundert insbesondere von George und Heidegger gezeichnet worden ist. Überraschenderweise ist es nicht nur ein moderner Hölderlin, sondern auch einer, der näher an seinen eigenen philosophischen Fragestellungen ist. Doch wie lassen sich die Leitworte ‚das Sein‘ und ‚das Nichts‘ überhaupt verstehen? Der Frage nach ihrer Bedeutung gelten eine Erkundung der Genesis dieser Ausdrücke und eine philosophische Erkundung zu einem Grundproblem des menschlichen Nachdenkens. Von der Frühzeit der griechischen Philosophie an ist es von Dunkel umlagert. Seit zwei Jahrhunderten ist ihm überdies eine zentrale Bedeutung zugewachsen – im Denken von Hegel bis Heidegger und seitdem die Erfahrung ‚des Nichts‘ als Grundzug der Moderne verstanden wird. Angesichts dieser Problemlage entwickelt Dieter Henrich eine eigene Position.

Autor
Dieter Henrich, geboren 1927, war nach seiner Habilitation ordentlicher Professor in Berlin (ab 1960) und Heidelberg (ab 1965), Gastprofessor u. a. an der Harvard University (1973 - 1984) und ab 1981 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 Ordinarius für Philosophie in München.

Fazit
Dieter Henrich stellt seinen synergetisch*-philosophischen  'Erkundungen um Samuel Beckett und Hölderlin'  in seinem Diskursbuch "Sein oder Nichts" .
*) Allgemein wird der Begriff in der abstrakteren Bedeutung „Synergieeffekt“ benutzt, wenn Konzepte, Prozesse oder Strukturen sich gegenseitig ergänzen. (Richard Buckminster Fuller). Hier ist die Verschränkung der philosophisch-analytischen Sichtweise des Autors und seiner Grenzgedanken mit ihren gegenläufigen Vertiefung, dem Selbstsein und der Ambivalenz mit ihrer Vergewisserung in seiner Umwendung der 'Blickbahn'. Diese richtet sich dank Henrich auf das nicht ganz ablösbare 'Absolute, in dem das  eigenständige-endlose Leben in der Faktizität der Subjekte in grundsätzlicher Betrachtung' deutlich gemacht wird.
Die Quintessenz seiner Blick-Um- und -Zuwendung besteht darin den jeweiligen 'Problemraum zu orten und, wenn nicht aufzulösen, so doch zu durchdringen und zu entfalten.
Dazu passt hervorragend das Zitat einer Hölderlin Strophe (wahlverwandt mit Samuel Beckett) im Buch: 'Vorwärts aber rückwärts wollen wir (!) / Nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie / Auf schwankem Kahn der Se(h)e(weise).mw.p16-6
m+w.p16-6