Martin Seel : Theorien

Online-Publikation: September 2009 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Martin Seel : Theorien >>
256 Seiten, gebunden, mit Lesefaden; ISBN 978-3-10-071010-9; € (D) 19,95; € (A) 20,60; SFR 34,90 (UVP)
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2009; www.fischerverlage.de;

Inhalt
Mit seinem neuen Buch legt Martin Seel einen zugleich philosophischen und literarischen Versuch vor, der auf eine große Theorie zugunsten vieler kleiner Theorien verzichtet. In aphoristischer Form verbinden diese persönliche und poetische Beobachtungen mit intensiven Reflexionen zu klassischen Themen der menschlichen Selbstverständigung – über Glück und Moral, Scheitern und Schönheit, Krankheit und Tod, Vernehmen und Verstehen, Wissen und Freiheit, Religion und Musik. Der Autor mischt die Karten der Erkenntnistheorie, Ethik und Ästhetik durcheinander, um diesseits disziplinärer Ordnungen aufs Ganze der Philosophie zu gehen, ohne ihr Feuer in dem Gebäude eines Systems zu ersticken. Die Sammlung dieser short cuts kann von vorn, von hinten und aus der Mitte heraus gelesen werden – als ein Nachdenken über das Denken, ein Spiel mit den Stimmen der Leidenschaft, eine Variation über die Gründe und Abgründe des Handelns, eine Verteidigung des Unbestimmten in allem Bestimmten, als Bruchstück einer prosaischen Konfession. Auf diesen Wegen entfaltet sich ein improvisierender Text, der mit seinen heterogenen Gesten den Ungewissheiten des Lebens und Schreibens nachspürt.

Autor
Martin Seel, geb. 1954 in Ludwigshafen am Rhein, ist Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zu seinen jüngeren Publikationen zählen »Sich bestimmen lassen. Studien zur theoretischen und praktischen Philosophie« (2002), »Paradoxien der Erfüllung. Philosophische Essays« (2006) sowie »Die Macht des Erscheinens. Texte zur Ästhetik« (2007).

Fazit
Martin Seel's Buch "Theorien" lädt dazu ein, dank Lesefaden und in 417 kurz und trefflich formulierten Denkanstössen "Glück und Moral, Scheitern und Schönheit, Krankheit und Tod, Vernehmen und Verstehen, Wissen und Freiheit, Religion und Musik" wie es verlagsseits richtig heisst, einen Diskurs mit Andern zu entfachen, zu erweitern, so zu einem offenen Fragefeld zu gelangen und im *sokratischen Sinne* zueinander neue Wege zu finden. Ein bewundernswertes Denkbuch liegt da vor uns, ganz offen und freundlich im Ton und in Anrede, zum Weiterdenken bereit. w.p.09-9
*) http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/             

Martin Seel : Die Macht des Erscheinens - Texte zur Ästhetik

Online-Publikation: April 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1867. Mit Abbildungen
274 Seiten, Broschur (ISBN 978-3-518-29467-3) , Euro 11,00 [D] / Euro 11,40 [A] / sFr 20.00
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007; http://www.suhrkamp.de;
 
Inhalt
Alle Wege der ästhetischen Wahrnehmung kreuzen sich in einer Aufmerksamkeit für das phänomenale Erscheinen der Welt – und damit in einer Vergegenwärtigung der vergehenden Gegenwart des menschlichen Lebens. Dieser Grundgedanke von Martin Seels vielbeachteter Ästhetik des Erscheinens wird in den Texten dieses Buchs theoretisch erweitert und an einem breiten Spektrum von Künsten und Künstlern kritisch erprobt: Sie sind Texte zur Ästhetik, deren Ästhetik auf den Rhythmus ihrer Gegenstände zu antworten versteht.

Fazit
Martin Seel ist Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt gliedert seine Texte zur Ästhetik " Die Macht des Erscheinens" in Theorie, Künste, Kritik und schliesst mit 6 Thesen zu den Kraftfeldern der Kritik: 1. Den Typus des Kritikers gibt es nur in Mischformen; 2. In der Differenzierung liegt ihre Produktivität; 3. Engagement, Intelligenz, Wachheit und Wahrnehmungsfähigkeit mit virtuoser Ausübung sind gefragt; 4-6. Bei der Bewertung der Kritikformen ist Primus der Opportunist im Ästhetischen, der Therapeut im Moralischen - dabei ist der Opportunist schwer tragbar, dagegen ist der Ermittlertypus im Politischen hervorzuheben, dahinter folgt auf ferneren Rängen der Advokat und der Richtertypus. Dieses Figurenspiel von Martin Seel ist sehr anschaulich und amüsant zu geniessen.