Zur Wiederkehr der Inhärenz in der Architektur - W. Prankl
Zur Wiederkehr der Inhärenz /
dem Inne- und Aussenwohnen zwischen Architektur und den Künsten / der transdisziplinären Gestaltung
Ein Aufruf, 1998 (Ein Auszug):
"...An dieser Stelle möchte ich Euch liebe Freunde, Feinde, für Eure erschütterungsarme Gelassenheit danken, die Ihr bisher bereits eingebracht habt. Los-Lassen-Lernen und –Können sind dabei Kernanliegen.
So nähern wir uns dabei den Haupttugendbegriffen: Weisheit, Gerechtigkeit, Mässigkeit, Mut..Was Natur, Geist und Kunst hervorzubringen vermag möchte ich nun vor Augen führen.
Voran sind diejenigen zu nennen, die Arroganz im paranoiden Ausmass in diesem vergangenen Jahrhundert besessen haben und noch besitzen: Ihr habt den Schein des Apollinischen, die reine Geometrie, die selbstgefällige, puritane Geilheit ins Licht der Zeit gestellt, und das Dionysische – die Malerei und Skulptur insbesondere aus der Aussenhaut der Architektur ausgegrenzt und den Zuhältern (Galeristen und Kunstmärkten) ausgeliefert , eine der grössten ästhetischen Verbrechen in der Architekturgeschichte, gleichzusetzen einem ästhetischem Holocaust gegen Erkenntnis und gleich einer Gefangennahme wie Isolierhaft (Foucault). Skulptur und Malerei - fern der Giebelfelder, Fassaden, Tore und Türen, Fenster und Nischen. Letzte Gegenzeugen: Art Deco. Ihr erinnert Euch nur allzugern an den Satz von Adolf Loos << Ornament ein Verbrechen>> und der puritanen Analyse durch das Bauhaus, die den Produktmanagern aller Couleurs zu Recht in den Kram passte und sie es dank Euch, in den Wehrbauten und in den anschliessenden Wiederaufbauten, den global- grillierten Fassaden der Obersten-10-Tausend sowie ihren menschenverachtenden Massenhaltungen in den Plattenbausiedlungen und ihren bösartigen Auswirkungen, von Irkutsk bis Brest und von Nord bis Süd, realisierten.
Aus dieser Unerträglichkeit heraus und der erläuterten Erkenntnis stellen wir die neuerliche Frage an Euch beide, Freunde wie Feinde, wie wir unsere inneren Kräfte als Geistig+Seelisch-Verantwortliche die aneinander- und auseinandergeratenen Künste zu einer neuen Verknüpfung führen: ansonsten bleibt Architektur, eine Ach- und Krachbude. Nun zur Kernfrage, an der Schwelle zum dritten Jahrtausend: Welche Rahmenbedingungen setzt die Architektur des neuen Jahrtausends zur Integration der Künste zum Zusammenwirken des etablierten
Apollinischen ( puritane Geometrie, Dekor..) mit dem seit den 30-iger Jahren - zwei Architekturgenerationen - in Isolierhaft befindlichen Dionysischen ( lokal-globale Geomantie, Kosmologie, Philosophie..)
Erwartet werden Einladungen zu Angeboten zu einem integrierenden Miteinanderwohnen der Künste, vor Ort- innen wie aussen...
W. Prankl, 1998
40 Jahre österreichische Kunst – Rückblick und Erkenntnis
<<sammlung am kulturpunkt>>
<< Das Projekt: Zürcher Ausstellung <<Sammlung Kultur-Punkt>> ”40 Jahre österreichische Kunst – Rückblick und Erkenntnis” oder „Blut fällt in einen österreichischen Garten“ (F. Hundertwasser, Tokio, 1961) >>
Diese Sammlung
ist im Austausch und durch Ankauf von Entwürfen und in der diskursiven Begegnung von Walter Prankl mit anderen gestaltenden Persönlichkeiten in Architektur, Fotografie, Grafik / Malerei, Skulptur / Mixedmedia und Plakatdesign, entstanden. Ein Hauptschwerpunkt bildet dabei die österreichische Kulturszene im Zeitraum ab 1960 bis heute. Einen weiteren Schwerpunkt umfasst die sammlung-kultur-punkt mit den Arbeiten des Österreichers Walter Prankl im Bereich Tusche-Aquarell und Skulptur sowie Fotomalerei von Marga Müller-Prankl und Architekturentwürfen. Insbesondere die persönlichen Begegnungen mit dem visionären Maler-Architekten Friedensreich Hundertwasser, der Raumszenengestalterin Meina Schellander, dem Bildpoeten Dieter Berdel, den Urbanisten Roland Rainer, Werner Höfer und Gerhard Wallner in Österreich, dem Architekten Alvar Aalto in Finnland und die Gespräche mit Josef Beuys in Deutschland, haben die öko-ästhetischen* Skulpturen und Szenen von Walter Prankl geprägt. Einen darüber hinausgehenden Aspekt bildet die Entwicklung des Sammlers, Gestalters und Essayisten Prankl Neben dem Abschluss seines Architekturstudiums 1965, als Mag.Arch. an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bis 1970 hat Prankl bereits Ausstellungsgestaltungen in Wien mit beachtlicher öffentlicher Anerkennung durchgeführt: Unter dem Patronat von Minister Piffl-Perceviz und dem Völkerkunde-Direktor Dr. Hans Manndorff, u.a. die Tibet-Sammlung Heinrich Harrer gestaltet und 1970 die Ausstellung ”25 Jahre Österreich” entworfen und durchgeführt. Anliegen dieser Schau ist es, die optische Gestaltungskraft der österreichischen Kulturszene der zweiten Häflte des 20. Jahrhunderts auf persönliche Weise deutlich zu machen. Dazu Prankl: "Kunst ist immer gesellschaftsbezogen und hier mit Thomas Mann einig, immer auch politisch, daher ist diese Schau auch ein aktueller, kulturpolitischer Beitrag zum demokratisch-ästhetischen Diskurs der Gegenwart."
Ausstellen bedeutet daher für ihn ein lebensbegleitendes Engagement, für die Kunst einzutreten, entgegen aller Widerwärtigkeiten der Alltagsgestaltung und dem Egotrip, ganz besonders in einer "Playstation-Gesellschaft" (Alain Metry, 2000) und die Erkenntnis vom Guten, Wahren und Gerechten, die Abbilder (Platon, -2500), die öko-ästhetischen* Muster der Zeit zu diskutieren und zu positionieren. "Es ist Zeit als Sammler Abschied zu nehmen", stellt Prankl fest, "um die künstlerischen Arbeiten einem breiteren Interessenskreis zugänglich zu machen”, und fügt hinzu, ”Unsere Zeit die uns bleibt in Häppchen geniessen”. Was wir Ihnen hier mit der Sammlung zu tun empfehlen. Marga Prankl, 2000-2009. *********************
Jean Baudrillard: Die Abwesenheit der Welt
W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2004 << Unmerkliche Alltags-Entrückung als Gestaltungswerkzeug>> Katalogbuch- und Ereignisbesprechung << Jean Baudrillard: Die Abwesenheit der Welt. Fotografien>> Ausstellung: Kunsthalle Fridericianum, Kassel, 14.12.03 – 29.2.04 www.fridericianum-kassel.de Katalog: 64 S.; sw-/farbige Abb.; kartoniert.
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/kassel-baudrillard1-04.htm (Bildzugang)
Jean Baudrillard, bekannt als Philosoph und Soziologie, aufgrund seiner aussergewöhnlichen Systemtheorie, thematisiert an Objekten, der Verführung, Simulation und vom Verschwinden der Realität. Seit 20 Jahren ist Baudrillard auch als Fotokünstler tätig. Beide Vorgangsweisen, die seines Denkens und seines gestalterischen Tuns verschmelzen in seinen fotografischen Werken zu einer Synästhesie. In 100 Farbfotografien werden vorwiegend Ausschnitte, und Nahansichten von unserer Alltagswelt gezeigt – vie trivial , ganz im Sinne auch von dem heute zumeist vergessenen Arthur Koestler, in der sich blitzlichtartig die tragische Ebene zeigt, das Vergehen und Verschwinden des Vordergründigen. Das Höhlengleichnis Platons wird sichtbar. Gleichzeitig und zum Teil vor Baudrillard, gibt es fotografische KünstlerInnen wie Marga Prankl, Basel, fotomalerisch, Paola Agosti und Zsoltan Nagy, Rom, sw-fotografisch – alle in der Internetgalerie kultur-punkt.ch zu finden, die diese Tendenz der beinahe unmerklichen Alltags-Entrückung gleichermassen brillant beherrschen. Mit Recht spricht die Ausstellungsgestalterin Barbara Heinrich von lakonischer Schönheit und grosser Intensität und zitiert in ihrer Einführung Baudrillard selbst: „ Fotografieren ist nicht, die Welt als Objekt zu nehmen, sondern sie zum Objekt werden zu lassen, ihre Alterität, die unter ihrer vorgeblichen Realität vergraben ist, freizulegen“. Das ist dieser Ausstellung insgesamt auch gelungen.
Jean Baudrillard, Jean Nouvel: Einzigartige Objekte - Architektur und Philosophie - Immaginäres Gespräch zwischen Baudriard, Nouvel und Prankl
W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2008 Buchbesprechung << Jean Baudrillard, Jean Nouvel: Einzigartige Objekte - Architektur und Philosophie - Immaginäres Gespräch zwischen Baudriard, Nouvel und Prankl >>
Hg. von Peter Engelmann. Aus dem Französischen von Eva Werth 2004. 128 Seiten., 12,2 x 20,8 cm. Brosch., ISBN 3-85165-589-3 , € 18,–, sfr 28,80 Passagen Verlag, Wien, 2000; http://www.passagen.at/
Diskursteam
Jean Baudrillard (1929-2007) war emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Paris-Nanterre.
Jean Nouvel ist Architekt. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen das Institut du monde arabe in Paris, die Galerie Lafayette in Berlin und das Kongreßzentrum in Luzern.
Walter Prankl ist Essayist (Ex-Architekt, Foto-, -Grafiker, Oeko-Skulpteur, Online-Publizist..). Entwand sich als Kind dem Hitlerregime (v.3-10 J.) und danach als Jugendlicher dem Stalinregime in Niederösterreich (v.10-20 J.) wurde sozialästhetisch-geomantischer Demokrat, gründete die Online - PlatonAkademie4 (seit 1999 im Diskurs)...
Gespräch -Inhalt B:audriard, N:ouvel und P:rankl
Erstes Gespräch
B: ..Man wird nicht mit dem Nichts anfangen..eher ein Endpunkt.. Die Radikalität....mehr ein Bereich des Schreibens, der Theorie und weniger im Bereich der Architektur.... mehr des Raumes ..vielleicht des Nichts...
P: Stimme dem zu – das erklärt auch mein Verschwinden aus dem Architektur-Szenario als Handelnder und die Hinwendung zum publizierenden Denker…
B:...des Sichtbaren und des Unsichtbaren...die der angenommenen Realität einer Welt ihre radikale Illusion (Unentschlossenheit, Schwindel...) gegenüberstellt.
P: Diese Überzeugung teile ich mit Ihnen…
N: Schwierigkeiten der Architektur = ...Schaffen und Vergessen...Du (N: zu B:) hast gesagt: "New York (= Utopie) ist das Epizentrum des Weltunterganges...man muss diese Utopie des Weltunterganges retten, das ist die Arbeit der Intellektuellen..."
P: (zu beiden) ..Retten heisst doch die Utopie in eine Vision zu verwandeln, ist keine romantische Anwandlung…
B:..Architektur pendelt zwischen Nostalgie und Antizipation..(= Retrospektive...= Provokation als Verführung ....und Geheimnis...die Kultur ist überall...."punktum" (Barthes in Bezug zur Photographie ....Architektur)
P: .. aus diesem Grund nannten wir (Marga und Walter) folgerichtig unseren virtuellen Standort „kultur-punkt“ als kritische Begleitung dieser Retrospektive der Verführung…
N: ...in der Kunst und in der Architektur geht es um eine Suche nach der Grenze...es gibt ein Vergnügen an der Destruktion (Fast-Nichts.. Nichts...Weisses Quadrat auf weissem Grund...)..
P: Ich verstehe Malevitsch, sein „Schwarzes Quadrat auf (leicht verschmutzt-) weissem (Schnee-)Grund“ seinen Suprematismus (der einfachsten Empfindung seiner Malerei) als das Verschwinden in die Retrospektive der Ikonenmalerei seiner Anwesenheits-Zeit, zugleich als existenz-bedingte Flucht (wie Schostakovitch) aus der todbringenden Verantwortung seiner totalitären Umwelt…um der Vernichtung zu entfliehen..
B: Die Ästhetik des Verschwindens...(Vernichtung bei Virilios ).. in den Netzwerken ( wo jeder der Klon oder die Metastase von etwas anderem wird), der Verflüchtigung... das "Konzept der Nullität"....des Nichts" = eine Form der Metamorphose: ein Erscheinen und Verschwinden...= ist alles nicht mehr wirklich klärbar.. man muss auch spielen, gezwungenermassen ...das Objekt (heute) hat sich zerstreut ( nicht verloren, das wäre nostalgisch) ist verschwunden, weggegangen.. kommt vielleicht in einer fatalen Form zurück...
P: Es geht um O und 1, Welle und Korpuskel, ein Diabolon…so ich begreife, ja empfinde ich Ihre Nullität ganz ausserordentlich intensiv… stimme ihnen zu…
Zweites Gespräch
B:...jetzt ist es zweideutig, ambivalent, reversibel und aleatorisch (real zeitlich)...das Objekt verschwindet im äussersten Falle..
P: Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, die Karten offen zu legen – ich sehe unser Gesprächs-Bewegtheit nach unten gerichtet zu sein, in die unterste Ebene von Platon’s Höhlengleichnis: Es ist der gefesselte, behinderte, be- und gefangene Mensch, dem wir da begegnen, der ( Ihren Ausführungen folgend) nicht einmal mehr Schatten vor sich wahrnimmt – in neuer Sicht-Losigkeit (Blindheit ?) die pure Nullität erspürt, erahnt. Und so schliesse ich daraus, dass das Feuer im Gleichnis nicht vor-scheint , erloschen oder ebenso behindert ist – zu erscheinen - wie der gefesselte Mensch es ist und es erlebt…. Von der Schattenwelt in die „Schattenlose RaumZeit“?..
N: Mutation (..man hat in Rekordzeit .. Dinge, Räume, Gebäude, Vororte, auch Nicht-Orte produziert und reproduziert... )
P: In einer sprunghaften Abänderung der Lebensweisen kommen wir ( wenn wir dem Höhlengleichnis weiter folgen) zu den beiden höheren Ebenen: Bunte und Bewegte Welt, Verwirrtheit ( Super-, Weltmarkt.. Neo-Babylon..) zur Doxa ( Masse, Meinung, Medien..) .. Ich sehe in Ihrer Haltung zur Destruktion, die Sie im ersten Gespräch erwähnten, eine Lust, die in Ihrem Metier üblich und erfolgreich auftritt als paranoide Arroganz oder auch als monomane Ich-Zentriertheit bezeichnet werden kann… ( Ausnahmen sind selten im vergangenen Jahrhundert: Aalto, Neutra…) am Beispiel Luzern wird das deutlich, wie Sie die Kernfunktion, die musikalische Funktion (Hörqualität) erst einmal zugunsten der monumental-ästhetischen Ausdrucksgestaltung beiseite geschoben haben…und so zum Verschwinden des Zuhörens und der Zuhörenden beigetragen haben…
B: was Mutation oder kulturell nennt, ist nur eine Ansammlung von polymorphen, perversen Aktivitäten...
..man müsste eine Architektur entwerfen, die auf der Logik der Datenverarbeitung beruht.. dann gibt es Multikulturalität (Identitätswechsel).. die Dinge, die werden sind selten, sind dem Verkennen ausgesetzt, und vielleicht dem Verschwinden.
P: Sie lieben es, wie ich bemerke, zwischen den beiden Begriffen „Verwirrung und Verlöschtem“ der beginnenden Nullität gedanklich zu pendeln ..
B: Umwelt, Ökologie.. habe ein Vorurteil gegen diese Dinge.. diese existiert auf der Grundlage von einem Verschwinden aller natürlichen Gegebenheiten ..um eine perfekte künstliche Welt zu errichten, in der Räume der Natur zu Naturschutzgebieten werden...
P: Ich steigere Ihre These noch, indem ich feststelle, dass unsere Um-Räume „Natur und -Schutz“ zu Macht- und Gewalt-Szenarien verkommen…
N: Architektur als reines Ereignis sagtest Du?
B: Ja, ich unterscheide das Mondiale, das Universelle und das Einzigartige...
N: .. und zum Neutralen?
B: Dafür brauchen wir keine Architekten...
P: Wir haben genug „Ampassdeure“, die sich aus ihrer universellen Verantwortung clever heraushalten, statt sich als mitfühlende und integre, soziale Wesen zu offerieren…
B: .. Alles was Ideen, Träume und Utopien waren, ist virtuell verwirklicht. Du stehst vor dem Paradoxon einer Freiheit, die keine Finalität hat… P: Für diese Schlussbemerkung danke ich Ihnen Beiden und das anregende Gespräch. 08-1 kultur-punkt ******************
Victor Papanek: Design für die reale Welt
Online-Publikation: Dezember 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Pumhösl, F.; Geisler, Th.; Fineder, M.; Bast, G. (Hrsg.): Victor Papanek: Design für die reale Welt . Anleitungen für eine humane Ökologie und sozialen Wandel >>
424 S. Mit zahlr., z.T. farb. Abb., Softcover; ISBN: 978-3-211-78892-9; 39,95 €
Springer-Verlag - Wien 2009; Reihe: Edition Angewandte; www.springer.at;
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/architektur/springer08-12papanek-design.htm (Bildzugang)
Titelbild 08-12: Künstliche Disteln, 35 cm lang, biologisch abbaubarer Kunststoff,überzogen mit Pflanzensamen und einer wachstumsfördernder Lösung zur Umkehrung des Erosionsprozesses in Trockengebieten der Erde (Design for the real World. Victor Papanek, Produkt-Designer James Herold & John Truan, Purdue Universität, USA; www.purdue.edu).
Über dieses Buch
- wesentlicher Beitrag zur Designgeschichte
- wichtige Grundlage für den zeitgenössischen Diskurs über Nachhaltigkeit im Design
- deutsche Übersetzung wurde noch zu Lebzeiten von Victor Papanek approbiert
- mit wissenschaftlich belegter Biografie des Autors
Victor Papaneks „Design for the Real World" zählt international zu den meist gelesenen Designbüchern aller Zeiten. Das Buch basiert auf dem Erwachen eines alternativen Designbegriffs vor dem Hintergrund des aufkommenden Postfordismus und der New Social Movements. Neben einer breiten Kultur- und Konsumkritik greift Papanek soziale und ökologische Prinzipien für eine partizipatorische, dezentralisierte und demokratisierte Designpraxis auf. Verstärkt durch die aktuelle Auseinandersetzung mit Fragen des Klima- und Umweltschutzes, gewinnt Papaneks Werk zunehmend an Bedeutung. Kaum eine Literaturempfehlungsliste im Bereich des Sozialen und Kritischen Design kommt derzeit ohne seine Schriften aus.
Erstmals 1970 in Schwedisch erschienen, folgten Übersetzungen in über 20 Sprachen; mit der mittlerweile vergriffenen deutschen Übersetzung war Papanek Zeit seines Lebens unzufrieden. Kurz vor seinem Tod im Januar 1998 wurde eine von Papanek akkordierte Neuübersetzung begonnen, deren Veröffentlichung durch den Tod des Autors unterbrochen wurde. Anlässlich des 10. Todestages erscheint die kommentierte Neuübersetzung, ergänzt um eine erste wissenschaftlich belegte Biografie Victor Papaneks.
Über diese Herausgeber
Victor Papanek
wurde 1923 in Wien geboren. 1939 emigrierte er in die USA. Seine Ausbildung führte über Architektur und Designstudien an der Cooper Union in New York zu Frank Lloyd Wrights Taliessin nach Arizona und an das MIT. Parallel dazu unterhielt er ein Designstudio namens ‚Design Clinic’ in NYC. Mit den frühen 1960er Jahren begann seine Arbeit im Auftrag der United Nations und damit verbundenen Organisationen an alternativen Lehr- und Kommunikationsmedien für Entwicklungsländer wie dem weltbekannten TIN-CAN-Radio. Ab Mitte der 1960er Jahre unterrichtete er an zahlreichen amerikanischen Designuniversitäten wie der Purdue University und dem California Institute for the Arts. 1970 wurde Papaneks theoretisches Hauptwerk Design for the Real World in Stockholm, unter dem Titel "Miljön Och Miljonerna" publiziert, 1971 folgte die amerikanische Ausgabe. Obwohl das provokante Buch u.a. zum Ausschluss aus der Industrial Designers Society of America (IDSA) führte, brachte es für Papanek den internationalen Durchbruch und zahlreiche Berufungen an Institutionen wie der Royal Academy of Architecture in Kopenhagen oder dem Manchester Polytechnic of Art and Design. Von 1981–87 war Papanek Professor für Architektur and Urban Design an der Kansas City University. Für sein Engagement im Bereich des Sozialen und Ökologischen Design wurden ihm viele Ehrungen zu Teil, u.a. wurde er zwischen 1982–84 mehrmals für den Alternativen Nobelpreis nominiert. Victor Papanek starb am 10. Januar 1998 in Lawrence, Kansas.
Florian Pumhösl
ist bildender Künstler und lebt in Wien. In seiner Installation "on or off earth – Design für die echten Bedürfnisse und die Rhetorik der Alternativbewegung" (1996) setzte er sich mit Victor Papaneks Arbeit und ihrem Entstehungszusammenhang auseinander. Pumhösl gibt seit 1997 die Schriftenreihe "montage" heraus.
Thomas Geisler
lehrt an der Universität für angewandte Kunst Wien. Seine Forschungen betreffen die österreichische Designgeschichte sowie Material Culture Studies mit Schwerpunkt Design und Militarismus.
Martina Fineder
lehrt an der Universität für angewandte Kunst Wien. Dort arbeitet sie gemeinsam mit Thomas Geisler am Aufbau des Victor Papanek Archive and Research Centers. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Geschichte und Material Culture sozialen und ökologischen Designs.
Gerald Bast
Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Seit 2000 Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien. Zahlreiche Publikationen.
Geschrieben für:
Lehrende und Studierende der Geisteswissenschaft, Kulturwissenschaftler, Kunstgeschichtler, Philosophen, Medientheoretiker, Gesellschaftstheoretiker, Studenten, Lehrende, Praktiker, interessierte Laien in den Gebieten Öko-Design, Designgeschichte und Designtheorie, Architektur, Raum-, Stadt-, Weltplanung, Humanökologie, Kunst, Kunst- und Architekturgeschichte, Humanökologie, Sozialwissenschaften, Anthropologie, Ethnologie, Cultural Studies, Wahrnehmungspsychologie, Kulturpsychologie, Wirtschaftswissenschaften, Umwelttechnologie und die Themenbereiche: Alltagskultur, Gesellschaftstheorie, Kulturwissenschaft, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Medientheorie und Philosophie, Bildproduktion, Sehvermögen, Visualisierung. Grafik- kunst und -handwerk, Designproduktion, Seh- und Gestaltungsvermögen.
Fazit
Vor beinahe einem halben Jahrhundert erstmals erschienen, ist das öko-soziale und demokratische Design - Lehr- und Diskurs- Buch von Victor Papanek " Design für die reale Welt . Anleitungen für eine humane Ökologie und sozialen Wandel", herausgegeben von Florian Pumhösl, Thomas Geisler, Martina Fineder und Gerald Bast hochaktuell und schreit geradezu nach Verwirklichung, die der oligarchische Turbo- und Raubtier-Kapitalismus bis heute stets zu ver- und behindern wusste. Es tut sehr wohl, dass in der gegenwärtigen neoliberalen und neokonservativen Designszene mit seinen Ausuferungen für die Altreichen und ihre Erb-Oligarchen und Scheindemokraten ein engagiertes Team wie oben den Bereich des Sozialen und Ökologischen Design aufarbeitet und diesen " Ichlingen " und ihrem Trittbrettklientel entgegenwirkt. w.p.08-12