Jean Baudrillard, Jean Nouvel: Einzigartige Objekte - Architektur und Philosophie - Immaginäres Gespräch zwischen Baudriard, Nouvel und Prankl

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Jean Baudrillard, Jean Nouvel: Einzigartige Objekte - Architektur und Philosophie - Immaginäres Gespräch zwischen  Baudriard, Nouvel und Prankl >> Hg. von Peter Engelmann. Aus dem Französischen von Eva Werth 2004.

128 Seiten., 12,2 x 20,8 cm. Brosch., ISBN 3-85165-589-3 , € 18,–, sfr 28,80 Passagen Verlag, Wien, 2000; http://www.passagen.at/
Diskursteam
Jean Baudrillard (1929-2007) war emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Paris-Nanterre.
Jean Nouvel ist Architekt. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen das Institut du monde arabe in Paris, die Galerie Lafayette in Berlin und das Kongreßzentrum in Luzern.

Walter Prankl ist Essayist (Ex-Architekt, Foto-, -Grafiker, Oeko-Skulpteur, Online-Publizist..). Entwand sich als Kind dem Hitlerregime (v.3-10 J.) und danach als Jugendlicher dem Stalinregime in Niederösterreich (v.10-20 J.) wurde sozialästhetisch-geomantischer Demokrat, gründete die Online - PlatonAkademie4 (seit 1999 im Diskurs)...

Gespräch -Inhalt B:audriard, N:ouvel und P:rankl

Erstes Gespräch

B: ..Man wird nicht mit dem Nichts anfangen..eher ein Endpunkt.. Die Radikalität....mehr ein Bereich des Schreibens, der Theorie und weniger im Bereich der Architektur.... mehr des Raumes ..vielleicht des Nichts...

P: Stimme dem zu – das erklärt auch mein Verschwinden aus dem Architektur-Szenario als Handelnder und die Hinwendung zum publizierenden  Denker…

B:...des Sichtbaren und des Unsichtbaren...die  der angenommenen Realität einer Welt ihre radikale Illusion (Unentschlossenheit, Schwindel...) gegenüberstellt.

P: Diese Überzeugung teile ich mit Ihnen…

N: Schwierigkeiten der Architektur = ...Schaffen und Vergessen...Du (N: zu B:) hast gesagt: "New York (= Utopie) ist das Epizentrum des Weltunterganges...man muss diese Utopie des Weltunterganges retten, das ist die Arbeit der Intellektuellen..."

P: (zu beiden) ..Retten heisst doch die Utopie in eine Vision zu verwandeln, ist keine romantische Anwandlung…

B:..Architektur pendelt zwischen Nostalgie und Antizipation..(= Retrospektive...= Provokation als Verführung ....und Geheimnis...die Kultur ist überall...."punktum" (Barthes in Bezug zur Photographie ....Architektur)

P: .. aus diesem Grund nannten wir (Marga und Walter) folgerichtig unseren virtuellen Standort „kultur-punkt“ als kritische Begleitung dieser Retrospektive der Verführung…

N: ...in der Kunst und in der Architektur geht es um eine Suche nach der Grenze...es gibt ein Vergnügen an der Destruktion (Fast-Nichts.. Nichts...Weisses Quadrat auf weissem Grund...)..

P: Ich verstehe Malevitsch, sein „Schwarzes Quadrat auf (leicht verschmutzt-) weissem (Schnee-)Grund“ seinen Suprematismus (der einfachsten Empfindung seiner Malerei) als das Verschwinden in die Retrospektive der Ikonenmalerei seiner Anwesenheits-Zeit, zugleich als existenz-bedingte Flucht (wie Schostakovitch) aus der todbringenden Verantwortung seiner totalitären Umwelt…um der Vernichtung zu entfliehen..

B: Die Ästhetik des Verschwindens...(Vernichtung bei Virilios ).. in den Netzwerken ( wo jeder der Klon oder die Metastase von etwas anderem wird), der Verflüchtigung... das   "Konzept der Nullität"....des Nichts" = eine Form der Metamorphose: ein Erscheinen und Verschwinden...= ist alles nicht mehr wirklich klärbar.. man muss auch spielen, gezwungenermassen ...das Objekt (heute) hat sich zerstreut ( nicht verloren, das wäre nostalgisch) ist verschwunden, weggegangen.. kommt vielleicht in einer fatalen Form zurück...

P: Es geht um O und 1, Welle und Korpuskel, ein Diabolon…so  ich begreife, ja empfinde ich  Ihre Nullität ganz ausserordentlich intensiv… stimme ihnen zu…

Zweites Gespräch

B:...jetzt  ist es zweideutig, ambivalent, reversibel und aleatorisch (real zeitlich)...das Objekt verschwindet im äussersten Falle..

P: Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, die Karten offen zu legen – ich sehe unser Gesprächs-Bewegtheit nach unten gerichtet zu sein, in die unterste Ebene von Platon’s  Höhlengleichnis: Es ist der gefesselte, behinderte, be- und gefangene Mensch, dem wir da begegnen, der ( Ihren Ausführungen folgend) nicht einmal mehr Schatten vor sich wahrnimmt – in neuer Sicht-Losigkeit (Blindheit ?) die pure  Nullität erspürt, erahnt. Und so schliesse ich daraus, dass das Feuer im Gleichnis nicht vor-scheint , erloschen oder ebenso behindert ist – zu erscheinen  - wie der gefesselte Mensch es ist und es erlebt…. Von der Schattenwelt in die „Schattenlose RaumZeit“?..

N: Mutation (..man hat in Rekordzeit .. Dinge, Räume, Gebäude, Vororte, auch Nicht-Orte produziert und reproduziert... )

P: In einer sprunghaften Abänderung der Lebensweisen kommen wir ( wenn wir dem Höhlengleichnis weiter folgen) zu den beiden höheren Ebenen: Bunte und Bewegte Welt, Verwirrtheit ( Super-, Weltmarkt.. Neo-Babylon..)  zur Doxa ( Masse, Meinung, Medien..) .. Ich sehe in Ihrer Haltung zur Destruktion, die Sie im ersten Gespräch erwähnten, eine Lust, die in Ihrem Metier üblich und erfolgreich auftritt als paranoide Arroganz oder auch als monomane Ich-Zentriertheit bezeichnet werden kann… ( Ausnahmen sind selten im vergangenen Jahrhundert: Aalto, Neutra…)  am Beispiel Luzern wird das deutlich, wie Sie die Kernfunktion, die musikalische Funktion (Hörqualität) erst einmal zugunsten der  monumental-ästhetischen Ausdrucksgestaltung beiseite geschoben haben…und so zum Verschwinden des Zuhörens und der Zuhörenden beigetragen haben…

B: was Mutation oder kulturell nennt, ist nur eine Ansammlung von polymorphen, perversen Aktivitäten...

..man müsste eine Architektur entwerfen, die auf der Logik der Datenverarbeitung beruht.. dann gibt es Multikulturalität (Identitätswechsel).. die Dinge, die werden sind selten, sind dem Verkennen ausgesetzt, und vielleicht dem Verschwinden.

P: Sie lieben es, wie ich bemerke, zwischen den beiden Begriffen „Verwirrung und Verlöschtem“ der beginnenden Nullität gedanklich zu pendeln ..

B: Umwelt, Ökologie.. habe ein Vorurteil gegen diese Dinge.. diese existiert  auf der Grundlage von einem Verschwinden aller natürlichen Gegebenheiten ..um eine perfekte künstliche Welt zu errichten, in der Räume der Natur zu Naturschutzgebieten werden...

P: Ich steigere Ihre These noch, indem ich feststelle, dass unsere Um-Räume „Natur und -Schutz“ zu Macht- und Gewalt-Szenarien verkommen…

N: Architektur als reines Ereignis sagtest Du?

B: Ja, ich unterscheide das Mondiale, das Universelle und das Einzigartige...

N: .. und zum Neutralen?

B: Dafür brauchen wir keine Architekten...

P: Wir haben genug „Ampassdeure“, die sich aus ihrer universellen Verantwortung clever heraushalten,  statt sich als mitfühlende und integre, soziale Wesen zu offerieren…

B: .. Alles was Ideen, Träume und Utopien waren, ist virtuell verwirklicht. Du stehst vor dem Paradoxon einer Freiheit, die keine Finalität hat… P: Für diese Schlussbemerkung danke ich  Ihnen Beiden und das anregende Gespräch. 08-1 kultur-punkt ******************

Pritzker-Preisträger 2009: Peter Zumthor, Architekt

titel kultur-punkt 09-6 << Pritzker-Preisträger 2009: Peter Zumthor, Architekt - CH. Eigenwillig. Umstritten. Renommiert. Geomantisch-Ästhetisch. >>

http://archiv.kultur-punkt.ch/titelbilder/titel-09-5zumthor.htm (Bildzugang)


arch@zumthor.ch
Quelle und Hinweise:
http://www.kurier.at/immo/architektur/310680.php
http://archiv.kultur-punkt.ch/ereignisse/birkhauser-09-5zumthor-atmosphaeren.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/architektur/birkhauser3-8-99.htm

Peter Zumthor gilt als einer der eigenwilligsten und umstrittensten und doch auch renommiertesten Schweizer Architekten mit internationalem Ruf. Sein minimalistischer Stil brachte mehrere Auszeichnungen, darunter 1992 den Internationalen Architekturpreis für Neues Bauen in den Alpen. Zu seinen Werken gehören die Therme Vals und das Kunsthaus Bregenz, dessen strenger Kubus von manchen auch als Meilenstein zeitgenössischer Architektur angesehen wird. Mit dem Bau in Bregenz gewann er den europäischen Mies van der Rohe-Architekturpreis 1999. Zumthor baute auch den Schweizer Pavillon für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover und den Neubau des Diözesanmuseums in Köln.

Erst im letzten Jahr erhielt Zumthor den internationalen Kunst- und Kulturpreise Praemium Imperiale, den "Nobelpreis der Künste" des japanischen Kaiserhauses.

Zumthors Beitrag in Österreich: Das Kunsthaus Bregenz.Nun wird sein Gesamtwerk mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet, wie die New York Times in ihrer Online-Ausgabe berichtet. Der mit 100.000 Dollar dotierte Preis - und die somit höchste Auszeichnung für einen Architekten - soll am 29. Mai in Buenos Aires verliehen werden. Der seit 1997 verliehene Pritzker- Preis ist die weltweit höchste Auszeichnung für Architekten. Er wurde von dem Chicagoer Unternehmer Jay A. Pritzker und dessen Ehefrau Cindy gestiftet. Die Familie besitzt unter anderem die internationale Hyatt-Hotelkette.

Der 1943 als Sohn eines Schreinermeisters in Basel geborene Zumthor besuchte die Schule für Gestaltung in Basel. Ehe er 1979 sein eigenes Architekturbüro in Haldenstein im schweizerischen Graubünden gründete, arbeitete er zehn Jahre lang als Denkmalpfleger des Kantons Graubünden.

Zumthors bekanntestes Bauwerk: Die Therme Vals. Zu den bisherigen Pritzker-Preisträgern gehören neben Frank Gehry auch der Italiener Renzo Piano, der Niederländer Rem Koolhaas und der deutsche Architekt Gottfried Böhm, der 1986 ausgezeichnet wurde. 2004 hatte mit der aus dem Irak stammenden britischen Architektin Zaha Hadid erstmals auch eine Frau den renommierten Preis verliehen bekommen. Im vergangenen Jahr wurde der französische Architekt Jean Nouvel geehrt.