Jean Ziegler: Der Hass auf den Westen

Online-Publikation: Februar 2009 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Jean Ziegler: Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren >>
288 Seiten, € 19,95 [D], € 20,60 [A], CHF 34,90; ISBN: 978-3-570-01132-4
Bertelsmann Verlag Gütersloh - München 2009; www.wissenmediaverlag.dewww.wissenmedia.de/chronik
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Globalisierung/ziegler3.html

Inhalt
Der Hass auf den Westen wächst. Schuld daran sei unter anderem die gegenwärtige »kannibalistische Weltordnung des globalisierten Finanzkapitals«, die Hunger und Elend produziere, sagte Jean Ziegler bei der Vorstellung seines neuen Buches am Donnerstag (10. Sept.) in Berlin.
»Die Sklaverei ist nicht überwunden, sie ist nur moderner geworden.« Jean Zieglers Neuerscheinung »Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren«, die gestern in Berlin vorgestellt wurde, ist voll von provokanten und mutigen Sätzen. Wer jedoch die Dinge radikal beim Namen nennt, stößt meist auf Feindseligkeit. Eine Tatsache, die der Vizepräsident des UNO-Menschenrechtsrats bereits anhand seiner früheren Werke erfahren musste.
»Diese Provokation ist aber gewollt, um die Menschen aufzurütteln«, erklärte Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a. D.. Oft würden Themen wie Armut, Ausbeutung und Ungerechtigkeit an den Rand gedrängt und verharmlost. Ein fataler Fehler, der immer wieder im Scheitern von Verhandlungen zwischen den Ländern aus dem Süden und den führenden Industriestaaten ende.
Obwohl die »weiße Bevölkerung« nur 12,8 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, bestimme diese Minderheitsherrschaft über den Rest der Welt, so Ziegler. »Aus Sicht der südlichen Völker ist die globalisierte Finanzordnung mit den Söldnern der Welthandelsorganisation, der Weltbank und der neoliberalen Ideologie eines der mörderischsten Unterdrückungssysteme.« Ein deutliches Beispiel sei Nigeria. Obwohl das Land schwer reich sei, lebten 70 Prozent der Bevölkerung in bitterer Armut. Öl-Giganten wie Shell oder BP beuteten das Land aus. Ferner werde die Korruption, wegen wirtschaftlicher Interessen, vom Westen gefördert - eine Art Herrschaftsinstrument. Aus dieser Demütigung und dem unerträglichen Leid der Völker nähre sich der Hass auf den Westen, der durch vergangene Verbrechen wie Sklaverei und Kolonialismus tief verwurzelt sei.
Der Ruf nach Gerechtigkeit, nach Reue werde auf allen drei Kontinenten Afrika, Südamerika und Asien immer lauter. »Sie haben ein verwundetes Gedächtnis. Der Westen hingegen scheint seine Gräueltaten vergessen zu haben und versteht die Ablehnung des Südens nicht.« Dafür gebe es unzählige Beispiele: Als Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy 2007 Algerien besuchte, wurden die unterschiedlichen Wahrnehmungswelten deutlich. Sarkozys Besuch habe wirtschaftliche Interessen gehabt, da Algerien ein bedeutender Erdölproduzent ist. Bevor die Verhandlungen jedoch überhaupt begonnen hatten, verlangte Algeriens Staatschef Abdelazis Bouteflika von Sarkozy eine Entschuldigung für Setif - 1945 wurden dort während einer friedlichen Demonstration 45 000 Algerier von der französischen Luftwaffe getötet. Sarkozy verweigerte die Entschuldigung. Daraufhin wurden alle Verhandlungen abgesagt.
»Wenn wir nicht aufhören, so arrogant und belehrend zu sein, wird die Lösung von globalen Konflikten immer unwahrscheinlicher«, warnte Ziegler. Auch die Schizophrenie und Doppelzüngigkeit des Westens habe die Vereinten Nationen an den Rand des Ruins gedrängt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit verlange man vom Süden, sich an die Menschenrechte zu halten. Gleichzeitig verurteile man beispielsweise die jüngsten Kriegsverbrechen Israels im Gaza-Streifen nicht. Die gleiche Haltung spiegele sich in der Diskussion um Atomwaffen wider. Eine Doppelmoral mit verheerenden Folgen für die ganze Welt, resümierte Ziegler.
Trotzdem hat der Soziologe die Hoffnung auf eine neue Weltordnung nicht aufgegeben, im Gegenteil. »Wenn ich auf Bolivien blicke, wird klar, dass es auch anders geht. Die Dinge können sich ändern.« Boliviens Präsident Evo Morales sei der lebende Beweis dafür. Als erster indigener Präsident habe er mit der westlichen Weltordnung gebrochen. Die bolivianische Bevölkerung profitiere zunehmend von der Verstaatlichung der Erdöl- und Erdgasressourcen. Jetzt müsse auch der Westen endlich Verantwortung übernehmen und Solidarität zeigen, forderte Ziegler.

Zum Autor
http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Ziegler
Er bezeichnet sich selbst als Kommunist im Sinne der Redewendung von Karl Marx „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen".
Ziegler war persönlich befreundet mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir sowie mit Che Guevara, welchen er bei dessen Besuch in der Schweiz begleitete.

Fazit
Gleich den fünf Fingern auf einer Hand weist die Gliederung von Jean Ziegler in seinem Buch "Der Hass auf den Westen" in fünf Teilen auf das Elend und die Quellen des Hasses hin - aber auch "Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren". Vernunft und Wahnsinn mit todbringender Raubgier, abscheuliche Erbfolgen der Sklavenhalter in Indien und China, Zynismus. Arroganz und Doppelzüngigkeit der Politiker (z.B. Merkel, Sarkozy u.v.a.... ) Nigeria als Fabrik des Hasses und dagegen Bolivien: "Der Bruch mit dem Kolonialstaat" .So schliesst der wortgewandte zugleich global-sozial hochbegabte Globalisierungskritiker und Menschenrechtler Jean Ziegler mit dem mutmachenden Satz: "Die Stunde unserer selbst ist gekommen, dazu Morales: "Schluss mit der Plünderung Boliviens! Schluss mit dem Kolonialstaat". w.p.10-1

Serdar Somuncu: Hassprediger (CD)

Online-Publikation: Dezember 2010 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Serdar Somuncu: Hassprediger (CD) >>
2 CDs, ISBN: 978-3-8371-0256-7; Preis: 17,95 EUR
WortArt, D-50765 Köln; www.wortart.de; www.randomhouse.de; www.somuncu.de

Inhalt
In seinem aktuellen Programm „Hassprediger“ werden weder Stars noch Sternchen verschont, denn Serdar Somuncu nimmt kein Blatt vor den Mund, auch nicht wenn es um heikle politische Themen geht. Denn Political Correctness ist dem vielfach ausgezeichneten Kabarettisten fremd. Getreu seinem Motto „jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung“ beleidigt, pöbelt und polemisiert Somuncu. Dabei klärt er jedoch zugleich auf einzigartige Weise auf. Serdar Somuncu gehört garantiert zum Schärfsten was es dieser Tage auf deutschen Kabarettbühnen gibt.
Serdar Somuncu feiert 2010 ein Vierteljahrhundert spannender und künstlerischer Auseinandersetzung.
Pünktlich zum Jubiläum veröffentlicht WortArt eine Sonderedition seines erfolgreichen Bühnenprogramms.

Autor
Serdar Somuncu, geboren am 03.Juni 1968 in Istanbul. Er studierte Schauspiel, Musik und Regie in Maastricht und Wuppertal. Seit 1985 inszeniert er über 100 Theaterstücke und wirkte bei zahlreichen Produktionen als Schauspieler mit. Außerdem veröffentlicht er Bücher mit Kurzgeschichten und Tourerlebnissen.
Auszeichnungen:
2007 Kulturnews-Award für bestes Entertainment
2004 Prix Pantheon für Sportpalastrede und Mein Kampf
1993 Europäischer Nachwuchsförderpreis für Bukowski-Blues
1990 1. Deutscher Literatur-Theater-Preis für Franz Kafkas Bericht für eine Akademie

Fazit
Die Szenen- und Jugendsprache, gespickt mit Kraftausdrücken und klarem Hochdeutsch intoniert, beherrscht Serdar Somuncu perfekt, seit 25 Jahren öffentlich und nun auf seiner zweiteiligen CD-Edtion " Hassprediger" unterwegs zu unseren Ohren. Die Polemik ist ungeschminkt, rau mit einem Unterton von Erlittenem, der aufhorchen lässt, denn da beginnt hintergründig der zartbeseitete Seelengrund hervor zu schielen. Und das ist das Überzeugende an der Ausdruckskraft von Somuncu, der humanistisch-parodische Zwischenton der einnimmt und den unsere Gesellschaft gegen eine zentralstaatlich verordnete DederonTeflon-Leid-T-Kultur-Vereinnahmung schützt. Gut so. m+w.p10-12

www.kultur-punkt.ch und DJV: kritisieren den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen

www.kultur-punkt.ch und DJV:  kritisieren den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen
http://archiv.kultur-punkt.ch/schelten/mohammed-karikaturen06-2.htm (zum Haiku, farbig)


Ein Sprecher des Deutschen Journalistenverbands (DJV) kritisierte hingegen in der „Netzeitung“
den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen in deutschen Zeitungen. Veröffentlichungen in Wort
und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt
wesentlich verletzen können, seine mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren.
WELT.de/dpa

Zu spät und scheinheilig
erklärte „Jyllands - Posten“ unterdessen den von ihr betriebenen "Kampf um die Meinungsfreiheit“
durch Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen für verloren. Chefredakteur Carsten Juste
sagte: „Ich muss zutiefst beschämt zugeben, dass die anderen gewonnen haben.“

Es geht „Jyllands - Posten“ also um einen Kampf (mit oder ohne Kriegserklärung wie gehabt bei:
ES WIRD ZURÜCKGESCHOSSEN ) auf unsere globale Kulturpartnerschaft?
Es geht den Neoliberalen doch primär und vorerst um Pfennigfuchserei, was in auflagensteigernde
Hasstiraden enden kann wie hier, zuerst ge- danach scheinheilig verwünscht...

ÖFFENTLICHE SCHELTE
Subjekt:
Haiku zur aktuellen Stunde

Kalte Bilder zeugen heisse Feuer:

Der Strohhalm stärkt dem
Kamel den Rücken, damit
es weiter wandert...


Nach einem arabischen Sprichwort und Entgegnung zu den  hass - publizierenden Karikaturen von neoliberal - dänisch-europäischen Verlegern
3.2.06 © 2006 www.kultur-punkt.ch prankl
Möge das nicht auf dem Rücken der beiden deutschen Geissel enden....
Entgegnung von Internetjournal www.kultur-punkt.ch und www.djv.de                      

PA4-Thema 06-8

PA4-Thema 06-8 << Zuneigung, -wendung, Liebe : Zwist, Neid, Abwendung, Hass, Ausgrenzung>>

1 Liebe : http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/pa%2D06%2D8%2Dliebe%2Dhass%2Dbasisteil%2D1.htm (Benedikt. Enzyklika Teil1; Papst Benedikt XVI.: Deus caritas est / Gott ist Liebe Enzyklika: Papst erklärt das Geheimnis christlicher Liebe): Neid>Hass
2 : Zwist, Neid > Hass http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/pa%2D06%2D8%2Dliebe%2Dhass%2Dbasisteil%2D2.htm Zum Diskurs: Zwist, Neid > Hass - am Beispiel verschiedener Lebensweisen wie Judentum, Religionen.. *Ulla, *Marga, *Jörg, *Walter; ab 23.2.6 Quellen: Anat Kalman:Mythos "Jüdischer Bolschewismus" SWR2 (1) - Emanzipation und Verbürgerlichung (2) Liberal, religiös, sozial: Die Politik des "Bundes" Prof. Kodalle, Uni - Jena Prof. Karl-Erich Grözinger, Religionswissenschaftler, Universität Potsdam; Prof. Susan Neiman, Philosophin, Direktorin des Einstein-Forums, Berlin. Prof. Herbert Schnädelbach, Philosoph, Hamburg; Moderation: Eggert Blum Beitrag: Dr. Blauensteiner, Dr. Heere Unser Diskursbildzu

<<Liebe : Hass>>PA4: Platon, u. v .a: aktuelle Malwerke von Heribert Heere,
Das Unsagbare (das der Sprache Entzogene) / indicibile ; das Unaussprechliche (jedoch für ein Subjekt mystisch Erfahrbare) / ineffabile ; Gewahren des Unausdrückbaren (inexprimabile) und Unbeschreiblichen im absoluten Schweigen
Das Eine / unum entzieht sich der Sprache und ist deshalb undefinierbar archê tu pantos (Prinzip von allem, vgl. Sonnengleichnis) Ideen erkennen
Kennzeichnend für die Gesprächsführung bei Platon und für PA4 ist die Enthaltung jeglicher Festlegung auf irgend einen dogmatischen Standpunkt. Diese Einstellung bildet den Rahmen, in dem all unsere Diskurse sich gestalten
Be- und Er-ziehung (Paideia)

Das kognitiv Eine: Wahrhaftiges / verum

Das ethisch Eine: Gute / bonum, kalokagathia Ideen, symbolon, Fänomenale Welt

Das ästhetisch Eine: Schöne / pulchrum


Apollinisches (+:-) Logik, Diskursives, Geometrie Liebe zu den Künsten Sein Erkenntnis
Liebe : Hass  erfahren, erkennen
Verfahren, verirren Vages Suchen dagegen setzen-
 Esoterik = Vita contemplativa:
Fazit: ?

[Mittelachse der Gesprächsführung] ▼  Liebe als Poiesis:  Hass als…. (Noetischer) Wunsch des Kreirens : Zerstörens  Prozesshaftes, Vorgehensweise  Methodisches Filosofieren als sterben lernen Phaidon 64a4ff
Liebe : Hass In einem stetig erweiterndem Entfaltungs- : Verfaltumgs- vorgang
Prozess, Vorgang Kein Weg ist nichtig
 Symbolon =  Schriftenwerk Platons als Mythologen: „Mythen erzählen“.
Fazit: ?  


Dionysisches (+:-) Geomantie, Fengshui, Shanshui Rauschhafte Liebe, Delirium Schein Erleuchtung

Liebe : Hass
 erfahren, erleben

Zerfahren,
verwirren, Multifokalität (Sloterdijk)
Anthropogene Sicht =
subspeciae creature vita activa, Werke, Verdienste
Fazit:
?

Fänomenale Welt, in der die Einzeldinge manifest werden  Symbolon / Zusammentreffen der intelligiblen Welt mit der sinnlichen Welt Ideen Prinzipien, Essentielles, Seinsträger, Instanzen der verschiedenen Seinsformen  (Pferdheit = Wesenheit)

PS.: Gerne empfangen wir von Euch wieder Diskursbeiträge zu dieser Thematik und weitere Anregungen:Mit besten GrüssenMarga und Walter Prankl

André Glucksmann: Hass . Die Rückkehr einer elementaren Gewalt

Online-Publikation: November 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< André Glucksmann: Hass . Die Rückkehr einer elementaren Gewalt >>
Übersetzt aus dem Französischen von Bernd Wilczek, Ulla Varchmin
288 Seiten, Fester Einband, 3-312-00360-1, 978-3-312-00360-0, CHF 36,00, € 19,90
Carl Hanser Verlag, München 2004; www.hanser.de;

Inhalt
Der Hass ist längst nicht mehr nur das Kennzeichen fanatischer Splittergruppen. Stattdessen bestimmt er das Denken und Handeln ganzer Volksbewegungen. In gut humanistischem Glauben vertrauen wir darauf, der Hass lasse sich durch Verständnis und Vernunft überwinden. Damit betrügen wir uns nur selbst. André Glucksmann trifft mit Hass so prägnant wie provokant ins Herz unserer modernen Gesellschaft.

Autor
André Glucksmann, geboren 1937, lebt heute in Paris. Seit vielen Jahren schreibt er Bücher gegen totalitäre Systeme in jeglicher Ausprägung; mit Bernard-Henri Lévy und Alain Finkielkraut gehört er zur 'Neuen Philosophie' in Frankreich. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen Die Meisterdenker, Die Macht der Dummheit und Das Gute und das Böse.


Fazit
Zum Diskursbuch von André Glucksmann " Hass . Die Rückkehr einer elementaren Gewalt" schreibt Ludger Lütkehaus in Die Zeit, am 13.10.2005 : Eine glänzend belesene Analyse. Wir fügen hinzu: Glucksmann beginnt seine Untersuchung mit der Wasserstoffbombe und der im Menschen in seiner Gewalt-Werkstatt am Beispiel "Friseure": Heute Abend bringen wir die Friseure und die Juden um! Warum die Friseure?" Der Wahn des Einzelnen vermag sich dank der Massen-mobilisierung , ( -medien, heute) bis zum Lynchmord lenken. Hass, nach Glucksmann, ist hartnäckig und gewalttätig, rücksichtslos - es Gott gleichzumachen - er folgert zu Recht: "Illusionsfreie Realisten kennen ihre Grenzen - sie brauchen den Hass nicht zu hassen!".

Macht/-Missbrauch und Gewalt: Wissen/des Ahnens

PA4-Diskurs-/Denkgrafik-Grundlage für den 19-9-04 <<Macht/-Missbrauch und Gewalt: Wissen/des Ahnens >> Platon: 344s-b; 365c2; 411d8; 464e4; * web.er@gmx.de04; **Micewski97; ***Schneider04… Alain, Carolle, Luigi, Heribert, Marga, Walter
Das Eine / unum entzieht sich der Sprache und ist deshalb undefinierbar archê tu pantos (Prinzip von Allem, das diesem gegenüber nicht absolut transzendent sein kann) Subsistenz (Hyparxis) des Einen vor dem Sein: Henologie geht der Ontologie vorauf
Kennzeichnend für die Gesprächsführung bei Platon und für PA4 ist die Enthaltung jeglicher Festlegung auf irgend einen dogmatischen Standpunkt. Diese Einstellung bildet den Rahmen, in dem all unsere Diskurse sich gestalten  

Apollinische En-stase („Selbsterlösungsmodell“)
Wissen & Durchblick (dianoia)
Macht  +/- Missbrauch + Macht: Durchsetzen von Gerechtigkeit (Gerechtigkeit ist nach Platon Erhalt der metaphys. Begründeten Ordnung) - Macht: Ungerechtigkeit

Innovation, Evolte +/- Revolte (Vision [+] vs. Utopie ­)
Aggression (als etwas Angeborenes, einem Instinkt gleichkommend, anthropologische Konstante) vs. Gewalt (als spezifische Unterform der Aggression) Gewalt als Stärke nach der Griech. Pädagogenregel: Der nicht geschundene Mensch kann auch nicht erzogen werden
Liebe+/-Hass Not +/?, Selbsthilfe+/-


Form der Politik: Eschatologie Politik = Heilsgeschichte (Platon, Augustin)  

Doxosoph vs. Philosoph vs. Philodoxen
Macht & Wissendes Ahnen (hyponoia)
Macht vs. Gewalt: Gewalt tritt dort auf, wo Macht verloren Gewalt zerstört sogar Macht Wie geht der Staat mit seinem Gewaltmonopol um? Ethisch: -Diktatur, +Aristoteles, +Kant, +Hobbes, +Darwin, +Nietzsche, +Bentham, + Mill, +Rawls, +Rorty, +Nussbaum, +Habermas, +Apel
Einzelne, Staaten, Weltstaat Recht (auf, gegen) Gewalt? UN-Charta
Fiktive, reale Macht+/-Gewalt*** Schweitzer: „Ethik=Ehrfurcht vor dem Willen zum Leben in mir & ausser mir“ Foucault: Überwachen, Strafen;
Medialer Effekt v. Gewalt +/-: (i) Karthasis/Antikatharsis (ii) Imitation (iii) Verstärkung bei Vielnutzern Medien-Kompetenz ist nötig
Schneider: Ordnung im Sinne von kosmos als Gegenentwurf zu Gewalt und Agression (Bentham: Minderung des Leidens; Rorty: Verringerung der Grausamkeit)
Metaphys./Mythische Macht+/-Gewalt
Form der Politik: Politologie Politik = Gemeinschaft der freien und gleichen Vernünftigen (Aristoteles) Gewalt/Das Böse=Blinder Fleck in der Gesellschaft (Liessmann)?

Dionysische Ex-stase („Fremderlösungsmodell“)
Vermutendes Ahnen (epinoia)
Macht + / - Missbrauch Gewalt & Aggression, Chaos & Barbarei



Co-creativität, Evolte +/- Revolte (Kreativität kann max. Imitation des schöpferischen Demiurgen sein)
Aggression (eher psycholog. Begriff) ist unvermeidlich, Gewalt (eher polit./soziol. Begriff) hingegen ist vermeidbar (& kann erlerntwerden) Gewalt als atavistisches Ritual


Liebe+/-Hass Not +/?, Fremdhilfe+/-
 

Form der Politik: Dämonologie Politik = Machtkampf (Macchiavelli) Gewalt als Werk von Ausnahmekreaturen, welche die Monstrosität der Starken und Mächtigen enthüllt, weil auch die Ruchlosigkeit noch ein Privileg ist

 

Fazit: Der Versuch ist verständlich, die Lücke in der Erklärung mit Vermutungen und Schuldzuweisungen zu schliessen, um damit das Unerklärbare von Gewalt und Aggression zu beseitigen und insgesamt zu beruhigen.*** Aber der Versuchung (eine endgültige Antwort darauf zu finden), darf man auf Dauer nicht erliegen. Müssen wir Strittiges wissend hinnehmen? Über all die beinahe ritualisiert ablaufenden Debatten ist die Frage zu stellen: Was haben wir heute für ein Menschenbild?