Online-Publikation: Februar 2009 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>> Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung << Stefan Selke: Fast ganz unten . Wie man in Deutschland durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird >> 231 S. -ISBN: 978-3-89691-754-6-; € 19,90 Verlag Westfälisches Dampfboot, D-48155 Münster 2008; www.dampfboot-verlag.de; www.tafelforum.de
Inhalt Knapp 800 Lebensmitteltafeln gehören mittlerweile zur fast selbstverständlichen Grundausstattung des erodierten Wohlfahrtsstaates in Deutschland. Sie versorgen Woche für Woche fast eine Million bedürftige Menschen mit Waren aus der Überproduktion der Lebensmittelbranche. Die Innenwelt der Tafeln und die mit ihrer Praxis verbundenen Paradoxien sind Gegenstand der Sozialreportage Fast ganz unten. Sie enthält viele konkrete Antworten auf die Frage, wie man heute an der Peripherie der Gesellschaft satt wird. Ein Jahr lang beobachtete der Autor die Arbeit von Helfern und das Leben Bedürftiger. Herausgekommen sind ein hintergründiger Erfahrungsbericht und ein vielschichtiges Bild von einem sozialen Ort, der schleichend Teil unserer Gesellschaft wurde. Armut bekommt so viele neue Gesichter. Der Autor nimmt darüber hinaus kritisch Stellung zur gesellschaftlichen Bedeutung der Tafeln. Seine Thesen regen zu einer notwendigen Diskussion um die Zukunft der Tafeln und des Sozialstaates an. Das Buch – illustriert mit 34 Fotos – ist von hohem analytischen Wert für alle, die am Phänomen der neuen Armut interessiert sind, aber auch für die Mitglieder der Tafelbewegung selbst.
Fazit Stefan Selke ist auf der Spurensuche in unserer Wegwerfgesellschaft und trifft in seinem Buch die Menschen von " Fast ganz unten" und schildert präzise "wie man in Deutschland durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird". Er beginnt mit dem Pardoxon wie Gourmetkaffee für Obdachlose ausgeschenkt wird, schildert das Phänomen der Tafeln und der neuen Armut in Deutschland ausführlich und präzise. Zusammenfassend fordert Selke über die Zukunft der Tafeln nachzudenken und erkennt dass diese Tafeln gegenwärtig daran beteiligt sind "Armut zu erzeugen", weil dadurch die soziale Ungerechtigkeit etabliert und manifestiert wird - ein unersätzlicher Diskursbeitrag zur Armut in Deutschland. w.p.09-2
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