G.M.Tamas: Beiträge zu Klassentheorie, Realsozialismus und Osteuropa. Kommunismus nach 1989
Diskurs PA4
G.M.Tamas: Komunismus nach 1989
-da-mandelbaum15-7kommunismus-n.1989
Online-Publikation: Juli 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<<kritik & utopie - Gáspár Miklós Tamas: Kommunismus nach 1989 .
Beiträge zu Klassentheorie, Realsozialismus und Osteuropa - herausgegeben und übersetzt von Gerold Wallner >>
252 Seiten; 12x17; englische Broschur; ISBN: 978385476-641-4; 19.90 €
Mandelbaum Verlag, Wien; http://www.mandelbaum.at; http://www.mandelbaum.de
Inhalt
Beiträge zu Klassentheorie, Realsozialismus und Osteuropa - herausgegeben und übersetzt von Gerold Wallner
Von einer Dissidenz in die andere - so lässt sich die politische Entwicklung des Philosophen und politischen Aktivisten G. M. Tamás beschreiben. War er vor 1989 Teil des demokratischen Samisdat, so vertritt er im heutigen Ungarn einen wiederbelebten und neu entdeckten Marxismus. Aus dieser seiner Geschichte speisen sich auch die Beiträge des Bandes, in denen er nicht nur die politische Entwicklung in Osteuropa nach der Wasserscheide von 1989 beschreibt, sondern auch die Entwicklung des Sozialismus in den letzten zwei Jahrhunderten und den Aufstieg des Nationalstaats in der Arbeiterbewegung und schließlichen Verfall in deren Ruinen.
Dabei liefert er für das traditionelle westlich-marxistische Verständnis neue Ansätze und bereichert die Diskussion nicht nur im Hinblick auf die Geschichte des »real existierenden Sozialismus« und dessen Niedergang, sondern ebenso für das Selbstverständnis einer Linken weltweit, die sich in der Krise neu finden muss. Eingerahmt werden die Beiträge von zwei Interviews, in dem die ungewöhnliche politische Biografie von G. M. Tamás ebenso zur Sprache kommt wie sein scharfer analytischer Blick auf die Zustände im heutigen Ungarn.
Autor
Gáspár Miklós Tamás, geboren 1948 in Rumänien, Studium der Philosophie. Berufsverbot, 1978 Emigration nach Ungarn, Lehrtätigkeit an der Universität Budapest, 1980 auch dort Berufsverbot. Seit 1986 Lehrtätigkeiten in Harvard, MIT, Collège de France. 1989 Rehabilitation und Rückkehr nach Ungarn. 1991 bis 2011 an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Gründungsmitglied des SzDSz und Parlamentsabgeordneter, verlässt die Partei Ende der 1990er. Abkehr vom Liberalismus und Hinwendung zum Marxismus, seit 2010 Vorsitzender der Partei Grüne Linke.
Zur Reihe
kritik & utopie ist die politische Edition im mandelbaum verlag. Sie bietet Raum für emanzipative theoretische Entwürfe, Reflexionen aktueller sozialer Bewegungen, Originalausgaben wie auch Übersetzungen fremdsprachiger Texte, für populäre Sachbücher ebenso wie für akademische und außeruniversitäre Arbeiten aus dem Bereich der kritischen Kultur- und Sozialwissenschaften.
Fazit
In der Reihe 'kritik & utopie' hat Gáspár Miklós Tamás das Diskursbuch "Kommunismus nach 1989" herausgegeben, schreibt 'fundiert und solide' , wie es sein Übersetzer Gerold Wallner verehrend anmerkt. Es enthält Beiträge zu Klassentheorie, Realsozialismus und Osteuropa, mit Fokus auf Kosovo. Die Beiträge bilden einen Reigen - beginnend und endend - am Beispiel (Osteuropa) Budapest und seinen geopolitischen Umfeld.'
Der Bolschewismus versagte und 'versiegte' - und die Wiederkehr einer neuen osteuropäischen Linken wirken in einer 'Un'kultur von Missgunst, heisst es zusammenfassend im einführenden Interview.
In den beiden folgenden Topoi 'Ethnarchie' und 'Ethno-Anarchismus' werden Aussagen diskursiv versucht 'Gemeinschaften (als künstliche Gebilde zu sehen)' und zugleich auch ihre Auflösung als immanent begriffen (als stetige Über- oder Unterlegenheit). So wie es Massenmorde (auch in der dritten Welt) 'immer schon eine menschliche Angewohnheit war'- wir fügen hinzu - ist und, so gesehen, sein wird. Und weiter heisst es zu recht: 'Der Traum, in dem Freiheit das Ende der Politik bedeutet, ist der Traum eines Mörders' und das Trauma der Überlebenden / Opfer.
Das Paradigmatische an 'Kosovo mit 200 Jahre Kriege, Konflikte und ihrem Ursprung im 18.Jahrhundert und nach habsburgischer Selbstkolonisierung und kommunistischer Zentralisation bis zum aktuellen fortwährendem Gemetzel ('Halsabschneiderei als Vision von Rasse?'). Teilessenz: Transzendenz ist verboten, selbst im bescheidenen Sinn ('wo man Steuern zahlt und Züge pünktlich fahren...')'.
Wahrheit und Klasse - noch einmal betrachtet - wir halten es mit Wahrhaftigkeit (verum, PlatonAkademi4*) So lautet auch die Botschaft von Marx, wenn er feststellt 'Die spezifische ökonomische Form, in der unbezahlte Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten ausgepumpt wird, bestimmt das Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnis...'. hochaktuell und wir fügen hinzu. der digital-'mittelbare' Produzierende in den A/Sozialen Medien gerät ins selbe Schlammwasser wie der ‚unmittelbare‘ zum Scheinsubjekt Verkommende (Foucault, Badiou ..).
Im Kapitel 'Marx zu 1989' verwandelt sich der durchgängige Zweifel in einen zweifelnd-trotzigen Impetus mit dem Teilschlussatz:' Trotz oder gerade wegen des Scheiterns der Oktoberrevolution und ihrer Nachfolger bleibt die Frage des Kommunismus bestehen.'.
Noch einmal Budapest. Der Reigen schliesst sich, und mit ihm die Quintessenz dieses hochbrisanten Diskursbuches. Da heisst es: Zum ersten Mal in der Geschichte ist der Kapitalismus der einzige (Welt-)Spieler im (Welt-)Theater. Es gibt kein Publikum .. keine Mitspieler, es gibt nur einen Monolog des Kapitals in einem leeren (digital-unsichtbar-wirkenden) Theater.
Letzte Essenz daraus. Wir haben es mit dem Diskursbuch von Tamas vor allem mit Beckett** zu tun, seinem 'Endspiel' und zu allerletzt mit 'Worstward? Ho (Aufs Schlimmste zu) (1983) m+w.p15.7
*) http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4.html
**) https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Beckett
Inhaltsfolge-Glossar
Budapest I Interview
Ethnarchie (gr. ethnarkhía)
- dans l'Antiquité, dignité d'ethnarque, dans l'Antiquité, celui qui gouvernait une province autonome de l'empire romain
- dans l'Antiquité, territoire placé sous l'administration d'un ethnarque
- Archélaüs ne fut pas plutôt en possession de son ethnarchie, quʼil fit peser sur le peuple la tyrannie la plus effrayante. — (Jean-Baptiste Honoré Raymond Capefigue, Histoire philosophique des Juifs depuis la décadence des Machabées jusquʼà nos jours, 1833)
https://fr.wiktionary.org/wiki/ethnarchie
Ethno-Anarchismus
Anarchismus (abgeleitet von altgriechisch ἀναρχία anarchia ‚Herrschaftslosigkeit‘; Derivation aus α privativum und ἀρχή arche ‚Herrschaft‘) ist eine politische Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von Freiheit ablehnt. Dem wird eine anarchistische Gesellschaft entgegengestellt, in der sich Individuen auf freiwilliger Basis selbstbestimmt und föderal in Kollektiven verschiedener Art wie Kommunen als kleinster Einheit des Zusammenlebens, Genossenschaften und Syndikaten als Basis der Produktion zusammenschließen.[1]
Es gibt innerhalb des Anarchismus viele teils sehr unterschiedliche Strömungen. Grundsätzlich bedeutet Anarchie die Aufhebung hierarchischer Strukturen – bis hin zur Auflösung staatlicher Organisiertheit der menschlichen Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Freiheit, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Selbstverwirklichung der Individuen und kollektive Selbstverwaltung. Der Anarchismus wird in einem sozialrevolutionären Sinn von seinen Vertretern als Synthese zwischen individueller Freiheit wie im Liberalismus und sozialer Verantwortung für die Gemeinschaft wie im Sozialismus verstanden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anarchismus
Kosovo
200 Jahre Krieg - Konflikt - Ursprung im 18.Jahrhundert
Budapest II Interview
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