Günther Ortmann : Noch nicht/Nicht mehr . Wir Virtuosen des versäumten Augenblicks
Diskurs PA4
G. Ortmann: Noch nicht / nicht mehr
-dp-velbrueck15-10noch-nicht-mehr
Online-Publikation: Oktober 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Günther Ortmann : Noch nicht/Nicht mehr . Wir Virtuosen des versäumten Augenblicks >>
232 Seiten, Broschur ; ISBN 978-3-95832-071-0; 24,90 EUR
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: http://www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de
Charakteristika
- Zeuggebrauch von Maschinen
- Philosophie und Literatur
- Organisation und Moral
- Zur Figur des notwendig versäumten Augenblicks:
Virtuosen und Opfer
Inhalt
Dieses Buch bietet ein zunächst liederlich erscheinendes Geflecht aus bunten Fäden, vielen kleinen Stücken aus dem Alltag und aus der Literatur – von Heraklit bis Pooh der Bär, von Derrida bis Friederike Mayröcker, von Goffman bis Luhmann -, die sich aber zu einem eigentümlichen Webmuster zusammenfügen: zu der Figur des notwendig versäumten Augenblicks. Notwendig, weil ein Noch Nicht unvermittelt, aber unvermeidlich in ein Nicht Mehr umschlägt, ohne ein erlösendes »Jetzt aber!« dazwischen. Was uns Günther Ortmann – kommentierend, zuordnend, fast poetisch, zuspitzend und überaus vergnüglich – vorführt, sind Virtuosen und Opfer des versäumten Augenblicks, einer notwendigen Vergeblichkeit …
»Occasio, die Göttin der Gelegenheit, hat in mittelalterlichen Beschreibungen ›einen nach vorne fallenden Haarschopf, an dem man sie zu ergreifen hat; wer diesen Augenblick verpasst, hat keine zweite Chance, denn von hinten ist die Dame kahl.‹ (Aleida Assmann). Die Dame war bei den alten Griechen ein Herr: Kairós, und auch der war bereits hinten kahl (und hatte geflügelte Füße). In seiner rechten Hand hielt er ein Messer, wie in ›auf des Messers Schneide‹. Der karge Haarwuchs am Hinterkopf des kairós und der Occasio, das ist die kahle Stelle zwischen Noch Nicht und Nicht Mehr.«
Autor
Günther Ortmann ist Organisationstheoretiker und war Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Seit 2014 Forschungsprofessur für Führung an der Universität Witten/Herdecke.
Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Organisation und Moral. Die dunkle Seite ( 2010); Kunst des Entscheidens. Ein Quantum Trost für Zweifler und Zauderer (2011).
Inhaltsverzeichnis
Nachträgliches Vorwort: Noch nicht. Nicht mehr . . . 9
I. Zeuggebrauch; Noch nicht/Nicht mehr-Maschinen . . 11
II. Die schwarzen Löcher des Alltags . . 17
III. Ökonomie des Begehrens . . 41
IV. Das Noch Nicht und Nicht Mehr der Liebe . . . . 51
V. Zeit, Leben & Tod . . 71
VI. 1945. 1968. 1989 . . 101
VII. Wissen als Déjà-vu . . 113
VIII. Forschung – Berührung des Unberührten . . 129
IX. »Sei doch Du selbst!« Aporien der Pädagogik . 139
X. Paradoxien des Organisierens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
XI. Der Lorbeer der Politik . . . . . . 163
XII. Ökonomie, Innovation & Entscheidung . . . . . 177
»… nichts mehr, Stille, tiefer Wald« . . 212
Alles noch. Immer wieder . . . 213
Zur Nachlese . . . . . . . . . . 215
Bildnachweise . . . . . . . . . . 230
Inhaltsfolge & Charakteristika
dienen für einen erweiternden Diskurs 2016 in der PA4:
http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4.html
Diskurs 2016 : Zum Lebensglück
I
Das unerledigte Vergangene
Erinnern , Umschreiben . Vergessen
II
Noch nicht , Nicht mehr*
Die Praxis der Leere
III
Sinn und Sinnlosigkeit
(Der Fuss des Leuchtturms liegt im Dunkel)
Von der messianischen Freiheit
***
Fazit
Der Theoretiker und Forscher in den Topoi Organisation & Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Günther Ortmann widmet sich in seinem Diskursbuch "Noch nicht/Nicht mehr" uns - den 'Virtuosen und Opfern des versäumten Augenblicks', wie er sie aufschlussreich nennt, sowohl wissenstief wie hochpoetisch.
'Unverhofft oder vorhergesehen, ist der Augenblick, der sich festhalten lässt und das unheilvolle Rieseln der Zeit entschärfen kann'*, steht paradigmatisch bereits zu Beginn dieses Diskurses rund um das Jetzt. In zwölf Topoi-Gruppierungen handelt diese tiefgründige Studie zum Zeuggebrauch von Maschinen in Philosophie und Literatur, der Organisation und Moral . Und nimmt so zur Figuration des notwendig versäumten Augenblick von Virtuosen und Opfer - anfänglich etwas unscharf verwirrend - im Diskurslauf jedoch konsequent und anschaulich Position ein.
Thematisiert werden in berührender Weise: Alltag, Begehren, Liebe, Zeit (1945-89), Leben & Tod einerseits und andererseits Wissen, Forschung, Paradoxien des Organisierens (mit Kenner- & Kernaussagen), Innovation & Entscheidungen - die jedoch ambivalent mit Dao (1) - wie der Leere (2) bis ins Verschwinden münden können.. so der Autor beispielgebend mit: '..nichts mehr, Stille, tiefer Wald...' und mit '... Alles noch, Immer wieder..'.
Die Quintessenz dieses aussergewöhnlichen Diskursbuches bildet die zitierte Aussage von Derrida 'Die Demokratie ist und bleibt im Kommen', dazu sprechen wir im Kultur-Punkt gegenwärtig - in unseren beobachtenden AugenBlicken von einer im Jetzt agierenden 'Dämmerkratie' , die von solchen Protagonisten, wie Derrida und Ortmann, ungemein erhellt und zugleich beflügelt werden. m+w.p15-10
*)Zitat: Michel Leiris: Das Band am Hals der Olympia, Seite 5
(1) Dào
heißt wörtlich aus dem Chinesischen übersetzt „Weg“, „Straße“, „Pfad“ und
bedeutete in der klassischen Zeit Chinas „Methode“, „Prinzip“, „der rechte Weg“...
https://de.wikipedia.org/wiki/Dao
(2) mit Leere (u.v.a. Leukippos und sein Schüler Demokritos)
oder Leerheit kann gemeint sein: der philosophische Begriff des Nichts
oder mehrere physikalische Konzepte..
https://de.wikipedia.org/wiki/Leere