Möglichkeiten von KI-Bildsystemen . Heribert Heere
KI-heere23-5
A . KI-Bildsysteme - Künstler . H. Heere
Ich lernte die Möglichkeiten von KI-Bildsystemen im Frühjahr 2023 kennen (DALL E2, Midjourney). Für mich hat die bildgenerierende KI, die ich überarbeitet für meine Gemälde und Collagen ab und zu benutze, nach wie vor eine Faszinationskraft und zugegebenermaßen auch eine gewisse Dämonie. Das Problem von Wirklichkeit und Fake, das besonders heute angesichts der Bildgenerierung mit KI immer wieder angeführt wird, gibt es seitdem die Menschen Bilder hatten, also seit mindestens 50000 Jahren. In der archaischen Bildmagie, die heute selbst in unserem westlichen Kulturkreis noch virulent ist, können Bilder belebt bzw. das sein, was sie sonst nur darstellen, etwa magische Tiere. Bei der technisch vermittelten Bildherstellung, wie bei der Fotografie, war es gang und gäbe zu retuschieren – z.B. poltitisch unliebsame Personen später wegzuretuschieren.
Die Künstler haben immer die jeweils neuesten technischen Möglichkeiten genutzt. Warum sollen sie das angesichts der KI nicht tun? Dadurch werden Artefakte weder besser noch schlechter.
Gott schuf den Menschen bekanntlich „nach seinem Bilde“ (1.Mose 1,27).
In der Tat kann der bildgenerierende Textbefehl schon etwas unheimlich Demiurgisches an sich haben. Gott hat in gleichem Atemzug sich dringend verbeten, dass diese Menschen abbilden, d.h. in ihren Bildwerken etwas repräsentieren, was dann selbst magisch bzw. göttlich aufgeladen sein könnte (2.Mose 20). Der alttestamentarische Gott war ein höchst eifersüchtiger, vor allem, wenn man sich seine Genese aus einem ursprünglichen Vulkangott innerhalb eines mannigfaltigen Götterpantheons vor Augen hält.
In seinem Kunstwerk-Essay aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts unterscheidet Walter Benjamin zwischen dem klassischen auratischen Kunstwerk und der Fotografie bzw. dem Film („Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“). Diese technisch reproduzierten Werke seien nicht mehr auratisch, was von Benjamin emphatisch gefeiert wird. Auch wenn wir in dieser Hinsicht heute eher skeptisch sind, dürften Benjamins strukturelle Überlegungen nach wie vor hilfreich sein. Das technische KI-generierte Bild packt da natürlich noch eine Schippe drauf.
Im Kern dürfte es für das Kunstwerk nach wie vor darum gehen, seine Präsenz nicht nur zu präsentieren, sondern auch zu re-präsentieren, was auf eine Auratisierung* des Nicht-Auratischen hinausläuft.
mailto:heribert_heere@web.de; 23-5
*) Zum Auratischen
Der Aurabegriff findet sich hauptsächlich in der esoterischen Literatur, in der er
eine mystische, magie-geladene Ausstrahlung (von Menschen, Plätzen oder
Gegenständen) bezeichnet. „Auserwählte“, so heißt es da, seien in der Lage, die
Aura zu sehen oder zu spüren, und aus den Rückschlüssen darüber Ratschläge zu geben. Abgesehen von dem wohl nur schwer zu erbringenden Beweis seitens der Esoteriker bietet dieser Aurabegriff keine Möglichkeit (außer einer mystisch-magischen), die Wirkungen zu beschreiben, die in dieser Arbeit von Interesse sind..
https://icem-www.folkwang-uni.de/icem-web/wp-content/uploads/2012/02/Ueberlegungen.pdf
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