Unbehagen . Theorie der überforderten Gesellschaft . Armin Nassehi


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Gesellschaft - Unbehagen - Überforderung . A Nassehi
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Online-Publikation: November 2021 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Unbehagen . Theorie der überforderten Gesellschaft . Armin Nassehi >>
384 S,. Hardcover, 978-3-406-77453-9, 26,00 €
Verlag C. H. Beck; 80703 München; http://www.chbeck.de/

Charakteristika
> Topoi:
Finanzkrise Flüchtlingskrise Frustration Gesellschaft Klimakrise Krise Krisenbewältigung Kultur krise Pandemie

Inhalt
Der Ruf nach mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt entspringt unserem sehnlichsten Wunsch, aus einem Guss und womöglich kollektiv handeln zu können. Aber die moderne Gesellschaf t kennt keinen Ort, an dem ihre unterschiedlichen Funktionslogiken nachhaltig aufeinander abgestimmt werden können. In Krisen wird diese systematische Überforderung der Gesellschaft mit sich selbst besonders deutlich. Armin Nassehi zeigt, warum der Versuch einer politischen Bündelung aller Kräfte auf ein gemeinsames Ziel in komplexen Gegenwartsgsellschaften zwangsläufig scheitern muss. Aus dieser notorischen Enttäuschung resultiert ein Unbehagen, das den Blick auf die Gesellschaft von ihrer grundlegenden Selbstüberforderung ablenkt.
Moderne Gesellschaften folgen einerseits stabilen Mustern, sind träge und kaum aus der Ruhe zu bringen. Andererseits erweisen sich ihre Institutionen und Prak- tiken immer wieder als erstaunlich fragil und vulnerabel. In Situationen, die wir Krisen nennen, prallen diese beiden widersprüchlichen Seiten der gesellschaftlichen Moderne besonders heftig aufeinander. Schon die Semantik der Krise suggeriert aber, dass es so etwas wie einen wohlgeordneten Status geben könnte, der sowohl modern als auch nicht-krisenhaft wäre. Doch dieser Vorstellung läuft bereits die innere Differenziertheit der Gesellschaft in ökonomische, politische, wissenschaftliche, rechtliche und familiale Logiken zuwider. Armin Nassehi vertritt in seinem Buch dagegen die These, dass komplexe Gesellschaften sich fortlaufend selbst als krisenhaft erleben, ohne je in eine Form prästabilierter Harmonie zurückzukehren. Er zeigt, wie sowohl die sozialwissenschaftliche Literatur als auch die öffentlichen Debatten der Gegenwart den Blick auf diesen Zusammenhang verstellen, indem sie Gesellschaft ausschließlich in der Sozialdimension, d. h. in illusionären Kollektivbegriffen beschreiben. Demgegenüber stellt Nassehi die Sachdimension gesellschaftlicher Strukturen ins Zentrum seiner theoriegeleiteten Gesellschaftsanalyse. Dadurch gelingt ihm ein kontruktiver Blick auf eine überforderte Gesellschaft, die in ihrem Unbehagen ihre eigene Problemlösungskompetenz zu vergessen droht. Er deutet zugleich an, was man aus unserem Umgang mit der Pandemie und der Klimakrise lernen kann, um uns für künftige Krisensituationen besser zu rüsten – ohne übersteigerte Erwartungen zu wecken.

Autor
Armin Nassehi ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilian-Universität München und seit 2012 Herausgeber der Kulturzeitschrift "Kursbuch"
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Fazit, vorangestellt
Armin Nassehi stellt als Soziologe und Gesellschaftstheoretiker - in seiner überaus tiefgründenden und überzeugenden "Theorie der überforderten Gesellschaft" ein grundsätzliches 'Unbehagen' fest. Dabei nimmt er sowohl Nietzsches Immanenz und Differenz: über das Ganze und Bordieus Soziodizee (1), dass Physiodizee (2) nicht nur Wahrnehmung / Objekt ist, die mitteilend bewältigt und bestärkt werden muss. Und folgert daraus;
Der latente Ruf nach mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt aus unserem sehnlichsten Wunsch entspringt, wie aus einem Guss, um womöglich kollektiv handeln zu können. Aber die moderne Gesellschaft kennt keinen Ort, an dem ihre unterschiedlichen Funktionslogiken nachhaltig aufeinander abgestimmt werden können.
So kommt Nassehi zum herausragenden Schluss, dass sich 'die Gesellschaft (aufgrund der Lehre COVID) eher als unregierbar herausgestellt hat.
m+w.p21-11 < k. >

1) Soziodizee
- Bourdieu : Politisches Denken. ... So wäre der eigentlich politische Kampf der Kampf um die Hegemonie oder, wie Bourdieu es ausdrückt, um die legitime Sichtweise der sozialen Welt – um die „Soziodizee“, die „Legitimation der sozialen Ordnung, wie sie ist“
- Nassehi: Die Soziodizee des Handelns wird in eine Physiodizee des Körpers umgewandelt ..
Topoi dazu:
- Die Symbolische Gewalt: Politik, Macht und Staat
- Der Staatsadel
- Die männliche Herrschaft
- Der Neoliberalismus und neue Formen der Herrschaft
https://www.socialtrans.de/index.php/st/article/viewFile/9/7v

.2) Physiodizee
ist nicht nur Wahrnehmung / Objekt, muss mitteilend bewältigt und bestärkt werden.. so Nassehi
- Nietzsche: über das Ganze Immanenz und Differenz in Jenseits von Gut und Böse , Eine konzeptionelle Analyse
- Nassehi: Der Ruf nach mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt entspringt unserem sehnlichsten Wunsch, aus einem Guss und womöglich kollektiv handeln zu können. Aber die moderne Gesellschaft kennt keinen Ort, an dem ihre unterschiedlichen Funktionslogiken nachhaltig aufeinander abgestimmt werden können.

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Inhaltsfolge
Vorwort
1 Einleitung
Das Unbehagen in der Kultur ff.
Die Frage
Risiko Theorie
2 Soziodizee
Theodizee
Handeln / Handlungsfähigkeit
Von der Theodizee zur Soziodizee
Drei Soziodizeen
3 Versuchsaufbau
Änderungsimperative
Evolution
Der Fehlschluss von der Notwendigkeitauf die Möglichkeit
Gesellschaft der Gegenwarten
Fixierung auf Gegenwarten
4 ( An-)Ordnung
Überall Akteure
Versammlungen oder Differenzierungen?
Was für Systeme?
(Un-)Erreichbarkeit
5 Andockstellen
Ambivalenz des Selbstverhältnisses
Sach- und Sozialdimension
Querlagen
Institutionenabhängige Lebenslagen
6 Arrangements
Institutionen
Filigrane Ordnung
Die verborgene Krise
7 Himmel
Gesellschaft als Familienangelegenheit
Moralüberschuss
Ex oriente lux?
Tianxia
Die Welt in Ordnung bringen
8 Organisation
Die Organisation der Gesellschaft
Gesellschaft als Organisation?
9 Offenheit
«Trade-tested Betterment»
Noch einmal: Krise
10 Latenz
Schutzlosigkeit
Physiodizee
Die Ungerechtigkeit des Sprechens
Latenzverlust in der Sachdimension
11 Konsum
Was macht einen Unterschied?
Unterhaltung
12 Was tun?
Sichtbarkeit / Unsichtbarkeit
Risiko-Lernprozesse
Genügt Evolution?
Ein Beispiel: Sterben als Risiko
Am Ende noch einmal: Latenz
Anmerkungen
Sachregister
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Sttimmen
> „Das Buch zur Stunde“
ZDF Blaues Sofa, Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
> "Das ist die große Stärke dieses Autors: Er macht plausibel, wie die Gesellschaft neu verzahnt und „Überforderung“ reduziert werden kann. Angesichts erhitzter Debatten über die großen Zukunftsfragen kühlt Armin Nassehi die Emotionen runter, ohne die Herausforderungen zu negieren."
Deutschlandfunk Kultur, Vera Linß
> "Warum stößt unserer Krisenmanagement zwangsläufig an Grenzen? Warum laufen moderne Gesellschaften Gefahr, zu scheitern, wenn sie versuchen, sich kollektiv zu verändern? Der Soziologe Armin Nassehi hat dafür eine spannende Erklärung, die trotzdem Mut macht."
Bayern 2 Diwan, Marie Schoess
> "Der prominente Soziologe geht (…) von der Frage aus: Warum sind wir trotz Wissen und Einsicht unfähig, mit akuten Krisen wie Corona oder der Klimaproblematik umzugehen?“
SRF Literaturclub, Philipp Tingler
> "Nicht nur am Beispiel der Corona-Krise beschreibt der bekannte Soziologe Armin Nassehi, dass moderne Gesellschaften so komplex und fragil sind, dass der Wunsch nach einer politischen Bündelung aller Kräfte auf ein gemeinsames Ziel hin meist scheitern muss.“
> Hannoversche Allgemeine Zeitung
< "In seiner theoriegeleiteten Gesellschaftsanalyse untersucht der Autor die Gründe dieses Verharrens und Überfordertseins und legt dar, was wir aus unserem Umgang mit der Pandemie und der Klimakrise lernen können, um für künftige Krisensituationen besser gerüstet zu sein.“
Bremen Zwei
> "Deutschlands wichtigster Gegenwartsanalytiker."
die tageszeitung
> "Gewitzt und wortgewandt wie kein Zweiter."
Der Freitag, Wolfgang Michal
> "Das ungemein spannende, sehr informative und mit vielen anschaulichen Beispielen aus unterschiedlichen Forschungsfeldern argumentierende Werk, ist – trotz hoher Komplexität – ein großer Lesegenuss.“
soziopolis.de, Ingeborg Villinger
> "es geht ihm in seinem Buch zur ‚Theorie der überforderten Gesellschaft‘ nicht um eine Bewertung der Krisenbewältigung, vielmehr dient sie als Beispiel, das gesellschaftliche Unbehagen als ambivalentes Grundmotiv moderner Lebensführung auszumachen.“
Berliner Zeitung, Harry Nutt
> "mit seinem Plädoyer für eine Konzentration auf konkrete Sachfragen markiert Nassehi ein Gebot der Stunde.“
NZZ, Tilman Asmus Fischer
> „eine soziologische Analyse, die der Frage nachgeht, an welchen sozialen Strukturen die Lösung gesamtgesellschaftlicher Krisen scheitert.“
FAZ, Ramy Youssef
> "Überfordert fühlt sich die Gesellschaft tagtäglich, viele sehnen sich nach der großen Lösung aller Probleme. Der Soziologe zeigt, warum das aussichtslos ist und wir uns erwachsen weiter durchschlagen sollten. Wir haben keine Wahl, und das ist auch gut so."
ZEIT, Jens Bisky
> „Perspektivendifferenz statt normativer Sicherheit – das ist das Kunsthandwerk, das über den Erfolg künftiger Koalitionen und die Zukunft unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert entscheiden wird – und das kann man bei Armin Nassehi lernen.“
taz, Peter Unfried
> „Der Sozialwissenschaftler Armin Nassehi zeigt in seinem neuen Buch, warum der Versuch einer politischen Bündelung aller Kräfte auf ein gemeinsames Ziel in komplexen Gegenwartsgesellschaften zwangsläufig scheitern muss.“
3sat, Cécile Schortmann
> "Ein kluges Buch, dessen Erkenntnisse gerade angesichts einer möglichen neuen Corona-Welle im Winter und der drängenden Klimapolitik sehr wertvoll sind."
Deutschlandfunk Andruck, Ina Rottscheidt
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