Semantische Krisen . Urteilen und Erfahrung in der Gesellschaft ungelöster Probleme . Jan-Philipp Kruse
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Gesellschaft - Krisen - Semantisch lösen . J.-P. Kruse
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Online-Publikation: April 2022 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Semantische Krisen . Urteilen und Erfahrung in der Gesellschaft ungelöster Probleme . Jan-Philipp Kruse >>
392 Seiten; Broschur; 22.2 x 14 cm; ISBN 978-3-95832-269-1, 49,90 €
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich:
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de
Inhalt
Postfaktizität und Verschwörungstheorien, Wutbürgertum und Politikverdrossenheit: Die Probleme liberaler Gesellschaften beginnen zusehends schon bei der Unfähigkeit, Probleme überhaupt angemessen zu beschreiben. Statt produktiv zu werden, entgleisen Kontroversen zum heillosen Zerwürfnis oder erlahmen in Schweigen.
Diese semantischen Krisen bezeichnen Krisen in der Verständigung über Krisen. Sie stellen eine Herausforderung dar sowohl für den demokratischen Willensbildungsprozess als auch für die Philosophie. Jan-Philipp Kruse untersucht die Bedingungen ihrer Genese. Er folgt dabei der These, dass eine grundsätzliche Beziehung zwischen Verstehen (Urteilen) und Handeln (Problemlösen) besteht. Gemachte Erfahrungen können sich nur dann in aussagekräftigen Begriffen organisieren, wenn sich diese in der Praxis gesellschaftlicher Problemlösung beweisen. Der Umgang mit der ökologischen Krise dient dem Autor dabei als Prüfstein seiner Theorie, die sich auch der nächsten, digitalisierungsgetriebenen Runde des ›Strukturwandels der Öffentlichkeit‹ (Habermas) zuwendet.
Autor
Jan-Philipp Kruse ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 1285: Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung an der TU Dresden. Seine Forschungen richten sich aus sozialphilosophischer und entlang transdisziplinärer Perspektive(n) auf Schlüsselaspekte gesellschaftlicher Transformation. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Digitale Transformationen der Öffentlichkeit (2020 mit Sabine Müller-Mall).
Fazit, vorangestellt
Jan-Philipp Kruse forscht zu sozialphilosophische und entlang transdisziplinärer Perspektiven auf Schlüsselaspekte gesellschaftlicher Transformation wie z.B. Invektivität (1). In seiner aktuellen Untersuchung zu "Semantische(n) Krisen" nimmt er die in der Gesellschaft erscheinenden ungelösten Probleme in den Topoi 'Urteilen und Erfahrung' ins Visier.
Dazu ist die philosophische Debatte zwischen Elisabeth Anscombe (2) und Charles Taylor (3) von zentraler Bedeutung sowohl inhaltlich als auch impressiv, was die semantischen Krisen betrifft,
Semantische Krisen betreffen im Kontrast und im Schluss an Benjamin und Habermas, die nach Lohmann (4) diskutiert werden, tiefergehend bereits die schiere Möglichkeit anspruchsvoller Verständigung^' wie der Autor feststellt, Hinzu tritt inhaltlich Der Begriff von der 'Linken Melancholie' in das Untersuchungsfeld, dank Benjamin‘ Rezension zu Erich Kästner, was aber nicht zielführend war... .
Die Quintessenz der umfangreichen und überzeugenden Unteruchung zeigt schliesslich 'die Art und Weise wie Probleme gesellschaftlich bearbeitet / moduliert werden, in der über diese Problembearbeitungen geurteilt wird. Handeln (Problemlösen) und Verstehen (Urteilen) hängen grundsätzlich zusammen, können jedoch im Kontext einer liberal-demokratischen Öffentlichkeit wachsen oder gegenseitig entwertet werden (angesichts von Politikverdrossenheit, Wutbürgertum..)':
Dazu gibt es s/eine pragmatische Antwort wie spätdemokratisch-ernüchtert, mithilfe einer gehaltvollen, alltags-vitalen Semantik und etwas augenzwinkernd < k. > im kulturellem Kontext Problemlösungen klarlegen.
m+w.p22-4 < k. >
1) Invektivität (von lateinisch invehi „jemanden anfahren“) bezeichnet als Überbegriff alle Aspekte von Kommunikation, die dazu geeignet sind, herabzusetzen, zu verletzen oder auszugrenzen
https://de.wikipedia.org/wiki/Invektivit%C3%A4t
2) Gertrude Elizabeth Margaret Anscombe
(* 18. März 1919 in Limerick, Irland; † 5. Januar 2001 in Cambridge) (Veröffentlichungen unter G.E.M. Anscombe) war eine britische Philosophin, die wichtige Beiträge zur Handlungstheorie sowie Tugendethik leistete, und Schülerin Ludwig Wittgensteins
https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Anscombe
3) Charles Taylor
Charles Taylor, CC, FRSC (* 5. November 1931 in Montreal) ist ein kanadischer Politikwissenschaftler und Philosoph.
Themen von Taylors umfangreicher und vielfältiger Forschung sind insbesondere Moralphilosophie, Sprachphilosophie, politische Philosophie, das Konzept der multikulturellen Gesellschaft
4) Georg Lohmann
(* 6. Juni 1948 in Münster; † 4. Dezember 2021) war ein deutscher Philosoph und Hochschullehrer.
Er gehörte zur Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Uni-Magdeburg
Dissertation: Indifferenz und Gesellschaft.
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Inhalt
I. Home alone . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
(1): Erlahmen und Entgleisen –
mehr und weniger als Streit . . . . . . . . 13
(2): Problem, Urteil, Erfahrung . . . . . . . . . . 16
(3): Öffentliche Verständigung als Lerngeschichte? . . . 18
(4): Zur Elastizität von Problemen und den
Rändern der Theorie . . . . . . . . . . . . 25
2. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
II. Semantische Krisen . . . . . . . . . . . . . . . . 47
1. Semantische Krisen in der internationalen
philosophischen Debatte: Von Elizabeth Anscombe
zu Charles Taylor . . . . . . . . . . . . . . . 48
A. Simulierte Sprachlosigkeit oder
semantische Deprivation? . . . . . . . . . . 49
B. Zwischenpositionen semantischer Schwierigkeiten . . 54
C. Semantische Angemessenheit im Angesicht
von Problemen . . . . . . . . . . . . . 58
D. Von der Auseinandersetzung ohne Artikulation zur
Gleichzeitigkeit von Privatisierung und Polarisierung 62
E. Zwischenbetrachtung . . . . . . . . . . . 66
2. Impressionen semantischer Krisen . . . . . . . . . 69
A. Politikverdrossenheit . . . . . . . . . . . . 70
B. Die gereizte Gesellschaft . . . . . . . . . . 73
C. Symptome des Sinnverlusts . . . . . . . . . 78
D. Krise des Fortschritts als Anzeichen
kultureller Sinnkrisen . . . . . . . . . . . . 83
E. Hyperironie und Identität . . . . . . . . . . 88
F. Politische Identitätskrisen . . . . . . . . . . 93
G. Verschwörungstheorien . . . . . . . . . . . 100
H. Von der Verschwörungstheorie zur Vernunftkrise? . . 103
I. Zwischenbetrachtung . . . . . . . . . . . 107
3. Sinnkrisen als Zeitdiagnosen? . . . . . . . . . 110
4. Habermas’ semantische Krisendiagnose . . . . . . 116
5. Semantische Krisen nach Benjamin . . . . . . . 126
A. Zum Begriff der Geschichte . . . . . . . . 127
B. Der Erzähler . . . . . . . . . . . . . . . 135
C. »Linke Melancholie« . . . . . . . . . . . . 140
6. Zur Heuristik semantischer Krisen . . . . . . . 146
7. Harmonia . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
III. Probleme und gesellschaftliche Problemlösung . . . . 165
1. Probleme und Prozessualität . . . . . . . . . . . 167
2. Zur Einschlägigkeit ausgewählter Befunde
psychologischer Problemraumtheorie . . . . . . 171
3. Ein sozialphilosophischer Begriff des Problems . . . . 176
A. Resultat als Ineinandergreifen von Kriterien
der Zuordnung und Exzellenz . . . . . . . . 179
B. Prozess als reicher Begriff . . . . . . . . . . 184
4. Ableitungen aus der Problemraumtheorie als
heuristische Ingredienzen eines granularen Prozessmodells 187
5. Ökonomisches Problemlösen als Anwendungsfall
eines granularen Prozessmodells . . . . . . . . 189
A. Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
B. Die Verlegenheit der Lebenswelt . . . . . . . 192
C. Lineare Profitoptimierung . . . . . . . . . . 195
D. Disdirektionales Driften . . . . . . . . . . . 200
E. Dynamische Lernblockaden und
das Problem der Probleme . . . . . . . . . .. 204
6. Sinngrenze als theoretische Kontinuität
des Problembegriffs . . . . . . . . . . . . . 212
7. Zum Zusammenhang von Problemlösung und
symbolischer Selbstständigkeit . . . . . . . . . . 216
8. Exzesse öffentlicher Problembeurteilung als Hinweis
auf Probleme des Urteilens . . . . . . . . . . 222
IV. Urteilen und Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . 233
1. Zum Stand und Erbe der Theorie des Urteil(en)s . . 234
A. Ausgangspunkt im 18. Jahrhundert . . . . . 235
B. Hegel’sche Impulse in der Debatte um die
Theorie des Urteilens . . . . . . . . . . . . 239
C. Adorno und der Doppelcharakter des Urteilens . . 242
D. Zum Stand des Diskurses . . . . . . . . . . 246
2. Erweiterungen des Urteil(en)s . . . . . . . . . 251
A. Affekte und Niedrigschwelligkeit . . . . . . 251
B. Komplexität . . . . . . . . . . . . . . . 255
C. Zur sozialen Dimension von Urteilskraft . . . 261
D. Das Gute am Schönen . . . . . . . . . . . 272
3. Urteilen als intrasubjektive Koordinierungsleistung . 283
4. Analytisches Potential der Urteilskategorie . . . . 288
A. Prozess und Urteilsumwelt . . . . . . . . . . 290
B. Zur Iterierbarkeit von Urteilen . . . . . . . . 294
C. Unstimmigkeit . . . . . . . . . . . . . 302
5. Öffentlichkeit als Umwelt aus Urteilen . . . . . . . 308
A. Ein komplexer Begriff von Öffentlichkeit . . . . 310
B. Politik als Faktor einer Urteilsumwelt . . . . . 325
C. Werbung als Faktor einer Urteilsumwelt . . . . 346
V. Resümee: Bildung und Nachhaltigkeit . . . . . . . 356
Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368
Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
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