Anush Yeghiazaryan: Mythos und Identität . Zur Bedeutung des Vardan-Mythos für das Selbstverständnis armenischer Gemeinschaften

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PA4 Diskurse (1995-2021) 2021 EU-Demokratien . Natur : Kultur > G
Gemeinschaften - Mythos - Identität . A. Yeghiazaryan
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Online-Publikation: Februar 2022 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Anush Yeghiazaryan: Mythos und Identität . Zur Bedeutung des Vardan-Mythos für das Selbstverständnis armenischer Gemeinschaften >>
320 Seiten, 22.2 x 14 cm, broschiert, ISBN 978-3-95832-273-8, 39,90 €
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich:
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de

Inhalt
Die Erzählung über den armenischen Heerführer Vardan, der im Kampf für die Glaubensfreiheit der christlichen Armenier gegen die persische Herrschaft im 5. Jahrhundert n. Chr. gefallen ist, ist als Narrativ des Widerstandes und eines moralischen Sieges in die armenische Geschichte eingegangen. Im Zentrum der vorliegenden Studie steht die Frage nach der Kontinuität der Deutungsmacht dieses Mythos und nach seiner heutigen Verankerung im ›kollektiven Gedächtnis‹ der Armenier. Die Autorin nimmt die unterschiedlichen Bedingungen für die Interpretation des Mythos in der Armenischen Republik und in der Diaspora in den Blick. Ausgangspunkt der Forschung ist das von der armenischen Kirche in den Gemeinden der Diaspora und in der Republik Armenien alljährlich gefeierte Vardan-Fest. Die unterschiedlichen Formen der Gestaltung dieses Festes werden mit Erhebungs- und Auswertungsmethoden der qualitativen Sozialforschung untersucht. Anhand der unterschiedlichen Funktionen, die die Figur Vardan in den verschiedenen Epochen der armenischen Geschichte erfüllt, wird der Schwellencharakter dieser Figur herausgearbeitet: Vardan wird in manchen Zusammenhängen als religiös, in anderen als weltlich betrachtet, und kann dabei keinem der Bereiche endgültig zugeordnet werden. Diskutiert werden die Dynamiken der Rituale und der kollektiven Symbolik. Dabei bietet die Studie kenntnisreiche Einblicke in geschichtliche und kulturelle Zusammenhänge und Beziehungen sowie in die verschiedenen regionalen, sprachlichen Kontexte.

Autor
Anush Yeghiazaryan ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Geschichte und Soziologie und assoziierte Fellow am Sozialwissenschaftlichen Archiv Konstanz (Universität Konstanz). Dort promovierte sie 2019 mit ihrer Arbeit »Zur Bedeutung des Vardan-Mythos für das Selbstverständnis der Armenier in der Diaspora und Republik Armenien«. Sie lehrt und forscht im Bereich der qualitativen Sozialforschung. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen u.a. Symbol- und Ritualforschung, qualitative Methoden der Sozialforschung sowie Armenien- und Diasporaforschung.

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Fazit, vorangestellt
Die Soziologin Anush Yeghiazaryan beleuchtet in ihrer Studie 'zur Bedeutung des Vardan-Mythos für das Selbstverständnis' in herausragender Weise die Topoi "Mythos und Identität". Dabei zeigt sich im Diskurs zum Verhalten zu den beiden Begriffsfeldern die Diskrepanz zwischen dem Kernland Armenien in den Bereichen dass Akteure, Ideen und Symbole unklar differenziert und geordnet werden. Ganz anders in der Diaspora, da werden die Art und Vorgehensweisen langzeitlich klar gehütet und gefestigt.
Daraus lässt sich der Schluss ziehen, laut Yeghiazaryan, dass ein Mythos zum Selbst-Verständnis - grosso modo 'heraldisch'- in die Zukunft wirken kann.
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'Heraldisch' im übertragenen Sinn: Herolde = Diaspora: Mythos als Wappen verkündet in gefestigter Form die Inhalte der Gemeinschaften
https://de.wikipedia.org/wiki/Heraldik


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Inhaltsfolge:
Vorwort und Danksagung 7
Einführung 9
I.Forschungsdesign
1.Forschungskonzeption 31
1.1 Theoretischer Rahmen: Mythos, Symbol, Ritual 31
1.2 Theoretisches Sampling: Feldzuschnitt und
Datenauswahl 53
1.3 Methodik 68
1.3.1 Erhebungsverfahren 69
1.3.2 Auswertungsverfahren 78
2. Forschungsgegenstand: Der Vardan-Mythos und das
Vardan-Fest im Kontext der armenischen Geschichte . . 95
2.1 Armenien in der Antike: Ursprünge,
vorchristliche Zeiten . . . . . . . . . . . .96
2.2 Armeniens frühe Staatsform: Königliche Dynastien . . 97
2.3 Christianisierung Armeniens und Vardanen-Krieg . . 99
2.3.1 Yeghische Vardapet und Ghazar Parpezi:
Zwei Berichte über den Vardan-Krieg aus
der frühchristlichen Zeit . . . . . . . .101
2.3.2 Die Berichte im Vergleich:
Ein Spannungsraum wird eröffnet . . . . . 104
2.3.3 Die Unabhängigkeit der armenischen Kirche .110
2.4 Armenien im Mittelalter, Auseinandersetzung
mit der Vardan-Erzählung und die Anfänge
des Vardan-Festes . . . . . . . . . . . . . . 110
2.4.1 Entwicklung des Vardan-Festes und die
Auseinandersetzung mit der Vardan-Erzählung
im späten Mittelalter . . . . . . . . . . 115
2.5 Konflikte, Teilungen und Zerstreuung,
Zellen der Unabhängigkeit und Diaspora . . . . . 117
2.6 18. Jahrhundert: Multilokale Entwicklung und
kultureller Aufschwung, neue Formen und Dynamiken . 119
2.7 19. Jahrhundert: Eine neue Epoche
nationalistisch-patriotischer Stimmung . . . . .121
2.8 Vardan zwischen dem Religiösen und dem Säkularen:
Flexibilität und Ambivalenz eines Schwellencharakters . 126
2.9 Das Vardan-Fest und seine Feierformen . . . . .127
2.10 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . .137
3. Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . 138
II. Das Vardan-Fest in Wien, Isfahan und Eriwan
1. Die Diaspora-Gemeinde in Wien . . . . . . . . . . 147
1.1 Geschichte und Struktur der Gemeinde . . . . .147
1.2 Empirische Falldarstellung . . . . . . . . . .153
1.3 Das Vardan-Fest in der Wiener Gemeinde . . . .172
1.4 Fazit: Das Vardan-Fest in Wien.
Ein Kampf um das armenische Selbstverständnis . . 188
2. Die Diaspora-Gemeinde in Isfahan (Iran) . . . . . .190
2.1 Geschichte und Struktur der Gemeinde . . . . .190
2.2 Empirische Falldarstellung . . . . . . . . . .198
2.3 Das Vardan-Fest in Isfahan (Neu Dschulfa) . . . . 205
2.4 ›Siege‹ und ›Niederlagen‹ der Gemeinde . . . . .218
2.5 Fazit: Der moralische Sieg . . . . . . . . . .232
3. Die Republik Armenien . . . . . . . . . . . . .234
3.1 Die Geschichte der Republik Armenien
und der Vardan-Mythos im 20. Jahrhundert . . .234
3.1.1 Historische Skizze . . . . . . . . . . . 234
3.1.2 Der Vardan-Mythos in der
ersten armenischen Republik . . . . . . . 236
3.1.3 Der Vardan-Mythos in Sowjet-Armenien . .237
3.1.4 Reflexionen zum Vardan-Mythos in
Literatur, bildender Kunst und Zeitgeschichte .240
3.2 Empirische Falldarstellung . . . . . . . . . .256
3.3 Die Prozession am Vardan-Fest in Armenien (2008) .265
3.4 Fazit: Das Vardan-Fest in Armenien . . . . . . . 292
Schlussdiskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
Transkriptionsliste armenisch – deutsch . . . . . . . 326
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