Marcel Fratzscher: Die neue Aufklärung . Wirtschaft und Gesellschaft nach der Corona-Krise

"Hände - Zukunftsweisend"
Umschlagbild-Ausschnitt vom Portrait M. Fratscher


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Online-Publikation: Januar 2021 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Marcel Fratzscher: Die neue Aufklärung . Wirtschaft und Gesellschaft nach der Corona-Krise >>
224 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, EAN 978-3-8270-1432-0, € 22,00 [D], € 22,70 [A]
Berlin Verlag Piper;  http://www.berlinverlag.de

Charakteristika
> Nominiert für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2020
> Ethik versus Wirtschaft
> „Eine Welt, die Platz für die Öffentlichkeit haben soll, kann nicht nur für eine Generation errichtet oder nur für die Lebenden geplant sein; sie muss die Lebensspanne sterblicher Menschen übersteigen.“ Hannah Arendt
> Zeit für einen neuen Humanismus!

Inhalt
Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaften und Ökonomien in die tiefste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. Die Gefahr ist groß, dass sie die Weltgemeinschaft weiter spaltet. Es gibt gute Gründe für Pessimismus, aber es gibt bessere für Optimismus. Die Pandemie zeigt uns die Widersprüche unseres Handelns auf. Sie hat zu einem moralischen Bewusstsein geführt, das uns als Gesellschaft einen hohen Wert auf Gemeinschaft und den Schutz der Schwächsten legen lässt. Dieser neue Humanismus erfordert Reformen des Sozialstaats, um allen Menschen Chancen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Freiheit, Gerechtigkeit und Humanismus, die drei Ideale der Aufklärung, sind heute wichtiger denn je und werden entscheiden, wie die Welt und wir als Gesellschaft aus dieser Pandemie herauskommen werden.

Autor
Marcel Fratzscher ist Wissenschaftler, Autor und Kolumnist zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen. Er ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) - eines der führenden und unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstitute und think tanks in Europa

Einleitung,
ausschnittweise als tiefen Ein- und Ausblick ins Ganze:
Selten zuvor hat ein Ereignis die gesamte Menschheit gleichermaßen in so kurzer Zeit so stark getroffen. Kein Menschenleben ist durch das Virus unberührt geblieben. Viele Hunderttausende Menschen haben ihr Leben verloren, mehr als 15 Millionen weltweit waren bereits Ende Juli 2020 infiziert worden. Die Pandemie hat Gesundheits- und Sozialsysteme überfordert und zum Teil zum Zusammenbruch gebracht. Sie hat das Leben eines und einer jeden zumindest vorübergehend eingeschränkt und für viele dauerhaft verändert. Sie hat dazu geführt, dass Menschen- und Bürgerrechte temporär beschnitten wurden. Die Auswirkungen des Virus haben die Weltwirtschaft in einen Kollaps getrieben: Mehr als 100 Millionen Menschen haben ihre Arbeit und noch viel mehr ihre Lebensgrundlage verloren.
Und die Krise ist noch lange nicht vorbei. Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung und Normalisierung wird sich als unbegründet erweisen.
Der renommierte Experte legt eine tiefgreifende Gesellschaftsanalyse vor und hält ein engagiertes Plädoyer, die Krise als Chance für Gesellschaft, Staat und Wirtschaft zu nutzen.
Es ist ein Zeitalter der Extreme
Viele Millionen Europäer und Amerikaner haben durch die Globalisierung ihre Arbeit verloren und Schwierigkeiten, sich in einer Welt, die ein hohes Maß an Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Mobilität und eine gute Bildung verlangt, zu behaupten. Einkommen, Vermögen und Lebenschancen sind in vielen westlichen Gesellschaften ungleicher geworden. Viele haben Schwierigkeiten, sich zu verorten und zu identifizieren in und mit einer Welt des stetigen Wandels, die eben nicht immer als Chance, sondern auch als Bedrohung empfunden wird.
Die Konfliktlinien unserer Zeit
Die Krise hat ungelöste Konflikte an die Oberfläche gebracht – von nationalen Konflikten in Europa über politische Konflikte innerhalb von Demokratien bis hin zu offenem Widerstand gegen Diskriminierung von Schwarzen in den USA und anderswo. Dabei läuft die Welt seit Jahren offenen Auges in eine Reihe weiterer Krisen. Die Ursachen der Flüchtlingskrise seit 2015 sind genauso wenig überwunden wie zahlreiche Konflikte in vielen Teilen Afrikas und des Mittleren Ostens. Vor allem aber ist die schwelende und sich stetig verschärfende Klimakrise ungelöst. Seit dreißig Jahren kann niemand mehr die Tatsache des Klimawandels und die katastrophalen Folgen leugnen. Trotzdem fehlt es global, und auch national in Deutschland, am politischen Willen, der Wahrheit ins Auge zu schauen und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
Die Antworten auf diese Fragen
sind in vier grundlegenden Konflikten zu finden: zwischen
> Ethik und Wirtschaft, zwischen
> Staat und Markt, zwischen
> Multilateralismus und Nationalismus und zwischen
> Wissenschaft, Medien und Politik.
In der Corona-Pandemie haben sie sich schmerzvoll offenbart.
Die Lösung dieser Konflikte wird entscheidend für unsere Zukunft sein.

Eine neue Aufklärung tut not
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“, beschrieb Immanuel Kant die Bedeutung dieser Epoche für die Menschheitsgeschichte.
Freiheit, Gerechtigkeit und Humanismus:
Die zentrale These dieses Buches lautet, dass diese drei Ideale der Aufklärung heute wichtiger sind denn je und dass sie darüber entscheiden werden, wie die Welt und wir als Gesellschaft aus dieser Pandemie herauskommen. Sie waren und sind die Grundlage für den Fortschritt und den Wohlstand, den die Welt in den vergangenen zwei Jahrhunderten hat erringen können. Die großen Probleme und Fehler unserer Zeit – von einer wachsenden sozialen Polarisierung und schwindenden Gerechtigkeit über ein Erstarken von Populismus und autokratischen Regimen bis hin zu einer drohenden Klimakatastrophe – können nur gelöst werden, wenn wir uns auf diese drei Prinzipien der Aufklärung besinnen und sie neu denken.
Dies erfordert
> ein neues Bewusstsein dafür, wie die Herausforderungen unserer Zeit bewältigt werden können.
> Universalität erfordert Reformen, um dem Gefühl der Ungerechtigkeit und der Entfremdung vieler Menschen unserer Gesellschaft zu begegnen.
> Humanismus erfordert eine neue Definition von Fortschritt. Die Corona-Pandemie zeigt, dass wir einen großen Schritt hin zu einer solchen Definition tun können.
Diser neue Humanismus erfordert es, Nationalismus und Populismus zurückzudrängen und Multilateralismus und globale Kooperation zu stärken. Dies gilt für die Bekämpfung von Pandemien und der Ursachen von Konflikten genauso wie für den Schutz von Klima, Umwelt und Diversität.

Quintessenz mit Fazit
Als Wissenschaftler, Autor und Kolumnist sieht Fratscher seine Aufgabe, nicht zu glauben oder zu fühlen, sondern Wissen zu schaffen und dieses zu teilen.
Die Pandemie hat viele dieser positiven Ansätze verstärkt und einen Weg in die Zukunft aufgezeigt. Nun gilt es, diese größte globale Krise seit 75 Jahren klug zu nutzen und den Weg hin zu einer neuen Aufklärung im Sinne Fratschers frei zu machen!
m+w.p21-1 < k. >
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