Christoph Butterwegge : Ungleichheit in der Klassengesellschaft
Diskurs Aktuell -> Brisant
Ungleichheit . C. Butterwegge
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Online-Publikation: September 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Christoph Butterwegge : Ungleichheit in der Klassengesellschaft >>
Neue Kleine Bibliothek 294, 183 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-89438-744-0, € 12,90 [D] / € 13,30 [A]
PapyRossa Verlag, D-50937 Köln; http://www.papyrossa.de
Charakteristik
> Butterwegge: Pandemie verschärft soziale Ungleichheit in Deutschland
Armutsforscher für «Corona-Soli» zur Deckung der Folgekosten
https://www.evangelisch.de/inhalte/174532/06-09-2020/butterwegge-pandemie-verschaerft-soziale-ungleichheit-deutschland
Inhalt
Sozioökonomische Ungleichheit, von den meisten Deutschen hauptsächlich in Staaten wie den USA, Brasilien oder Südafrika verortet, ist auch hierzulande stark ausgeprägt und nimmt weiter zu. Sie beschränkt sich nicht auf die asymmetrische Verteilung von Einkommen, Eigentum und Vermögen, sondern erstreckt sich auf fast alle Lebensbereiche. Christoph Butterwegge beschäftigt sich mit ihren aktuellen Erscheinungsformen, wobei neben Bildung und Wohnen die Gesundheit im Vordergrund steht. "Vor dem Corona-Virus sind alle gleich", glauben viele. Hatten Pandemien wie die Pest einst zur Eindämmung sozioökonomischer Ungleichheit beigetragen, weil sie einen Verfall der Lebensmittel-, Boden- und Immobilienpreise sowie einen Anstieg der Löhne herbeiführten, so wirkt Corona eher polarisierend: einerseits Kurzarbeit und Entlassungen für Millionen Beschäftigte oder Konkurse kleinerer Unternehmen, andererseits Extraprofite für Konzerne krisenresistenter Branchen und Bereicherung von Finanzinvestoren, die mit Leerverkäufen auf sinkende Aktienkurse spekuliert haben.
Zitat:& Stimme
> Butterwegge,
'Pandemie verschärft soziale Ungleichheit in Deutschland'.
> Armutsforscher für «Corona-Soli» zur Deckung der Folgekosten
https://www.evangelisch.de/inhalte/174532/06-09-2020/butterwegge-pandemie-verschaerft-soziale-ungleichheit-deutschland
Autor
Christoph Butterwegge, Prof. Dr., lehrte von 1998 bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität zu Köln und kandidierte 2017 für das Amt des Bundespräsidenten. Er gehört dem Gutachtergremium der Bundesregierung für den Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht an.
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Fazit
Christoph Butterwegge weist in seinem hochbrisanten Diskursbuch zur "Ungleichheit in der Klassengesellschaft" auf eklatant-klare Weise wie die Ungleichheit ein Strukturelement der Klassengesellschaft ist - beruhend auf der Kritik von Marx, Weber und sieht aktuell die Machteliten und Elitenherrschaft in Deutschland als eine 'Abstiegsgesellschaft oder eine Gesellschaft der Singularitäten.
Dazu sieht Butterwegge den Finanzkapitalismus mit seiner Sozialstrukturentwicklung entfesselt, verquickt mit Abstiegsängsten - die Mittelschicht ' im Fahrstuhl, auf der Rolltreppe oder im Paternoster, höchst fragil.
In den Haupterscheinungsformen erkennt der Autor die Ungleichheit im Einkommen, der Vermögensverteilung, im Gesundheitswesen (radikal aktualisiert durch Corona): Wer arm ist, muss eher sterben, stellt er, lakonisch zu Recht, fest. Bildungs- und Wohngleichheit sind durch arm und reich sozialräumlich tief gespalten...
Zur Quintessenz dient das Schluss-Zitat von Butterwegge mit Heintze, Ötsch, Troost Berlin 2019:
'Nach den positiven Erfahrungen vieler Unternehmen mit Homoffice, Online-Workshops und Videokonferenzen im Lockdown verstärkt gearbeitet werden dürfte, ist die Lobby für den Ausbau der sozialen Bildungs- und Betreuungsstruktur sowie die Erweiterung der öffentlichen Dienstleistungen im Pflegebereich und im Gesundheitswesen politisch weniger einflussreich'. Und weiter: 'Dabei wäre es erforderlich, die seit den 1990er Jahren aufgerissene Beschäftigungslücke in der 'vorsehungs-bedingten‘ Fundamentalökonomie baldmöglichst zu schliessen, damit .. wieder eine gute Versorgung mit öffentlichen, sozialen und gemeinwohlorientierten Dienstleistungen gewährleistet werden kann'..
Dieses hervorragende Diskursbuch von Butterwegge dient zur Wegzehrung und zugleich zur Pfeilspitze für die Debatten in einer überaus fragilen Zukunft.
m-1w.p20-10 k.
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Inhaltsfolge
Einleitung 7
1. Begriffliche, theoretische und methodische Grundlagen 9
1.1 Wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit 10
1.2 Ungleichheit, Armut und Reichtum 14
1.3 Der meritokratische Mythos
und die Legitimation der Ungleichheit 31
1.4 Durch mehr Gleichheit zum individuellen Glück
und zur ökologischen Nachhaltigkeit? 40
2. Ungleichheit als Strukturelement der Klassengesellschaft 45
2.1 Marxens Kritik der politischen Ökonomie,
Kapitalismusanalyse und Klassentheorie 46
2.2 Max Webers modifizierter Klassenbegriff:
Märkte als Quelle der Ungleichheit? 53
2.3 Machteliten und Elitenherrschaft
in neueren Klassentheorien 59
2.4 Deutschland – eine »Abstiegsgesellschaft«
oder eine »Gesellschaft der Singularitäten«? 70
3. Klassengesellschaft im Wandel:
Finanzmarktkapitalismus und Sozialstrukturentwicklung 79
3.1 »Entfesselung« der Finanzmärkte und
Entwicklung der sozialen Klassen 80
3.2 Vom industriellen Proletariat zum Prekariat:
Lohnabhängige im digitalen Finanzmarktkapitalismus 91
3.3 Zwischen sozialen Aufstiegsillusionen und realen
Abstiegsängsten: Mittelschicht im Fahrstuhl,
auf der Rolltreppe oder im Paternoster? 99
3.4 Kapitalisten im 21. Jahrhundert – globale
Superklasse oder verunsichertes Besitzbürgertum? 113
4. Haupterscheinungsformen der Ungleichheit 124
4.1 Einkommens- und Vermögensverteilung
in der Bundesrepublik 125
4.2 Corona und gesundheitliche Ungleichheit:
Wer arm ist, muss eher sterben 136
4.3 Bildungsungleichheit, »Bildungsarmut«
und Bildungsreichtum 161
4.4 Wohnungleichheit in einem
sozialräumlich gespaltenen Land 170
Literaturauswahl 1
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