Astrid Dehe, Achim Engstler . Unter Schwalbenzinnen - Florenz, Frühling 1442
Belletristik
Unter Schwalbenzinnen . 1442
-be-steidl15-11unter-schwalbenzinnen
Online-Publikation: Oktober 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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304 Seiten, Fester Einband / Leineneinband, 12.6 x 20.8 cm; ISBN 978-3-95829-046-4 ; € 24,00
Steidl Verlag Göttingen; http://www.steidl.de;
Inhalt
Florenz 1442. Die Medici beherrschen die Stadt, ihr Wort ist Gesetz. Widersacher werden aus dem Weg geräumt, Andersdenkende verfolgt. In dieser Atmosphäre von Misstrauen und Verrat gerät der junge Kopist Matteo gleich zweifach in Bedrängnis.
Nach dem Tod des Vaters hat er eine Familienpflicht zu erfüllen: Er muss ein altes Buch bewahren, das seit Generationen vom Vater auf den ältesten Sohn übergeht. Die Verfasser dieses Libro dei C sind unbekannt, seine Sprache versteht niemand. Der Überlieferung nach wird die Schrift sich offenbaren, wenn die Zeit reif ist. Dann wird das Buch die letzte, entscheidende Waffe gegen das Böse sein. Matteo aber glaubt nicht an den Teufel und die düstere Weltsicht seiner Vorväter. Seine Träume sind von ganz anderer Art: eine eigene Werkstatt, ein eigenes Haus. Doch der Lohn eines Kopisten ist bescheiden. Verlockend daher der unverhoffte Auftrag des Patriziers di Adimari. Er soll die Traumbilder seiner Tochter Evelina aufzeichnen: bizarr-poetische Visionen von Wurzelwesen, ungekannten Pflanzen, Tieren und Königinnen, die nackt in Blütenkelchen baden. Eine Welt der Frauen, eine »schöne Welt, bewegt von Liebe«. Diese Visionen aber sind gefährlich, denn zu stark stehen sie im Widerspruch zur kirchlichen Doktrin, zu sehr bedrohen sie die Macht Cosimo de‘ Medicis.
Ungute Zeichen verdichten sich, auf dem Pergament wie in den dunklen Gassen von Florenz. Am Ende bleibt dem Kopisten nur sein Handwerk, um sich und die schöne Evelina zu retten, ihre Bilder und das Libro dei C.
Autorenteam
Achim Engstler und Astrid Dehe
bilden seit 2008 ein Autorenteam. Nach Projekten zum Aphorismus und zum Tagebuch-schreiben erschien 2011 ihr erstes gemeinsames Buch, der Essayband „Kafkas komische Seiten“. 2013 folgte ihr belletristisches Debut, die Novelle „Auflaufend Wasser“. Seit 2014 sind Engstler und Dehe Mitglieder des PEN-Zentrums Deutschland.
Fazit
Misstrauen und Verrat gebären Angst und Schrecken - gerade jetzt, hochaktuell - werden bildhaft und lebendig knapp formuliert vorgeführt: Im Roman von Astrid Dehe, Achim Engstler "Unter Schwalbenzinnen" nehmen sie Gestalt an - paradigmatisch in Florenz im Frühling des Jahres 1442. Im Schlussteil demaskiert das Autorenteam ihre eigene verhüllte Kreativität, wenn sie von einem, seltsamen, zufälligen, zukünftigen Werk' erzählen, in dem 'kein Wort, kein Bild' wirklich verstehbar sei.. Diese Maskerade wirkt bis zum Schluss genial verschattet, wie die Zinnen im Titel - den Textfluss im Halbschatten folgend - mit Verweil-Leseband ausgestattet - dazu anregen. m+w.p15-11