Dieter Berdel / Robert Burns: Here ´s a bottle ... und a glassa freind / Trinklieder, Spottverse, Balladen . Dialekte in Scottish & Wienerisch

Belletristik
Scottish- & Wiener - Dialekt-Poesie
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Dieter Berdel / Robert Burns: Dialekt-Poesie

Online-Publikation: Januar 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Trinklieder, Spottverse, Balladen . Dialekte in Scottish  & Wienerisch >>
Reihe Bybliotheca:  223 S., Halbleinen mit Leseband, ISBN 978-3-902300-98-0; € 24,90 [A], € 24,20 [D]
Edition Roesner, A-3500 Krems an der Donau; http://www.edition-roesner.at/

Charakteristika
Dialekt- Lyrik & -Poesie

Der Protagonist
Robert_Burns
mailto:comments@robertburns.org 
http://www.robertburns.org/works/
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Burnshttp://www.bbc.co.uk/arts/robertburns/biography.shtml

Der Autor
Dieter Berdel,
geboren 1939 im Burgenland, lebt in Wien und Nieder­ös­terreich; studierte Möbelbau an der HTL Mödling so­wie Industrie-Design an der Hochschule für ange­wandte Kunst in Wien, einige Zeit Hochschulassistent. 1975 Mitbegründer und bis 2013 Vorstandsmitglied des Instituts für Soziales Design, Entwicklung und Forschung in Wien; zahlreiche Publikationen auf dem Ge­biet der menschgerechten, barriere­freien Gestaltung.
Verfasser von Lyrik, Kurzprosa und visueller Poe­sie, auch im Wiener Dialekt; Teilnahme an internationalen Poesiefestivals u. a. in Argentinien und Indien; erster Lyrikband: mia wean mia, gedichta, Salzburg 1995, seither mehrere Bücher, CDs und Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien; Mitglied der GAV und der ÖDA, Ehrenmit­glied der Robert Burns Society AustriaSeit mehreren Jahren Beschäftigung mit dem Werk des schottischen Nationaldichters Robert Burns (1759 – 1796) und Übertragungen aus dem Scottish Dialect in den Wiener Dialekt; u. a. Mitherausgeber von: Haggis, Whisky & Co., Mit Robert Burns durch die schottische Küche, Wien 2013.
mailto:dieter.berdel@chello.at

Stimme, auszugsweise & kultur-wahlverwandt
Ach Du Lieber Berdel,
ich sag extra Berdel weil Dein kongeniales Genie durch diesen Namen verlagsvirulent bekannt geworden ist.
Wie Du uns mich und Marga durch den Hinterhof mit Deiner CD getrieben hast, ist unvergessen… die Jugend vor einem Drittel Jahrhundert taucht vor mir auf, das Cafe inmitten der City Wiens, wo wir über Design diskutierten und manches andere was Gesellschaft. Politik, Religion betraf – und wie ich nun an Deiner neuen CD erkennen muss – noch immer stimmig ist – was die Hinterhof-Sprache und das Lied von Wien betrifft. Es ist noch immer der Protest, die Wut, der Zorn, die Provokation der Ohnmächtigen da zu spüren in allen Deinen poetischen Zeilen, ein Sprechrohr, ungeliebt, wie wir – Marga und Walter – es beim Zuhören der CD erlebten, wohl eingeübter Applaus sozusagen, wie wir es von den amerikanischen Soap-Serien kennen lernten. So bist Du ein Provokateur der Hinterhofsprache geblieben – Dafür sei Dir Dank gesagt von einem Fern- und Vorder-Österreicher, der im äussersten südwestdeutschsprachigen Raum wirkt und lebt im Markgräflerland ( 200 Jahre danach durch uns zwei Marga und Walter noch virulent) als Publizist mit unserem  Internetjournal kultur-punkt, bald seit 6 Jahren.
Ich bin zur festen Überzeugung gekommen: Dein Sprachrohr Dialektpoesie, Deine Wut, dein berechtigter Zorn auf die Gesellschaft, Politik und Religion ist dem sprachfern und dennoch aufmüpfigen Gefesselten, ja Geknebelten gewidmet – der untersten Ebene im Höhlengleichnis von Platon, 2500 Jahre her, und immer noch aktuell, was bedeutet, das die Gen-Vermittlung zeitlich unzureichend voranschreitet und die elenden Versuche der in diesen Zeitläuften Lebenden und Wirkenden, Forscher, im Begrifflichen verhaken: divortium opus est – wie ich es auch für mich in Anspruch nehme: Der Umweg/Bruch ist das Werk.
Unverkennbar ist auch der Inhalt Deiner Mitteilungen, die sich zwischen Sade und Sartre ansiedeln.
Wenn wir die Beziehung – einbezogen die von Van Swieten zu Mozart – betrachten und das Josefinum mit seiner pathologisch-musealen Sichtweise betrachten, so sind wir auf dem aktuellsten Stand der Wiener Denke, die Du in ihrer Hinterhofqualität hervor rufst und zum allgemeinen Diskurs stellst.
Dank sei Dir dafür. Walter und Marga Prankl, Verlag Doppelpunkt Wien 2002

Dieter Berdel, ist ein begnadeter Dialektdichter, jüngerer  Zeit- und Dialektgefährte mit Artmann und Jandl. Ist burgenländischer Herkunft, und mit einem Blick ausgestattet, der Fernweh erzeugt, in die terziäre Bucht Pannoniens bis Fernost  gerichtet ist. So ist da Bredl auch Geomantiker, was sich besonders im 2.fiadl dieses Buches offenbart.
Sicher kennen die meisten Leser von uns den Film dazu: Ich denke oft an Piroschka..
Auf Umwegen – auch im sumpfreichen Zickseengebiet wie der Rezensent des nachts – kann sich der Wanderer ver-irren, gelangt da Bredl zur Dialektdichtung. Er studierte Desing pardon Design in Wien wobei zwischen sign und sing ja bereits eine innige Verwandtschaft besteht. Gründet 1975 mit Pruner u.a. das Institut für Soziales Design, war als Gestalter und Forschender zugleich unterwegs.
Im Verborgenen – bis 1995 entstehen im Gegenzug zur Alltagswelt – dialektische Niederschriften und –trachten in der Art Abwehr- und Hinter-Hofsprache zum Dudendeutsch und zur Offizial-Hofsprache:
Der Vergleich mit der Hinterhofsprache  mit der standardisierten Hochsprache zeigt die Ausdruckstiefe des urbanen Dialektes.
Fazit: Da Bredl /Berdel bohrt dunkle Sprachlöcher in das eingebrannte Medienbrett und lässt so den Blick frei in das durch seine lokale Sprachkraft sich so erhellende Dunkel des Hinterhofs der zunehmende globalisierten deutschen Sprache
eidizjon doppla hoppla EDITION 2005

Es sind 40 Minuten von ungeheuerlicher Intensität, die da von dieser getragenen Stimme zu nur zum Verweilen beim Zuhören einlädt – nur zum Schein – um im nächsten Lautbild sich vollends der Anziehung zu entziehen.. In Volten wiederkehrend , durch die Musikstränge sich ausdehnend und entfremdend und so reflexartig auf den gesprochenen Textklang eingehend…
Die AutorInnen sind zwischen 50 - 65 , gereift durch die Eigengeschichtlichkeit und Geschicklichkeit ihrer massenmedien-fernen Lyrik, widerborstig bis zur endspielartigen Entfernung vom Hörenden…
Albatros Verlag / Patmos, 2007 Walter Prankl

Fazit
Dieter Berdel, ist ein begnadeter Dialektdichter, Zeit- und Dialektgefährte neben Artmann und Jandl. Er ist mit einem Blick ausgestattet, der von Fernweh nach regional-europäischer Kultur* zeugt, mit dialektischem Blick, der  aus der  terziären Bucht Pannoniens kommend (Burgenland & Wiener Dialekt-Topoi), diesmal bis Schottland  zum wahl- & sprachverwandten schottischen Dialektdichter Robert_Burns gerichtet ist.
Alle interessierten deutschsprechenden Belletristik-LiebhaberInnen, die ausserhalb dieses urbanen Wiener Dialektes behaust sind, finden im Anhang reichlich  Erklärungsnahrung zu dieser tiefgründigen poetischen Zweigestalt Burns-Berdel. m+w.p16-2

*) Auszug: 'Ziel soll vielmehr ein Europa von Autonomen Regionen sein, die sich aus sprachlich-geliederten Topoi peripher gliedern: Utopie - heute ja, da ein repressives neoliberales, zugleich grossspuriges, verstrittenes Regime herrscht, für morgen aber eine Vision von Europa mit Sprach/Bild/Tonkultur-Regionen und Menschen mit Grundeinkommen in ganz Europa angesagt ist.'
Quintessenz: kultur-punkt / m+w.p.
http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-aktuell/das-elsaessische-europaeische-vision.html

*

A Bottle and an Honest Friend

 

Here’s a bottle and an honest friend!

What wad ye wish for mair, man?

Wha kens, before his life may end,

What his share may be o’ care, man?

 

There’s nane that’s blest of human kind,

But the cheerful and the gay, man,

There’s nane that’s blest of human kind,

But the cheerful and the gay, man.

 

Then catch the moments as they fly,

And use them as ye ought, man:

Believe me, happiness is shy,

And comes not aye when sought, man.

 

There’s nane that’s blest of human kind …

 

A flaschl und a glassa freind

 

A flaschl und a glassa freind,

Braucht da mensch no mea, gö?

Wea waas, waun moi da dod eascheint,

Ob s leicht foid oda schwea, gö?

 

S gibt niks, wos menschn bessa daugt,

Ois wia a hezz und gaudi, gö.

S gibt niks, wos menschn bessa daugt,

Ois wia a hezz und gaudi, gö.

 

Di zeid fabrennt in ana dua,

Hoid s fest, befua s faraucht, gö:

Weu s glik is wia a fogal nua,

Fliagt weka, waun ma s braucht, gö.

 

S gibt niks, wos menschn bessa daugt …

 

 


Eine weitere Leseprobe aus früherer Zeit von:

Dieter Berdel,

dammas
daun
wammas
 
wammas duan
hammas
 
hammas daun
sammas
 
sammas wuan
losmas

*
En wiazhaus

aubissans gschia
augschissans bia

**
Robert Burns 1787

Type: Lament
Auld chuckie Reekie's^1 sair distrest,
Down droops her ance weel burnish'd crest,
Nae joy her bonie buskit nest
Can yield ava,
Her darling bird that she lo'es best-
Willie's awa!

O Willie was a witty wight,
And had o' things an unco' sleight,
Auld Reekie aye he keepit tight,
And trig an' braw:
But now they'll busk her like a fright, -
Willie's awa!

The stiffest o' them a' he bow'd,
The bauldest o' them a' he cow'd;
They durst nae mair than he allow'd,
That was a law:
We've lost a birkie weel worth gowd;
Willie's awa!

Now gawkies, tawpies, gowks and fools,
Frae colleges and boarding schools,
May sprout like simmer puddock-stools
In glen or shaw;
He wha could brush them down to mools-
Willie's awa!

The brethren o' the Commerce-chaumer
May mourn their loss wi' doolfu' clamour;
He was a dictionar and grammar
Among them a';
I fear they'll now mak mony a stammer;
Willie's awa!

Nae mair we see his levee door
Philosophers and poets pour,
And toothy critics by the score,
In bloody raw!
The adjutant o' a' the core-
Willie's awa!

Now worthy Gregory's Latin face,
Tytler's and Greenfield's modest grace;
Mackenzie, Stewart, such a brace
As Rome ne'er saw;
They a' maun meet some ither place,
Willie's awa!

Poor Burns ev'n Scotch Drink canna quicken,
He cheeps like some bewilder'd chicken
Scar'd frae it's minnie and the cleckin,
By hoodie-craw;
Grieg's gien his heart an unco kickin,
Willie's awa!

Now ev'ry sour-mou'd girnin blellum,
And Calvin's folk, are fit to fell him;
Ilk self-conceited critic skellum
His quill may draw;
He wha could brawlie ward their bellum-
Willie's awa!

Up wimpling stately Tweed I've sped,
And Eden scenes on crystal Jed,
And Ettrick banks, now roaring red,
While tempests blaw;
But every joy and pleasure's fled,
Willie's awa!

May I be Slander's common speech;
A text for Infamy to preach;
And lastly, streekit out to bleach
In winter snaw;
When I forget thee, Willie Creech,
Tho' far awa!

May never wicked Fortune touzle him!
May never wicked men bamboozle him!
Until a pow as auld's Methusalem
He canty claw!
Then to the blessed new Jerusalem,
Fleet wing awa!

Note To Mr. Renton Of Lamerton

Your billet, Sir, I grant receipt;
Wi' you I'll canter ony gate,
Tho' 'twere a trip to yon blue warl',
Whare birkies march on burning marl:
Then, Sir, God willing, I'll attend ye,
And to his goodness I commend ye.

R. Burns