Franz Grillparzer : Der arme Spielmann . Pest 1848 . Erzählung

Belletristik
F. Grillparzer: Der arme Spielmann
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Online-Publikation: Januar 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Franz Grillparzer : Der arme Spielmann . Pest 1848 . Erzählung . Herausgeber : Joseph Kiermeier-Debre >>
dtv-BdE: 2615: 96 Seiten; ISBN 978-3-423-02615-4; EUR  4.90 [D] 5.10 [A]
Deutscher Taschenbuch Verlag, München; http://www.dtv.de

Charakteristika
Eine schlichte, stille Geschichte

Inhalt
Grillparzer thematisiert in seiner Rahmennovelle den tragischen Kontrast zwischen universellem Kunstanspruch und tatsächlichem künstlerischem Vermögen. Der prinzipientreue Spielmann Jakob ist von seiner Berufung zum Geiger überzeugt, obwohl sein offensichtlich dilettantisches Spiel beim Publikum keinerlei Anklang findet. In diesem Widerspruch zwischen Unvermögen und leidenschaftlicher Liebe zur Musik spiegelt sich die völlige Entfremdung des Protagonisten von der Gesellschaft, die der Erzähler distanziert, aber auch mitfühlend schildert.

Autor
Franz Grillparzer
Der österreichische Schriftsteller und Dramatiker Franz Grillparzer wurde am 15. Januar 1791 in Wien geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften war er als Beamter tätig. Obwohl der Schriftsteller stets dem Konservatismus verbunden war, hinterließ auch das Gedankengut des Sturm und Drang und der Romantik Spuren in seinem Werk. Neben zahlreichen Theaterstücken sind es vor allem seine Rahmenerzählungen ›Das Kloster bei Sendomir‹ und ›Der arme Spielmann‹, die ihn berühmt machten. Der Autor starb am 21. Januar 1872 in Wien.

Herausgeber
Prof. Dr. Joseph Kiermeier-Debre war bis vor kurzem Leiter des Antoniter-/Strigelmuseums und der MEWO Kunsthalle in Memmingen, ist Dozent für Neuere deutsche Literatur an der Universität München und Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen, darunter Autor der Originalausgaben 'Goethes Frauen' (dtv 14025) und Schillers Frauen (dtv 13769) und Herausgeber der Gedichtbände von Eichendorff (dtv 13600), Klabund (dtv 20641) und Schiller (13270).
Seit 1997 betreut er als Herausgeber die dtv Bibliothek der Erstausgaben*. Dort erschienen bisher 80 Bände
Joseph Kiermeier-Debre unterrichtet - unterbrochen von Lehrstuhlvertretungen an der Universität Gießen und Freiburg und von einer Gastdozentur an der Universität der Künste in Berlin im Fach »Szenisches Schreiben« - als außerplanmäßiger Professor am Institut für Neuere deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München
http://www.bibliothekdererstausgaben.de/herausgeber.cfm

*) BdE / Bibliothek der Erstausgaben
Die Edition »Bibliothek der Erstausgaben« erfreut sich seit über 10 Jahren großer Beliebtheit. Eine Zusammenstellung aller Titel und Autoren der Edition finden Sie in:  http://www.bibliothekdererstausgaben.de

Fazit
Es lohnt - vor dem Lesen der Erzählung "Der arme Spielmann / Pest 1848"  von Franz Grillparzer, sich dem tiefblickenden Nachwort des Herausgebers Joseph Kiermeier-Debre zu widmen, um der im ersten Leseblick 'schein-verklärende  Darstellungsweise im Erzählgang nicht auf dem Leim zu gehen. Er bringt es auf den Punkt, wenn er von der ‚Volksmenge’ mit ihrer 'Resignation /Verzicht' und im Kontrast dazu vom Sonderling Spielmann spricht, 'der sein ganzes Leben lang in falscher Richtung unterwegs ist. Dieses Falsifikat deutet einen 'unheldischen Realismus' an, der eine marginalisierte Vision von bürgerlich-vordemokratischer Kultur als Inhalt projiziert .. und das - hochaktuell - im Umkehrschluss auf den Antidiskurs 'pegida & afd' verweist, ein 'Pestgeschwerl '2016. m+w.p16-1