Peter-André Alt : 'Jemand musste Josef K. verleumdet haben …' . Erste Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten

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Weltliteratur - Deutung . P.-A. Alt
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Online-Publikation: März 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Peter-André Alt : 'Jemand musste Josef K. verleumdet haben …' . Erste Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten >>
262 S. Hardcover mit Schutzumschlag; 978-3-406-75004-5 ; 26,95 €
Verlag C. H. Beck; 80703 München; http://www.chbeck.de

Charakteristika
> Schlagworte:
Anfang, Anfänge, Antike, Beispieleerste, Sätzerster, SatzGegenwart, Homer, Literatur, Literaturgeschichte, Paul Auster, Poesie, Rom, Romananfang, Tolstoi, Walter Moers, Weltliteratur..

Inhalt
Der erste Satz ist bekanntlich der schwierigste - und der wichtigste. Er muss den Leser verführen und verrät meist mehr, als wir bei der ersten Lektüre wahrnehmen. Manchmal enthält er im Kern schon die ganze folgende Geschichte. Peter-André Alts lustvoller Streifzug durch die Weltliteratur führt an großen Texten von der Antike bis zur Gegenwart vor, wie deren Anfänge jenen Pakt mit dem Leser schließen, der die erste Neugier in andauernde Leselust verwandelt.
"Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen." "Jemand musste Josef K. verleumdet haben..." Manche erste Sätze der Weltliteratur sind so berühmt geworden, dass man sie kennt, auch wenn man das Werk nie gelesen hat. Die Anfänge von Romanen und Erzählungen gewinnen uns, indem sie überraschen oder überwältigen, schmeicheln, erschrecken, verlocken oder erregen. Sie können Spannung erzeugen, Stimmungen hervorrufen, die Protagonisten zum Leben erwecken oder ihre Leser an Ort und Zeit des Geschehens entführen. In unterschiedlichsten Tonlagen - ironisch, pathetisch, bekenntnishaft oder dunkel - leiten sie in die folgende Geschichte ein.
Peter-André Alts funkelnd-luzider Essay über die Poesie des Anfangs zeigt das an 249 Beispielen von Homer bis Peter Handke, von Tolstoi bis Paul Auster. Sein Buch bietet Literaturgeschichte in a nutshell und ist selbst eine große Verführung zum Lesen.

Peter-André Alt
ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, die er von 2010 bis 2018 als Präsident leitete. Seit 2018 ist er Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u. a.: «Schiller. Leben – Werk – Zeit. Eine Biographie» (2009), «Franz Kafka. Der ewige Sohn» (2008), «Ästhetik des Bösen» (2011) und «Sigmund Freud. Der Arzt der Moderne» (2016).

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Fazit
Der lehrende und forschende Literaturwissenschaftler Peter-André Alt hat 'Erste Sätze der Weltliteratur' behutsam zugleich kernaussagend ausgewählt 'und was sie uns verraten'.
Und aus diesem Satzreigen hat er Kafka als Titel seiner Untersuchung trefflich gewählt: "Jemand musste Josef K. verleumdet haben …".
Tatsächlich gelingt es Alt in 249 Blickweisen Lesende zur Aufmerksamkeit zu gewinnen, von Homer bis zu Gegemwartsautoren. Es sind neben den Tätigkeitsworten auch die Tonlagen - von bekenntnishaft, pathetisch, ironisch bis melancholisch oder todeszugewandt - die faszinieren. Eine überaus nachlesenswerte Studie lädt zur Vertiefung und - mit Leseband - zum Verweil ein. m+w.p20-5

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Inhaltsfolge
1. Von der Schwierigkeit,mit dem Erzählen zu beginnen
2. Sprechende Götter und göttliches Sprechen
3. Die Souveränität der Literatur
4. Der Herausgeber redet
5. Steckbrief einer Person
6. Orte und Zeiten
7. Die Situation
8. Plötzliches Ereignis
9. Spannung
10. Stimmung
11. Bekenntnisse, Sprechakte, Gerüchte
12. Das Unwahrscheinliche
13. Kitsch und Triviales
14. Spiele der Ironie
15. Ende, der zweite Anfang
Anmerkungen
Register der zitierten Romane und Erzählungen