Die indirekte Kommunikation in Frankreich . Reflexionen über die Kunst des Impliziten in der französischen Literatur . Michael Bernsen

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Online-Publikation: Juli 2022 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Die indirekte Kommunikation in Frankreich . Reflexionen über die Kunst des Impliziten in der französischen Literatur . Michael Bernsen >>
361 Seiten,Abb.: 4, gebunden, ISBN: 9783110757651, 29,95 €
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Walter de Gruyter, Berlin: http://www.degruyter.com; https://www.degruyter.com/

Charakteristik
> Schlagworte: Konversationsliteratur; Indirekte Kommunikation; Kunst des Impliziten
> Zielgruppe: Literatur- und Kulturwissenschaftler/-innen, Frankreich-Interessierte aus Wissenschaft und Wirtschaft

Inhalt
Das Buch befasst sich mit einem besonders auffälligen kulturellen Phänomen: Jeder der in Frankreich zu tun hat, wird mit der dort vorherrschenden indirekten Form der Kommunikation konfrontiert.
Insbesondere Deutschen fällt aufgrund ihrer ganz anders gearteten Art und Weise des Umgangs und Sprechens auf, dass man in unserem Nachbarland neben der Beherrschung der Sprache insbesondere die Kunst des Impliziten beherrschen muss, um ins Gespräch zu kommen.
Nachgegangen wird der Frage, in welcher Zeit und aus welchen Gründen sich die indirekte Kommunikation in Frankreich als Habitus herausgebildet und verfestigt hat. Gezeigt wird, wie die Literatur über die Kunst des Impliziten nachdenkt und welche Rolle diese Kunst in der kulturellen Ausnahmestellung (‚exception culturelle‘) Frankreichs in Europa einnimmt, die das Land sich seit Jahrhunderten zugute hält. Anhand von herausragenden Beispielen der französischen Literatur vom 16. bis zum 21. Jahrhundert werden die Reflexionen über die indirekte Form des Sprechen analysiert.
Das Buch ist aus einer mehrfach gehaltenen Vorlesung zur Frage der Interkulturalität in der deutsch-französischen Begegnung hervorgegangen. Es gehört in die Rubrik einer interkulturellen Literaturgeschichte.

Autor
Michael Bernsen, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Deutschland.

Fazit, vorangestellt
"Die indirekte Kommunikation in Frankreich" bietet in der umfassenden Untersuchung von Michael Bernsen reichhaltige. zugleich soziologisch wertvolle 'Reflexionen über die Kunst des Impliziten in der französischen Literatur', im Vergleivh zu deutschen Kommunikationsformen. Dabei entbirgt die Wahrnehmung in der deutsch-französischen Begegnung das jeweils Andere. So pendelt die indirekte französische Kommunikation zwischen Ideal und Wirklichkeit, fingierter mündlicher Konversation, Aufrichtigkeit und direkter Äusserung (Madame de La Fayette, Roman), Vielfalt der Formen indirekten Sprechens (La Fontaine), oder im Scheitern (Alceste).
In der aufrichtigen Kommunikation, wie auch in der 'aufklärenden' Salonkonversation (Diderot, Rousseau..) tritt das Indirekte zutage, als Hohe Schule bei C.-P. Jolyot, bei Verstellung, Intrige und als Ort der Aufbewahrung bei (H. de Balzac), sowie im Streit um die Konversation Charles Augustin Sainte-Beuve und M. Proust.
Schliesslich kündet zu Zeiten des Tropismus N. Sarraute von der Kunst des Impliziten zur Last de Verborgenen (sous-conversation).
Die Quintessenz von Bernsen geht - aufgrund der umfassenden und erhellenden Untersuchung von der zentralistischen Verfasstheit der französischen Hochsprache aus - von der Kunst des Impliziten, dass dieser herrschende Habitus verbleibt, in einem Land, in dem man bevorzugt auf indirekte Weise zu kommunizieren pflegt, auch was den französischen Literaturunterricht betrifft.
m+w22-7 < k.>
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