Caroline Schubert : Defiguration der Schrift . Tintenkleckserei, Makulatur und Schreibfehler bei E.T.A. Hoffmann und Nikolaj Gogol'

Belletristik - Narratologie A-Z -> Werkzeug/en der Gestaltung + Betrachtung > Literaturen
Schrift - Defiguration -Weltliteraturen . C. Schubert
-be-degruyter21-4defiguration-schrift

Online-Publikation: April 2021 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Caroline Schubert : Defiguration der Schrift . Tintenkleckserei, Makulatur und Schreibfehler bei E.T.A. Hoffmann und Nikolaj Gogol' >>
400 Seiten, Faksimiles, Abb.:5 sw, 51 farb, Hardcover, ISBN: 9783110704990, 89,95 €
UK Trade Customers- order print books via Marston Book Services mailto:trade.orders@Marston.co.uk
UK Individual Customers mailto:samthornton@mare-nostrum.co.uk
Walter de Gruyter GmbH; http://www.degruyter.com;

Charakteristika
> In: WeltLiteraturen / World Literatures, 18
> Zielgruppe: Studierende und Wissenschaftler/-innen der Vergleichenden Literaturwissenschaft/Komparatistik, Germanistik, Slawistik
> Schlagworte: Romantik; Frühromantik; Schreibszenenforschung; Schreibprozessforschung

Inhalt
Die Defiguration der Schrift – der Tintenklecks, der Makulaturfetzen, der Schreibfehler – bricht mit der Schrift als vom gestaltlosen Hintergrund abgehobener, distinkter Zeichenfigur. Der drohende oder eingetretene Verlust der schriftlichen Repräsentation lässt dabei Visualität und Stofflichkeit der Schrift hervortreten. Die Studie untersucht dieses bei
den zwei Autoren der europäischen Romantik E.T.A. Hoffmann und Nikolaj Gogol’ gehäuft auftretende, doch bisher kaum wissenschaftlich beachtete literarische Motiv und materielle Phänomen in publizierten Texten, Handschriften und Zeichnungen. Dabei werden zunächst zentrale Konflikte der (früh-)romantischen Schriftreflexion in ihrem mediengeschichtlichen Kontext herausgearbeitet und anschließend die werkspezifischen Verarbeitungen dieser bei beiden Autoren beleuchtet. Die Defiguration der Schrift erweist sich als Ausdruck der gegenseitigen Bedingtheit von
Schriftutopie und Schriftkritik in der Romantik. Über die explizite Materialität der Defiguration der Schrift setzen sich die untersuchten Autoren E.T.A. Hoffmann und Nikolaj Gogol’ mit der Abhängigkeit gegensätzlicher Schriftbegriffe auseinander, die bereits in der deutschen Frühromantik angelegt ist.

Autorin
Caroline Schubert, Freie Universität Berlin.
mailto:schubertc@zedat.fu-berlin.de
FRIEDRICH SCHLEGEL GRADUIERTENSCHULE FÜR LITERATURWISSENSCHAFTLICHE STUDIEN
*

Fazit
Die Literatur-Forscherin an der FU-Berlin hat sich in ihrem phänomenalen Diskursbuch mit der "Defiguration der Schrift" Beispiel von E.T.A. Hoffmann und Nikolaj Gogol in ihrer Epoche der Romantik, mit ihren Tintenkleckserei, Makulaturen und den Schreibfehlern befasst.
Dabei stellt sie fest, dass in dieser Zeit die Schrift besonders ein 'Objekt kritischer wie utopischer Reflexionen' ist, was die Figur und die Defiguration betrifft. Bilderschrift wird als Naturzeichen (Hieroglyphe) gesehen, wobei der Buchstabe ‚magisch und tot' erscheinen kann.
Auf diese Weise bringt die Autorin Friedrich Schlegel ins Spiel ‚in seinen Brief über den Roman‘ wird der Blick auf die Frühromantische Formästhetik gerichtet und Makulatur (auf- & abgewertet), Tintenkleckserie ( als Symbol des Verderbens gesehen) , Makulatur, sowie Fleck , Klecks und Fehler/haftes (als etwas Teuflisches empfunden).
Bei E.T,.A. Hoffman entdeckt Schubert eine 'Tintenpoetik, wobei der Klecks als materia prima gesehen und als Manifest der Spaltung und als Materie des Poetischen / Schattens, sowie die Schreiblinie als 'Schlange (Schwellenpoetik)' gesehen wird. So entdeckt sie originär eine 'Schriftpoetik' bei Nikolaj Gogol in seiner Produktivität zwischen Figur und Defiguration im damaligen russischen Druckmedien-Diskurs.
Hinzu kommt den Arabesken die Bedeutung von Stück/werk und Fetzen zu, die humoristisch, fiktiv/nichtfiktiv und als 'Wildes Schreiben' empfunden werden. Darüber hinaus bemerkt Schubert die 'Poetik der Frische (in 'Tote Seelen') bei Gogol sowie Schriftmagie und arabeske Ökonomie, aber auch 'teuflische Fehler' im Schriftfetisch (in 'Der Mantel')...
Die kongeniale Quintessenz von Caroline Schubert mit klarer Wissenchafts-Frauenprache enthält die Erkenntnis von 'moderner Aporie' der Bedeutung von Sehnsucht und Leere. Sie berührt den weiteren Forschungsrahmen der Frage nach der Modernität des Romantischen 'als metaphysischen Bedeutungsrahmen vor dem Horizont einer sich ständig entziehenden, aber doch ersehnten Universalität'.
m+w.p21-4 < k. >