Wolf Schmid : Narrative Motivierung . Von der romanischen Renaissance bis zur russischen Postmoderne

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Online-Publikation: Juli 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Wolf Schmid : Narrative Motivierung . Von der romanischen Renaissance bis zur russischen Postmoderne >>
Reihe: Narratologia, 69; 237 Seiten; 23,0 x 15,5 cm; gebunden; ISBN: 978-3-11-069093-4; € 89,95
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Walter de Gruyter, Berlin '270 Jahre': http://www.degruyter.com; https://www.degruyter.com/dg/page/1702/

Charakteristika
> Erzähltheorie / Narrratologia
oder Erzählforschung ist eine interdisziplinäre Methode der Geisteswissenschaften, Kulturwissenschaften und Sozialwissenschaften, die eine systematische Beschreibung der Darstellungsform eines Erzähltextes anstrebt. Die englische Bezeichnung lautet „narratology“, die französische „narratologie“. Deshalb taucht auch im Deutschen der Begriff Narratologie auf. Die Bezeichnung „Narrativik“ hat sich dagegen nicht allgemein durchgesetzt.
Gegenstand der Erzähltheorie ist jede Art des erzählenden Textes: von der erzählenden Literatur (Epik) über Geschichtsschreibung bis hin zu Interviews, Zeitungsartikeln, Spielfilmen, Fotos oder Witzen. Fächer, in denen die Erzähltheorie eine wichtige Rolle spielt, sind Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Soziologie.
Die neuere Erzähltheorie wurde ab 1915 in Ansätzen vom Russischen Formalismus entwickelt und vom Strukturalismus seit den 1950er Jahren weiter ausgearbeitet. Der strukturalistische Ansatz – mit späteren Ergänzungen – ist bis heute maßgeblich. Wichtige Theoretiker der Narratologie sind Gérard Genette, Claude Lévi-Strauss, Roland Barthes, Roman Jakobson, Juri Lotman, Tzvetan Todorov und Paul Ricœur. Teilweise wird die Narratologie durch die Semiotik ergänzt. Der Poststrukturalismus kritisiert die Erzähltheorie, er hat sie aber auch entscheidend erweitert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erz%C3%A4hltheorie
> Schlagworte: Motivation; Kausale und künstlerische Motivierung; Diachrone Narratologie, Erzähl-Theorie & -Perspektive
> Zielgruppe: Literaturwissenschaftler aller Sprachen und Kulturen, Narratologen
> Zielfelder: Literaturwissenschaft Literaturen anderer Länder und Sprachen Slavische Literatur; Literaturtheorie,
Romanische Literatur & allgemein, Narratologie

Inhalt
Das Problem der Motivierung in Erzählwerken bedarf weiterer Klärung. Das vorliegende Buch unterscheidet zunächst zwischen der Motivation (der Begründung für die Aktionen der Figuren) und der Motivierung (dem Bestreben des Autors, seinem Werk Schlüssigkeit, Plausibilität und Wirkung zu geben). Angesichts der zahlreichen, in der Systematik oft problematischen Typologien der Motivierung zeichnet sich die einfache Unterscheidung von kausaler und künstlerischer Motivierung als hinreichend für eine funktionale Werkbeschreibung ab. Für die kausale Motivierung wird eine Reihe historisch relevanter Sonderformen („Motivierung von hinten“, „finale Motivierung“, Motivierung durch Determination) beschrieben. In einem theoriegeschichtlichen Durchgang werden Konzepte der Motivierung von Aristoteles über den neoaristotelischen russischen Formalismus (Viktor Šklovskij), die fundamentale Kritik Michail Bachtins bis zum frühstrukturalistischen evolutionsbezogenen Ansatz Jurij Tynjanovs betrachtet. Der werkanalytische Parcours setzt bei Boccaccio und Cervantes ein und führt über epochenspezifische Formen romantischer, realistischer und modernistischer Prägung unterschiedlicher Kulturen zur postmodernen Motivierung bei dem russischen Autor Andrej Bitov

Autor
Wolf Schmid, Universität Hamburg.
https://www.slm.uni-hamburg.de/slavistik/personen/schmid.html

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Fazit
Wolf Schmid klärt auf überaus feinstufige Weise in seinem Diskursbuch "Narrative Motivierung" den Unterschied den Topos Motivation (Begründung für die Aktionen literarischer Figuren) und dem der Motivierung (Bestreben des Autors, seinem Werk Schlüssigkeit, Plausibilität und Wirkung zu geben)..Er beginnt mit Aristoteles (Wahrscheinliches, Passendes, in der Zusammenfügung von Geschehnissen), und analysiert von der romanischen Renaissance bis zur russischen Postmoderne die realistisch-mystische wie die künstlerisch-kompositionelle Motivierung der Avantgarden.
In seiner Quintessenz sieht Schmid die Literaturwissenschaft als 'Mutter- und Kerndisziplin der Narratologie'. Nach allen auch zum Teil pseudokritischen Ausuferungen in den letzten zwanzig Jahren, 'ist es die aktuelle Narratologie die Kategorien und Begriffe liefert/e und die Impulse für neue Fragestellen gab' und gibt.
m+w.p20-7

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Inhaltsfolge
Wolf Schmid
Seiten: IX–XI
PDF
FREIER ZUGANG
1 Einleitung
Wolf Schmid
Seiten: 1–4
2 Ausgangsdefinitionen
Wolf Schmid
Seiten: 5–11
3 Motivierung bei Aristoteles und den russischen Formalisten
Wolf Schmid
Seiten: 12–30
4 Die Auswahl der Geschehensmomente
Wolf Schmid
Seiten: 31–35
5 Sonderformen der kausalen Motivierung
Wolf Schmid
Seiten: 36–50
6 Motivierungen in der Renaissance-Novelle
Wolf Schmid
Seiten: 51–61
7 Ambige kausale Motivierung in romantischen und post-romantischen Narrationen
Wolf Schmid
Seiten: 62–123
8 Künstlerische Motivierung der Verfahren in Realismus und Neorealismus
Wolf Schmid
Seiten: 124–148
9 Realistische und mythische Motivierung in der Moderne
Wolf Schmid
Seiten: 149–169
10 Neue Regeln künstlerischer Motivierung in der Avantgarde
Wolf Schmid
Seiten: 170–196
11 Kompositionelle Motivierung in der Postmoderne
Wolf Schmid
Seiten: 197–205
12 Fazit und Ausblick
Wolf Schmid
Seiten: 206–218
Literaturverzeichnis
Wolf Schmid
Seiten: 219–232
Index der Namen und Werke
Wolf Schmid
Seiten: 233–238

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