Martin Walser : Statt etwas oder Der letzte Rank . Roman
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M. Walser: Statt etwas oder ..
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Online-Publikation: Januar 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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176 Seiten; Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband; ISBN: 978-3-498-07392-3; 16,95; € e-Book 14,99 €
Rowohlt Verlag, D-10178 Berlin; http://www.rowohlt.de; http://www.rororo.de
Charakteristika
- Der Höhepunkt in Martin Walsers Alterswerk – ein neuer Roman als Summe und Bilanz.
Inhalt
"Mit der Unwahrheit ein Glückskunstwerk zu schaffen, das ist die menschliche Fähigkeit überhaupt." Wer sagt das? Seine Frau nennt ihn mal Memle, mal Otto, mal Bert, er versucht zu erkennen, wie aus Erfahrungen Gedanken werden. Den Widerstreit von Interessen hat er hinter sich gelassen, Gegner und Feinde auch, sein Wesenswunsch ist, sich herauszuhalten, zu schweigen, zu verstummen. Am liebsten starrt er auf eine leere, musterlose Wand, sie bringt die Unruhe in seinem Kopf zur Ruhe. "Mir geht es ein bisschen zu gut", sagt er sich dann, "zu träumen genügt".
"Statt etwas oder Der letzte Rank" ist ein Roman, in dem es in jedem Satz ums Ganze geht – von größter Intensität und Kraft der Empfindung, unvorhersehbar und schön. Ein verwobenes Gebilde, auch wenn es seine Verwobenheit nicht zeigen will oder sogar versteckt. Ein Musikstück aus Worten, das dem Leser größtmögliche Freiheit bietet, weil es von Freiheit getragen ist: der Freiheit des Denkens, des Schreibens, des Lebens. So nah am Rand der Formlosigkeit, ja so entfesselt hat Martin Walser noch nie geschrieben. Das fulminante Porträt eines Menschen, ein Roman, wie es noch keinen gab.
Autor
Martin Walser, 1927 in Wasserburg geboren, erhielt für sein literarisches Werk zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und 2015 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum «Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres» ernannt.
Fazit
"Statt etwas oder Der letzte Rank" nennt Robert Walser seinen 'Ich-Roman', der sich wie folgt äussert:
Ich-zentriert* in einem galaktisch-spiraligen 'Rank**' wie selbstischen, kerndeutschen Sprachtanz in Höchstform (Derwisch?) nimmt den Widerstand auf: Gegen seinen Mainstream-Umraum der Welt, seinem Hauptfeind. Es entsteht so eine beinah parodisch-bewusst gesteuerte pseudo-narzisstische* Narration von einmaliger Geschliffenheit aktueller deutscher Sprachkunst***. Wohltuend ist, dass es eine Lesebändchen mit einem bibliophilen Umschlag (0) - zum synästhetischen Verweil - gibt.
m+w.p17-1
(0) im Leerfeld des goldenen Bildrahmens des Umchlag's fehlt das Porträt von Dorian Gray*)
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Bildnis_des_Dorian_Gray
*) Ein charakteristisches Beispiel entbirgt - kurz vor Schluss, als Höhepunkt - die Seite 51:
In 23 Zeilen erscheint 'ich' 20 mal, 'mir' 7 mal und 'wir' 3 mal...
**)'Rank -Bedeutungsfeld, das Walser ersichtlich bewanderte':
http://www.dict.cc/englisch-deutsch/rank.html
https://de.wikipedia.org/wiki/RANK
***
Zitat 'Nachtgebet' als erotisch-synästhetische Sprechprobe:
Sei so gut und lass dich träumen / trag einen goldenen Schal / geh auf Absätzen aus Eis / und sag ein paar Wörter / dies' an keinem Tag mehr gibt / ich will sie mir merken.