Liv Strömquis: "Der Ursprung der Welt" . Graphic Novel

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Online-Publikation: April 2017  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
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Charakteristika
> 'Kulturgeschichte der Vulva | Graphic Nove'l
> blitzgescheit getextet, exzellent dargestellt

Inhalt
Zur aktuellenKulturthematik : Usrprung der Welt
am 8.3.2017 von Andrea Schwyzer
Heute ist Weltfrauentag. Die feministische Zeichnerin Liv Strömquist beschäftigt sich in ihrer Graphic Novel "Der Ursprung der Welt" mit dem weiblichen Geschlechtsorgan, der Vulva. Es geht um die richtige Bezeichnung, um falsche Scham und seltsame Trends, zum Beispiel den, dass viele Frauen sich ihre Schamlippen operativ verkleinern lassen. Viele Beispiele, viele Fakten - aber alles gut belegt, urteilt SWR2-Autorin Andrea Schwyzer. Ein teils schockierendes, oft überraschendes und informatives Buch.
Kulturthema am 8.3.2017 von Andrea Schwyzer

Auftritt: die Zeichnerin
Mit einem scheinbar gelangweilten "Hallo" tritt die Zeichnerin erst einmal selbst auf: In schwarz-weiß, mit einem dicken Zopf, der sich wie eine Palme auf ihren Kopf gepflanzt hat, mit vollen Lippen. Langsam in Rage redend, präsentiert sie eine Liste von Männern, die sich zu sehr dafür interessieren, was als "das weibliche Geschlechtsorgan" bezeichnet wird. Etwa John Harvey Kellog - 1852 bis 1943. Der Typ, der die Cornflakes erfunden hat. Er war außerdem Arzt und überzeugt davon, dass es schädlich sei, wenn Frauen ihr Geschlecht anfassen.

"Warum habe ich Krebs? - Zu viel Klitoris-Stimulation - Warum bin ich wahnsinnig? - Zu viel Klitoris-Stimulation. - Warum tut mein Bein weh? - Zu viel Klitoris-Stimulation."

Zum Glück wusste Kellog ein Mittel gegen die gefährliche Onanie: "Was Frauen betrifft, erwies sich die Applikation von reiner Karbonsäure als hervorragendes Mittel gegen abnormale Wallungen." Die Zeichnerin regt sich über diese Männer ziemlich auf, kommentiert ihr Vorgehen lakonisch, schimpft so lange, bis sie beinahe vergisst, wie die Geschichte weiter geht – diese, IHRE Kulturgeschichte der Vulva.

Die Autorin hinterfragt den Umgang mit der Vulva
Strömquist hinterfragt in ihrer Graphic Novel den anhaltenden Trend, dass sich Frauen ihre Schamlippen operativ verkleinern wollen. Oder wieso sich Frauen dafür schämen, ihre Tage zu haben, im Versteckten nach Tampons kramen, die in der Werbung immer mit dem Wort "Frische" angepriesen werden. Sie beklagt, dass das weibliche Geschlecht selbst von Kulturhistorikern als "Loch" bezeichnet wird, als hätte die Frau keine sichtbare Vulva, sondern nur eine Leerstelle zwischen den Beinen. Die Scheide und der Gegenpart – das Schwert. Sie beleuchtet den Orgasmus der Frau, welche Bedeutung er in unserer Geschichte hatte und wie er heute dargestellt wird. Unter anderem mit den Worten:

Eigene Stimme
"Es gibt Frauen, die keinen Orgasmus bekommen können, egal mit welchen Mitteln oder Tricks. Haben Sie so einen Satz schon einmal über einen Mann gelesen?!" Strömquist

Beispiele aus der Geschichte
Strömquist zeigt, dass das nicht immer so war: zum Beispiel zeigt sie Darstellungen antiker Statuen – nackte Frauen, die ihre Vulva offensiv zeigen und dafür angebetet wurden. Viele der Beispiele, die Strömquist aufführt, sind aus Sicht unserer heutigen westlichen Kultur schwer nachzuvollziehen, teils schockierend, aber auch überraschend und informativ. Man fragt sich, ob die Autorin nicht hier und da ein wenig übertreibt. Doch die Schwedin belegt die dargestellten Fakten mit Quellennachweisen. Und diese Fakten kostet sie in bissiger, ironischer Sprache aus. Daher der Eindruck, sie übertreibe. Durch die vielen unterschiedlichen Beispiele kommt so auch viel Text zusammen. Das wirkt stellenweise ermüdend, zumal die rund 140 Seiten fast ausschließlich in schwarz-weiß gehalten sind. Umso erfrischender wirken die von den Beispielen losgelösten, humorvollen Zeichnungen: Etwa ein dickbackiger Apfel, lachend, mit Armen und Beinen – natürlich auf Highheels stehend – und an der Unterseite des Apfels, also quasi zwischen den Beinen, die vertrockneten Blütenreste. Richtig! Schamhaare...
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Autorin
Text und Zeichnungen
Liv Strömquist (geboren 3. Februar 1978 in Lund) ist eine schwedische Comiczeichnerin und Radiomoderatorin ...
Sie hat Politikwissenschaft studiert. Ihre Comics haben meist gesellschaftspolitische Inhalte aus linkspolitischer Sicht und sind satirische Auseinandersetzungen mit Fragen von Macht und Ungerechtigkeiten. Sie beschäftigt sich besonders mit Feminismus.
Seit 2005 hat sie beim Jugendradiosender Sveriges Radio P3 mitgewirkt und war Moderatorin bei den beiden satirischen Programmen Tankesmedjan und Pang Prego.Gemeinsam mit der Schriftstellerin gibt sie den Podcast En varg söker sin pod in Zusammenarbeit mit der Zeitung Expressen heraus. Die SVT-Fernsehsendung Liv och Horace i Europa zeigte im Frühjahr 2016 eine „klassische Bildungsreise“ von ihr und Horace Engdahl durch Europa, wobei Strömquist und Engdahl verschiedene Literaten diskutierten.


Fazit
Den Akt - Der Ursprung der Welt von Gustave Courbet* hat Liv Strömquis: "Der Ursprung der Welt" .in ein Graphic Novel höchts klug und witzig - in gewisser Weise manchmal an Matisse erinnernd -zugleich aktuell zum Thema Eva -und Sex - verwandelt.
Ihre Graphic Novel strahlt eine unmittelbare Wirklichkeits-Zugewandtheit aus, die den Topos Vulva auf unbekümmerte und zugleich selbstbewusste Art erzählen und darstellt. Liv Strömquis ist eine synästhetische Traumfrau, normverhaltens-kritisch, sex-aufklärend und kultur-vermittelnd (ähnlich wie Arbetarbladet, Anna Jörgensdotter, es sagt). m+w.p17-4


*) Bildursprung  & Stimme
Akt - Der Ursprung der Welt - Gustave Courbet
Ein Skandal war Gustave Courbets „Ursprung der Welt“ schon, als es 1866 entstand. Nun will die Illustrierte „Paris Match“ den Kopf der Dame entdeckt haben, deren Vagina der Künstler malte
http://www.kunstkopie.de/a/courbet-gustave/akt-der-ursprung-der-welt.html
Kunst und Architektur Akt-Malerei
Hat Courbets „Ursprung der Welt“ nun ein Gesicht?
Von Sascha Lehnartz | Veröffentlicht am 08.02.2013    | Lesedauer: 5 Minuten
https://www.welt.de/kultur/kunst-und-architektur/article113491591/Hat-Courbets-Ursprung-der-Welt-nun-ein-Gesicht.html

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