Alexander Widner:: Bloße Anwesenheit . Die Hefte 2016-2019

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A. Widmer - Blosse Anwesnheit
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Online-Publikation: Februar 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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128 Seiten, Klappenbroschur: ISBN 978-3-99029-385-0;  EUR 16,90
Bestellung Morawa: https://www.morawa-buch.at/detail/ISBN: 3-85129-564-1
Wieser Verlag, A-9020 Klagenfurt/Celovec; http://www.wieser-verlag.com

Charakteristika
> Ansichten, Vorstellungen, Obsessionen, Irrtümer, Vermutungen, Behauptungen, Narreteien..

Inhalt
Sich in Sicherheit wiegend, doch den Zweifel an dieser Sicherheit nie ganz aus dem Ärmel schüttelnd, versucht der Mensch, sein Leben quasi verdeckt zu leben. In guten Stunden jedoch, die ihn aus seiner Isolation holen, fühlt er sich als Lotse, der alle Klippen kennt und das ihm anvertraute Schiff geradezu blind ins offene Meer leiten kann. Doch dem Lebensschiff stellen sich immer neue, bisher unbekannte Klippen in den Weg, und das arme Menschlein, irre gemacht durch das Unbekannte, fährt in die Irre oder strandet. Der Mensch hat sich wieder einmal überschätzt. Er hat, und das tut er seit eh und je, die unentwegt laufenden Abfolgen des für uns zugänglichen Teils der Welt, des Teils nämlich, der ja schließlich des Menschen Konstrukt ist in Wirkung und Versagen, nicht gesehen, die sich weniger aus dem großen Eingreifen als aus den vielen kleinen Schritten, die uns erlaubt sind, ergeben; manch gelungenen Schritt gleich wieder verstolpernd.
Alles Denken beginnt damit, dass der Mensch sich nicht wohlfühlt. In den Grenzen seiner Endlichkeit, die ihm als Grenzenloses nur die Resignation belässt. Die Unendlichkeit des Geistes träumen wir nicht, seit wir sie der Eile halber in den Orkus gestoßen haben. Ein Nebenbei wurde uns zugeteilt.
Ein Mensch, gut wie Brot, beginnt sich die Welt in den Kopf zu brennen. Die Flamme schlägt an den Magen, der fiebrig kranke Gedanke holt sich die Macht im Körper. Das gute Brot verdirbt. Die Welt schrumpft zur fixen Idee, unwandelbar. Und, einmal angeheizt, tun wir, hinein ins Amorphe der Rätsel, wir tun bis auf weiteres, ohne finale Anlage. Mittler von Vorläufigkeiten, und von dort über das noch Vorläufigere in die Totalität des Vorläufigsten. Markierungen ohne Hinterland. Die Müdigkeit von empfangenden Zufrühgeburten gibt sich als Gleichmut, die sich dem lebenslangen Botengang in der unleserlichen Welt aussetzt. Und die, die sich da zugutehalten, uns vorauszulaufen, haben kaum Kraft für das Nachkommen.

Autor
Alexander Widner: Geboren 1940. Verschiedene Orte, Berufe, Ansichten, Vorstellungen, Obsessionen, Irrtümer, Vermutungen, Behauptungen, Narreteien. Lebt jetzt und voraussichtlich für den Rest seiner Tage in Klagenfurt. Etliche Veröffentlichungen, u. a.: Am Abgrund der Bücher, NY 11235, Kreitzberg, Gravesend, Ashburns Knöpfe, Stark wie ein Nagel, Postscriptum oder Der exquisite Kadaver.

Fazit
Der zur Literatur Berufene Alexander Widner ist 'ein Mensch, der sich nicht wohlfühlt  in den Grenzen seiner Endlichkeit' wie er selbst von sich sagt. Er wiegt sich stets in Unsicherheit und im Zweifel, so lebt er sozusagen 'verdeckt‘.
Das entbirgt sich  in all seinem Denken, Fühlen und Tun und in seiner, von sich ausgehenden, zugleich einladenden Sprache, mit ihm literarisch 'als Menschlein dahin stolpernd' zu wandern. All dieses teilt Widner  in kurzen Absätzen mit (von Ein- bis meist  Zehn- und weniger über Hundert-Zeilen). Dennoch spürt man einen unmerklichen Sog mit zu wandern.  So schliesst er seine Hefte 2016-2019 diesmal, dass 'das Wort nur seine Berechtigung hat, wenn es nicht darauf besteht, es zu gebrauchen'. Diese Umsicht zur Sprache ehrt den zur Literatur berufenen Alexander Widner.
m+w.p20-2

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