Paul Frosh: Screenshots . Digitale Bildkulturen . Hg.: Annekathrin Kohut, Wolfgang Ullrich
Wir ersuchen die Besucher die Aufnahmequalität der Titel-Abbildungen + Ausgangsqualität der Darstellungen in der Buchreihe als Teil des mehrheitlichen Betrachtungs-Werkzeug-Auftritts in den A/sozialen Medien in ihre Beurteilung paradigmatisch mit einzubeziehen.
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Screenshots - digital . P. Frosh
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Online-Publikation: März 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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80 Seiten. Broschiert. Mit vielen Abbildungen; ISBN 978-3-8031-3691-6; 10,– € / E-Book 7,99 €
Über 50 Jahre Verlag Klaus Wagenbach, Berlin; http://www.wagenbach.de; http://www.digitale-bildkultirem.de;
Charakteristika
> Ein Band der Buchreihe 'Digitale Bildkulturen', die sich systematisch mit der ästhetischen gesellschaftlichen und politischen Dimension von Bildphänomenen des Digitalen beschäftigt.
> Aus dem Englischen von Franka Kathrin Wolf
Inhalt
Mit Screenshots von Livestreams, Chatverläufen oder Onlinepostings in den Sozialen Medien halten wir Erinnerungen fest, wie ehedem mit dem Fotoapparat. Paul Frosh zeigt, dass sie zu einer der bedeutendsten Kulturtechniken der Gegenwart geworden sind und bisher als bildtheoretisches Phänomen unterschätzt werden.
Je mehr die Welt der Sozialen Medien zu einem zweiten öffentlichen Raum wird, in dem vieles ‚live’ stattfindet, desto wichtiger wird es, nachträglich noch sehen zu können, was man verpasst hat. Dazu dienen Screenshots. Sie dokumentieren die oft flüchtigen Texte und Bilder und werden so zum Medium von Zeugenschaft und Erinnerung. Aber erfüllen sie damit nicht dieselben Funktionen, die lange Zeit der Fotografie zukam? Diese Frage steht im Zentrum von Paul Froshs Analyse des Screenshots, die damit zugleich zu einem inspirierenden Gang durch die Geschichte der Fototheorie wird.
Autor
Paul Frosh, 1965 in Großbritannien geboren, studierte Englische Literatur an der Cambridge University und promovierte in Kommunikationswissenschaften an der Hebrew University in Jerusalem, wo er seit 2001 am Institut für Kommunikation und Journalismus als Associate Professor tätig ist. Frosh publizierte im Feld der Kommunikations- und Kulturtheorie, zu visuellen Medien (vor allem Fotografie und Fernsehen), Konsumkultur sowie zur Ästhetik digitaler Schnittstellen.
Fazit
Die Studie "Screenshots" von Paul Frosh in Livestreams, Chatverläufen oder Onlinepostings in den A/sozialen Medien empfindet der Autor zuerst einmal als einen 'Racheengel der Fotografie' und zugleich eine 'Allzweckwaffe' der digitalen Kultur und in der Praxis im aktuellen Diskurs ungenügend wahrgenommen. ?Er ist Nachrichtenausgangsteilchen ohne Erklärung. und Reflexion, so Frosh:
Und doch ist er ein Dokument, ein Foto in neuem Gewand, ein Mittel der Zeugenschaft (mode of witnessing) und taugt sogar zu einer gleichsam poetischen Welterschliessung', Das als Einstieg zum Topos Screenshots von Frosh.
Inhaltlich wird der Prozess (weil durch Software Echtzeit erzeugt wird) zum Dokument klar formuliert.
Damit der Screenshoot Stabilität als Mitteilung erlangt bedarf es eine grafische Konvention (dazu zählen Rechteck, Rahmenlinien und geöffnete Fenster.), darüber hinaus kann er sogar 'ein Bild der Welt' vermitteln.
Hinzu kommt der 'fotografische Schnitt (Erfassen, Greifen, Ausschnitt, Ab- , Einschneiden, Entfernen, Durchstechen ) in neuem medialen Gewand.
Der Screenshot ist auch ein Bild der Benutzeroberfläche. so sind die A/sozialen Medien 'Welten' die sich bezeugen lassen, so Frosh.
Das birgt eine tiefgreifende ethische und ontologische Herausforderung der Weltershliessung in sich.
Als Beispiel dazu weist Frosh auf die
Titelseite der Printausgabe von Yedioth Ahronoth vom 9.3.2017 hin:
Zwei Zeilen, schräg eingeblendet (Screenshoot)
> Shiri, melde dich dringend bei mir <
> Mein Leben melde dich bei mir <
Die Quintessenz dieses digitalen Mediums "Screenshots" bedeutet - laut Frosh - dass sie weit mehr sind als blosse Infrastrukturen für Nachrichten oder Pflege sozialer Beziehungen. In ihnen werden Leben und Tod vermittelt, erlebt, bezeugt und offengelegt, Mark Deseuze (1) setzt hinzu: 'heute in den Medien leben und nicht nur mit ihnen, so sterben wir demzufolge auch darin'.
Dieser Ernst beider Autoren und Philosophen zeugt von einer zugleich lebensbegleitenden Nähe zur 'bot'-Freundlichkeit, die menschlich berührt und zukunftsoffen erscheint.
m+w.p20-3
Gilles Deleuze
https://de.wikipedia.org/wiki/Gilles_Deleuze
1) Mark Deseuze
Keywords :boundary work, journalism education, journalism studies, media work
What I no longer believe: that the news industry as it has traditionally been organized is necessary for journalism as an ideology to survive and for the work of journalists to remain relevant to people’s lives.
https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/2056305119857202
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