Stadtpolitik: Ein lebenswertes Salzburg IM KLIMANOTSTAND – FÜR EINE NEUE BAUKULTUR IM ZEICHEN DER CO2-REDUKTION

Alltagsgestaltung - klimanotstand - Salzburg . N. Mayr
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Dr. Norbert Mayr
T +43 699 12708526
mailto:office@norbertmayr.com
Datum: 8. Februar 2024

ANREDE
Liebe/sehr geehrte Damen und Herren
Hier meine Mail an die Stadtpolitik
Vielleicht entsteht ein breiterer und fruchtbarer Diskurs mit den Verantwortlichen in der Stadt, der ein zukunftsfähigeres REK als zentralen Teil eines streng getakteten Dekoabonisierungspfades (Klimafahrplan 2040) einfordert bzw. auf den Weg bringt.
Liebe/beste Grüße

INHALT
Stadtpolitik : Für Ein lebenswertes Salzburg IM KLIMANOTSTAND – DAZU EINE BAUKULTUR ZUR CO2-REDUKTION .
Im Schulterschluss der Baukultur-Szene mit der Klimagerechtigkeits- und Umweltbewegung
PS: Die Allianz für Substanz möchte alle herzlich einladen, den in der Klima- und Biodiversitätskrise besonders wichtigen Schulterschluss der Baukultur-Szene mit der Klimagerechtigkeits- und Umweltbewegung mitzutragen bzw. diese Initiative und die Petition zu unterschreiben.

Betreff:
Stadtpolitik: Ein lebenswertes Salzburg IM KLIMANOTSTAND – FÜR EINE NEUE BAUKULTUR IM ZEICHEN DER CO2-REDUKTION
Datum: 8. Februar 2024 um 22:44:14 MEZ
An: Florian Kreibich <florian.kreibich@k-b-k.at>, kay-michael.dankl@kpoe-salzburg.at, lukas.rupsch@neos.eu, bgmstv.auinger@stadt-salzburg.at, Anna Schiester <anna.schiester@stadt-salzburg.at>, Christoph Ferch <Christoph.Ferch@stadt-salzburg.at>, marco.riebler@sn.at

Sehr geehrte Bürgermeisterkandidat:innen, sehr geehrter Herr Moderator,

bei der PODIUMSDISKUSSION Lebenswertes Salzburg in der Initiative Architektur hat es mir die Sprache verschlagen.

Mit großem Bedauern musste ich beobachten, dass die Umwelt- und Klimakrise im Jahr fünf des nationalen Klimanotstandes (Nationalrat spricht sich für Klimanotstand aus PK0944/26.09.2019) von verschwindender Relevanz war, obwohl diese die sich seit 2019 verschärfende Klimakrise Basis aktuellen und künftigen Handel sein müsste, Stichwort Abriss der „Südtiroler Siedlung“ Liefering (S. 169), damit Vernichtung von Ressourcen (graue Energie, Räume, Substanz).

Dem Bauwesen kommt "in der vor uns stehenden Phase der großen Transformation eine wesentliche Bedeutung zu“, so der deutsche Architekt Werner Sobek. Die CO2-Emissionen des Bauwesens inkl. Infrastruktur sind "für mehr als 50% der weltweiten Emissionen von klimaschädlichen Gasen — 22% allein für Errichtung und Rückbau — verantwortlich [1]. Auch in Österreich ist das Bauwesens noch vor dem Verkehr der größte CO2-Emittent.

Die CO2-Bilanzierung jedes Bauprojekts in Salzburg ist unverzichtbar, schließlich ist das 2015 in Paris vereinbarte CO2-Restbudget bereits im Laufe des Jahres 2025 aufgebraucht. Das komplette Jahres-CO2-Budget der Stadt, inklusive aller Sektoren gut 500.000 Tonnen, würde eine S-LINK Realisierung mit mittellangem Tunnel allein verbrauchen (Die Projektgesellschaft S-LINK veranschlagte 250.000 bis 650.000 Tonnen CO2). Die alternative Schienenführung an der Oberfläche, die einen Bruchteil der CO2-Emissionen bedeutet, ist ein Beispiel, dass eine übergreifende Betrachtung der Sektoren (in diesem Fall Bauwesen und Verkehr) zukunftsorientierte Lösungen ermöglichen bzw. klimafeindliche ausscheiden kann (S. 165f).

Am 17.5.2023 hat der Gemeinderat Klimaneutralität bis 2040 beschlossenen, im August 2023 heißt es in einer Presse-Aussendung von Frau Stadträtin Unterkofler Stadt Salzburg verfolgt klare Strategie zum Klimaschutz mit Hausverstand. Dort wird behauptet, dass seit Beginn der 2010er-Jahre mit dem “Smart City Masterplan 2025” der "Weg in Richtung Klima- und Umweltschutz eingeschlagen” wurde. Dieser Smart City Masterplan Salzburg 2025 „Klima- und Energielösungen für die Zukunft“, an dem seit 2012 gearbeitet wird, eröffnet keinen adäquaten Weg, sondern begleitet - fatalerweise immer noch gültig - die Realität der Verschleppung. Das der klimapolitischen Stagnation seither zugrundelegende Szenario „Realistisch“ (2)des Smart City Masterplans soll – gänzlich unzureichend und noch dazu erst im Jahr 2050 (!) – bescheidene 32,3% erneuerbare Energieträger aus lokaler Produktion erreichen. In der Stadt Salzburg ist, ähnlich wie im Land, die Diskrepanz zwischen Notwendigkeit und Wirklichkeit bei der nun offiziell auf die Fahnen geschrieben „Klimaneutralität 2040“ eklatant.

Laut Pionierstadt-Fahrplan muss das CO2-Budget im Jahr 2030 auf weniger als die Hälfte, auf 211.000 Tonnen CO2, reduziert sein. Da die Emissionen kaum verändert bei rund 500.000 Tonnen CO2 liegen, sind dafür nur mehr 6 Jahre übrig! Mit diesen enormen C02-Altlasten bzw. -Herausforderungen hat sich die Stadt beim Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Programm „Pionierstadt – Partnerschaft für klimaneutrale Großstädte 2030“ beworben, um den bis dato nicht vorhandenen „Klimafahrplan 2040“ gefördert zu bekommen (S. 153).

In dieser Bewerbung sind die unumgänglichen “ambitionierten Emissionsreduktionen in allen Sektoren“ als „äußerst herausfordernd“ gewertet. Es brauche „langfristig mutige Maßnahmen“. Nachdem die Stadt – ähnlich wie das Land – über sieben verlorene Jahre 2016 bis 2023 eine CO2-Reduktion signifikant verschleppt hat, muss das Stadtratskollegium tatsächlich jetzt 2024 sehr kurzfristig, sehr mutige, richtungsweisen-de Maßnahmen setzen und schnellstens den notwendigen Paradigmenwechsel einleiten.

Nichts zu tun, weiter auf den "Smart City Masterplan" zu vertrauen, bis der vom BMK finanziell unterstützte Klimafahrplan – hoffentlich noch 2024 – fertig ist, wäre nicht nur das Gegenteil von smart, sondern fahrlässig. „Klimaschutz mit Hausverstand“ hat unser bisheriges Scheitern begleitet, Klimaschutz mit Sachverstand ist unsere letzte Chance.

Wie vom Publikum in der Diskussion zu Recht thematisiert, spielt das REK eine zentrale Rolle für die entscheidenden Jahrzehnte der Transformation, für eine Zukunft als lebenswertes Salzburg im Klimanotstand. Der Notwendigkeit, Klima- und Umweltschutz zur Grundlage des REK zu machen, muss unbedingt Rechnung getragen werden. Klimaschutz mit Sachverstand und ein konkreter Dekarbonisierungspfad müssen die Basis des REK sein. Von solch einer proritären Berücksichtigung im aktuellen Stand des REKs ist mir nichts bekannt.

Mein diese Problematik behandelnder Buchbeitrag Salzburg im Klimanotstand – Für eine neue Baukultur im Zeichen der CO2-Reduktion; (Salzburg in the climate emergency – for a new building culture under the sign of CO2 reduction) in: Kurt Luger/Alexander Würfl (Hg.), Welterbe Salzburg in Zeiten des Klimawandels (World Heritage Salzburg in Times of Climate Change) Salzburg 2023, S. 149-177 von Mitte 2023 (Redaktionsschluss) scheint offensichtlich noch genauso aktuell zu sein. Die geplanten CO2-Grafiken anbei, hatten keinen Platz im Buch, das in den kommenden Monaten in den Buchhandel kommt.

Dies ist ein offenes Mail.

Mit besten Grüßen

Norbert Mayr

[1] Werner Sobek, non nobis – über das Bauen in der Zukunft Band 1: Ausgehen muss man von dem, was ist, Stuttgart 2022, S. 18

PS: Die Allianz für Substanz möchte alle herzlich einladen, den in der Klima- und Biodiversitätskrise besonders wichtigen Schulterschluss der Baukultur-Szene mit der Klimagerechtigkeits- und Umweltbewegung mitzutragen bzw. diese Initiative und die Petition zu unterschreiben.
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