Kunst-Fotograf : Andreas Tschersich - peripher - Buch-Gestalter: Guillaume Mojon

Architektur - Lebensraum  
> Urbanes - Stadt & Landschaft  A_Z Stadt & Landschaft lesbar machen
Stadt & Landschaft peripher sichten
.al-editionpatrickfrey16-9peripher
Andreas Tschersich: peripher

Online-Publikation: September 2016  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Kunst-Fotograf : Andreas Tschersich - peripher - Buch-Gestalter: Guillaume Mojon >>
N° 207 : Gebunden mit Schutzumschlag, 32 × 25 cm, 164 Seiten,  76 Farbabbildungen;  32 × 25 cm, ISBN:  978-3-906803-07-4,  EUR 60,00
Edition Patrick Frey: CH-8005 Zürich; http://www.editionpatrickfrey.ch

Charakteristika als Fazit, vorangestellt
- periphere & menschenleere Industriebrachen im Werden, nichts von industrieller Archäologie*zu spüren..
  https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_und_Hilla_Becher
- ästhetisch wahlverwandt mit Jens Riecke: Silent Space..
  http://www.kultur-punkt.ch/Lebensraum/architektur-design-urban-topoi-a-z/muenchen-silent-space.html
-alles strahlt weniger 'Ver/w/irrtsein' aus - mehr Verlassenheit/Entleerung rückt in den Veduten-Blick ‚Shan Shui‘**..
- lediglich verlassene, herumstehende Autos zeugen von Scheinmobilität..
Quintessenz:
Die hochqualifizierte, feinmechanisch-digitalisierte Handhabung zeugt von einen panoramatischen Blick von Tschersich für Betrachtende - in dieser dao*tischen Leere, worin sie sich entleeren,(nicht verirren) können oder am-weg-bleibend reflektieren. m+w.p16-9
*) Dao
Dào heißt wörtlich aus dem Chinesischen übersetzt „Weg“, „Straße“, „Pfad“ und bedeutete in der klassischen Zeit Chinas „Methode“, „Prinzip“, „der rechte Weg“, was dem Wort im Konfuzianismus entspricht. Die Übersetzung nähert sich nur sehr grob an den abstrakten Gehalt des Wortes im daoistischen Kontext an, denn das Dàodéjīng des Lǎozǐ stellte das Dào zum ersten Mal als eine Art von transzendenter höchster Wirklichkeit und Wahrheit dar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dao 
und postindustrielles umgemünztes Shan Shui / periphere Suburbanität, worin
**) Shan Shui "mountain & water" Rand-Urbanes & Ramd-Atmosphäre
https://en.wikipedia.org/wiki/Shan_shui
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/eigenes-arbeiten/prankl-mw-leben-werk/vor-ort-zur-shan-shui-grafik.html
m+w.p16-9

Ungestüm - Ein Haiku zum Kunstschaffen,  Andreas Tschersich gewidmet
Ein Haiku zum Kunstschaffen:
"Schaff' das Ungestüm
Schaff' ein Gleichnisbild von ihm
Lass' sie beide ruhn"
w. prankl 16-1
Quelle: Eva Choung-Fux : Continuing Connections, Vorrede

***

Inhalt
Das titelgebende «peripher» fungiert in den Werken des Schweizers Andreas Tschersich, der seit 14 Jahren in Berlin lebt, als strukturelles, ästhetisches und mentales Moment. Es verweist auf Orte des Übergangs und Durchgangs, die sich einer eindeutigen Verortung, Normierung und Begrenzung entziehen. Tschersich porträtiert urbane Landschaften, wobei Menschen, Sorgfalt, Gewohnheit und Nutzen stets verborgen bleiben. Der Tenor ist derselbe, unabhängig davon, ob die Szenerie sich in Charleroi, Liverpool, New York oder Tokyo befindet. Tschersichs Bilder sind universell, wirken aber nie fremd, nie abweisend, sondern sind in ihrer banalen Realität auch jenen vertraut, die diese Orte noch nie besucht haben.

Tschersich sucht zwar bewusst nach Motiven, doch manchmal fallen sie ihm auch einfach zu. Die Kunst, sich zu verirren und das Verirrtsein als kreatives Moment zu nutzen, beherrscht er. So ist es auf Spaziergängen bisweilen plötzlich da – das Gefühl, das er in seiner Arbeit vermitteln möchte. Es ist das Wahrnehmen eines Augenblicks auf der Kippe, der Moment vor der Entscheidung: Verwahrlosung oder Aufwertung, Gefahr oder Geborgenheit. Alles kann geschehen an Tschersichs Orten. Er mag seine Bilder weder als Architekturfotografien bezeichnen noch sieht er sie in direktem Bezug zu Bernd und Hilla Bechers Werk*, obwohl auch er durchaus in einer Traditionslinie mit jenen Fotografen steht, die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Verhältnis des Menschen zu seiner (gebauten) Umwelt festhalten.

Um dem «menschlichen Blick», dem Erleben eines Moments, möglichst nahe zu bleiben, bedient er sich einer digitalen, für den Betrachter unsichtbaren, Montagetechnik: Er fügt mehrere Mittelformat-Negative zu einem grossen Bild zusammen, um grössere Ausschnitte darzustellen und perspektivische Verzerrungen zu vermeiden, die bei einer mechanisch konstruierten Einzelaufnahme einer Grossbildkamera unumgänglich wären. Andreas Tschersich möchte unter Zuhilfenahme der Technik nicht die Wirklichkeit verfälschen, sondern sich dieser «so eng als möglich anschmiegen».

 

------------

Glossar -
peripher
Der Begriff Peripherie (von altgriechisch περιφέρω periphéro „herumtragen“, „sich (her-)umdrehen“) bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch „Umgebung“ oder „Umfeld“, beispielsweise die Umgebung einer Stadt oder einer Region im Gegensatz zum Kernbereich.
Er bezeichnet eine Umfangslinie (besonders des Kreises) oder einen Rand (besonders einer Stadt). Oft wird der Ausdruck 'peripher' einfach verwendet, um eine Sache als randständig darzustellen, beispielsweise „... es trifft einen nur peripher ...“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peripherie
------

Erweiternder Hinweis:
Architektur Lebensraum ?
-al-spv-pustet16-2silent-space-muenchen

Jens Riecke: Silent Space München

http://www.kultur-punkt.ch/Lebensraum/architektur-design-urban-topoi-a-z/muenchen-silent-space.html

Fazit
Wer eine menschenfreie Urbanität mit ihrer imposanten Architektur betrachten will kann sich in aller Ruhe, ja meditativer 'Stille' in 160 Bildern im Fotoband 'Silent Space München' von Jens Riecke davon überzeugen. Der Bildband strahlt dabei eine Leere aus, die das 'Verschwunden-Sein und Atemfreie' des Menschlichen ins Visier genommen hat. Wo sind sie - die Bewohner und Flaneure des Urbanen - nur alle hin ? Jedenfalls waren sie total unterrichtet als sie ins Unsichtbare verschwanden. Sind es retuschierte Veduten, jedenfall gibt es einen durchaus agoraphobischen Schub bei der Betrachtung der Strassen, Plätze und Architektur-Esembles und dem Local-Spirit des etwas unangenehm Pathetischen in dieser München ( in Erwartung der Riesen ?) charakterisierenden Gestaltung. Noch tiefer besehen kommt neben dem Gefühl des Alleinseins auch ein gewisses Grausen auf, was da wohl passiert ist - womit beim Zuklappen des Bildbandes ein Diskurs* - auch dank des Autorenteams - eröffnet ist.  m+w.p16-2

*) http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4/pa4-aktuell.html