Die Bundesregierung will das Thema Künstliche Intelligenz mit einer eigens entwickelten Strategie „ernstnehmen“.
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KI - Strategie (Dr. S.Ardisson)
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Inwieweit das gelingt mit einer eigens entwickelten Strategie die Zukunft anzugehen, wird vom 9. bis 12. September Thema in Karlsruhe sein, wenn auf der SEMANTiCS 2019 internationale Forscher und Wirtschaftsexperten zusammenkommen. Im Vorfeld der Veranstaltung beantwortet
> Prof. Dr. Sören Auer, Direktor der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften,
Fragen zum KI-Standort Deutschland. Er verrät, an welcher Stelle er Handlungsbedarf sieht, welche Rolle Start-ups spielen und was getan werden muss, damit Deutschland wirklich Vorreiter in Sachen Künstliche Intelligenz wird.
100 neue KI Professuren sollen Deutschland an die Weltspitze künstlicher Intelligenz bringen.
Die einen meinen, Deutschland sei vorn dabei, die anderen, Deutschland sei im internationalen Vergleich im Wettlauf um die Märkte der Zukunft abgehängt. Was stimmt denn nun?
> 'Ich denke, diese Frage ist schwierig zu beantworten' stellt Dr. Susanne Ardisson fest, und erläutert.:
Wir haben sicher eine exzellente und breit aufgestellte Wissenschaftscommunity in Bezug auf KI und viele Unternehmen, die KI bereits sehr erfolgreich einsetzen. Große Leuchttürme, wie es sie mit Google, Facebook oder Amazon in den USA gibt, fehlen allerdings. Ob wir evtl. auch ohne die Leuchttürme auskommen, wird sich zeigen. Aber ich persönlich denke, dass eine starke und breite Basis mittelfristig wichtiger ist und diese stärken wir derzeit ja auch durch vielfältige Initiativen wie z. B. die Professuren oder KI-Zentren.
Was muss sich ändern in Deutschland, um KI-Vorreiter zu werden?
Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen. Die KI-Strategie sollte daran anknüpfen. Wir sind sehr stark im Ingenieurwesen, Produktion, Mobilität, haben eine ausgezeichnete Medizinische Forschung und Gesundheitsversorgung sowie ein reiches kulturelles Erbe. Auf diese Stärken sollten wir aufbauen. Es zeigt sich auch, dass Daten eine zentrale Rolle für KI spielen. Mit Initiativen wie dem International Data Space, Europeana, Open Knowledge oder TimeMachine existieren Ansätze, Daten und Wissen aus vielen verteilten Quellen auszutauschen oder zusammenzuführen.
In welchen KI-Bereichen sehen Sie in Deutschland das größte Potenzial?
Aus meiner Erfahrung u. a. auch bei der Arbeit mit großen Unternehmen bei Fraunhofer oder in unserem Spin-Off eccenca zeigt sich, dass die Datenintegration und Aufbereitung oft einen enormen Aufwand (bis zu 70-80%) bei KI-Projekten verursacht. Andererseits sind wir in Deutschland sehr stark in der Forschung zu semantischen Technologien, Wissensgraphen und vernetzen Daten. Dieses Potential müssen wir intensiver nutzen und die verteilte Vernetzung, Integration und den Austausch von Daten und Wissen in Wertschöpfungsketten noch stärker systematisieren.
Gibt es Standorte oder Institutionen, die, was KI angeht, besonders herausragen?
Es gibt Standorte, die in der Breite und Tiefe der Forschung und Anwendung besonders gut aufgestellt sind. Dazu gehören sicher Karlsruhe mit dem KIT, die Uni Bonn und die Fraunhofer-Institute in Sankt Augustin, die Zentren in Berlin oder Leipzig und nun ebenso Dresden mit dem neu gegründeten KI-Zentrum. Auch mit dem Forschungszentrum L3S in Hannover bringen wir vielfältige Forschungs- und Anwendungsaspekte insbesondere in den Bereichen Produktion, Medizin, Bildung und Mobilität zusammen, um KI besonders verlässlich und verantwortungsvoll zu gestalten.
Welche Rolle spielen Start-ups?
Startups sind extrem wichtig, da nur sie die Agilität haben, Innovationen an den Markt anzupassen und schnell genug voranzutreiben. Eine besondere Herausforderung ist es, Gründer mit tiefem wissenschaftlich-technischen Know-How mit Business-Developern und Marketing-/Vertriebsexperten zusammenzubringen – das scheint selten so gut zu funktionieren, dass beide Seiten ausreichend ausbalanciert sind.
Was tut Ihre Forschungseinrichtung für vielversprechende Gründer?
Am Forschungszentrum L3S und der Leibniz Universität haben wir vielfältige Unterstützungsangebote für Gründer, wie z. B. Startup@L3S. Das reicht von Räumen über Beratung, Unterstützung bei der Beantragung von Projektmitteln und natürlich ganz besonders die Vernetzung mit größeren Unternehmen und Investoren, z. B. im Rahmen unserer Transfer-Veranstaltungsreihe an L3S und TIB.
Haben Sie den Eindruck, Industrie und Wissenschaft arbeiten in Deutschland ausreichend zusammen?
Auch wenn das sicher intensiviert werden kann, habe ich den Eindruck, dass es kaum andere Länder gibt, wo die Zusammenarbeit so intensiv ist wie in Deutschland. Das wird insbesondere durch Fraunhofer, die AIF Förderprogramme oder auf die BMBF-Förderung von gemischten Konsortien stark unterstützt.
Was sollte getan werden, um den Transfer von Forschungsergebnissen in Richtung Industrie zu verbessern?
Evtl. müssten wir die Instrumente für Startups oder kleinere Forschungs-, Innovations- und Transferprojekte z. B. durch eine Art Transfervoucher noch weiterentwickeln. Auch schwebt mir eine Art Crowdfunding-Plattform für Forschungsförderung mit konkretem Anwendungsbezug ähnlich zu Kick-Starter vor.
Und an welchen Stellen könnte die Industrie die akademische Forschung besser unterstützen?
Das gibt es natürlich eine Vielzahl von Aspekten. Am wichtigsten sind aber, denke ich, realistische Erwartungen. Zusammenarbeit mit der Forschung ist absolut notwendig, braucht einen langen Atem und wird auch viele kleinere und manchmal größere Rückschläge verkraften müssen. Mittel- und langfristig zahlt sich dies aber aus und ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, langfristig in einem zunehmend innovationsgetriebenen Umfeld erfolgreich zu sein.
In Karlsruhe findet dieses Jahr die internationale Konferenz SEMANTiCS statt.
Welche Rolle spielen semantische Technologien?
Die Rolle semantischer Technologien wächst stetig. Ich hatte, als ich vor über 15 Jahren begonnen habe, in diesem Bereich zu arbeiten, gehofft, dass deren Popularität schneller wächst. Es entwickelt sich nun aber zunehmend dynamisch. Nachdem Google mit seinem Knowledge Graph seit vielen Jahren enorm auf semantische Technologien setzt, ziehen immer mehr große und kleine Unternehmen nach. Veranstaltungen wie die SEMANTiCS sind daher von besonderer Bedeutung für den Austausch und das Teilen von Best Practices.
Kontakt:
Dr. Susanne Ardisson
Senior PR Beraterin SEMANTiCS 2019
mailto:susanne.ardisson@semantic-web.com
Mobil: +49 174 1947 661
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