Angelika Schnell: Generationsmerkmale Architekten
83 Architektur<<Alles geht und Nichts geht>>
W+B Agentur-Presseaussendung vom Februar 2001
<<Angelika Schnell: Junge deutsche Architekten II/ Joung German Architects>>
Birkhäuser Verlag für Architektur, Basel; 2000; 152 S.; mit tlw. farbigen Abbildungen (Fotos, CAD, Internet Modelle, Entwürfe); broschiert; DEM 78.- / ATS 570.- / SFR 68.-
www.birkhauser.ch
Um folgende neue, junge Architektur-Strategien über-sichtlicher zu betrachten und zu verstehen, auch für einen generationsübergreifenden Interessenkreis, fassen wir die bedeutendsten Generationsmerkmale der Deutschen des 20. Jhdts., musterartig und vorausstellend zusammen:
1900-1925 Generation der Sicherung (1.Weltkrieg)
1925-1945 Generation der Skepsis (2. Weltkrieg)
1945-1968 Generation des Alles-Geht (Wiederaufbau)
1968-1989 Generation des Spielerischen (Ab-/Umbau).
Angelika Schnell hat in ihrem gelungenen Versuch, die westdeutsche Architekturschaffenden zusammen geholt, sie in ausführlichen Gesprächen ausgequetscht und damit eine beeindruckende Studie für alle nachdenklichen Interessierten an sozio-räumlicher und medialer Gestaltung geschaffen.
Dabei hat sie 31 Architekten, davon vier Frauen, mit 12 Büros, von Hamburg bis Darmstadt, aufgesucht.
Es sind alle um 1968 geboren und haben um 1989 ihre Büros eröffnet: dass hiesse laut Muster, vom "Alles Geht" bis zum "Spielerischen" und ihrer um sie herum heran-wachsenden Kindergeneration, die stets reflexiv auf die Eltern wirkt. Dabei wird von der Autorin bemerkt, dass die Frauen in der Architektur immer noch eine Aschenputtel-Figuration einnehmen (Dagmar Richter, sowie Anm.d.Rez.).
In einer Zeit des Ab- und Umbaus, des virtuellen Kasionokapitalismus wachsen sie auf, mit McDonalds und Turnschuhen oder nebenan, erleben eine postmoderne Stilmixtur aus endloser Variabilität und choreografischen Selbstdarstellern und gleich nebenan die puritanen Funk-tionalisten und Dekonstruktivisten.
Aus diesem fysischen Gebräu macht sich diese junge Architekturgeneration auf die Socken, befindet sich auf der Flucht vor Parteien, Stellungnahmen zur Gesellschaft und vor allem hütet sie sich vor der Menschennähe. Die Medien bilden die Flucht-Plattform und die Hand-Fern-Bedienung (wie verräterisch: Hand und Ferne)ist angesagt und dient schliesslich sogar zum beliebigen, geradezu autistischen Architektur/Design-Entwurf für jedefrau und jedermann (dazu dient der Omnipotentator, A.M.Pasing).
Drei Gruppen hat Schnell ausgemacht und gut gegliedert:
Die Gruppe Doppelstrategie versteht sich als eine mittlere Architekturbürogrösse: "Sowohl als Auch" ist ihr Motto und sie ist für eine Stilmixtur.
Doppelstrategie ist vertreten durch: Kalhöfer Korschildgen (Leben in der Installation - mit hängenden Decken-Kabeln und der Küche auf Rollen..);
Grüntuch/Ernst (übliche Grundrisse im Terrassenbau, bereit für die Massenmenschhaltung);
Königs Architekten (nichts neues, ausser puritaner Funk-tionalismus);
André Poitiers (Bucki‘ Fuller,Frei Otto, Sloterdijk‘s Blase lassen grüssen, jedoch optimal klar im Organisatorischen).
Netzwerk umfasst grössere Büros mit Info- und Netztechniken, in denen alles digitalisiert kodiert ist, die als Schnittstelle zu vielen Beteiligten dienen. Das prozesshafte Denken, allerdings ohne Rahmen, Fetisch (-feindlichkeit, Anm.d.Rez.) und ohne Individuellem. Wenn das nur gut geht -ohne Mythen.
Netzwerk-Architekten sind: B&K+ (Telematischer Landschafts-Entwurf versteht sich als fächer-übergreifendens Architektur- und Gedanken-Projekt, lt. Autoren, was herauskommt ist banaler Funktions-alltag);
Netzwerk (besteht aus sechs Leuten, die eine leichtgeschwungene Stahlbrücke, ein Bürohaus um-setzen können, ohne uns zu überraschen);
Dagmar Richter Studio (Anbindung an und Dichte mit der Landschaft verknüpfen, ist ihr Kredo, was ihnen – im Entwurf – überzeugend gelingt);
(Kunst und Technik) (suchen neue Grenzbereiche zu überschreiten und haben eine optimistische Haltung zur Technologie, ohne zu theoretisieren; Glück muss man dabei haben, Anm.d.Rez.);
Solo sind Einpersonen-Firmen mit Studio (der Begriff Büro ist für sie verpönt). Sie verstehen sich als anti-ideologisch, individuell, im Gegensatz zum Netzwerk, bestehen auf Rückzug von Gesellschaft, Politik, da diese ihnen zu komplex erscheinen (wie einfach ist das Leben ohne andere, Anm.d.Rez.). Verweigerung heisst ihre Strategie. Welche genau bleibt dabei offen.
Solo sind:
Matthias Loebermann (er sagt es selbst und muster-haft für diese Generation: "Man muss sich genau überlegen, welche Spiele man mitspielt und welche nicht");
Frank F. Drewes (zeigt konventionelle Grundrisse, pur geometrisch);
Wolfram Popp (geht da schon viel fantasievoller mit dem Pixelpark-Projekt um, gliedert die Arbeits-gruppen in Exedren/Halbelipsen-Wände die in behut-samer Weise in Kleingruppierung arbeiten lassen);
Anton Markus Pasing (ist virtueller Märchen-erzähler, zeigt Roboter, Klons, Mutanten und –onkeln?, treibt seinen Spass mit uns).
Die Frage entsteht: Warum machen sie in Architektur, warum nicht Kunst? Antwort: Sie sind für Künstlichkeit statt für Kunst. Künstlichkeit meint hier und heute: Virtuelle Flucht vor den Heraus-forderungen und gleichzeitiges parasitäres Spiel mit uns anderen.
Um folgende neue, junge Architektur-Strategien über-sichtlicher zu betrachten und zu verstehen, auch für einen generationsübergreifenden Interessenkreis, fassen wir die bedeutendsten Generationsmerkmale der Deutschen des 20. Jhdts., musterartig und vorausstellend zusammen:
1900-1925 Generation der Sicherung (1.Weltkrieg)
1925-1945 Generation der Skepsis (2. Weltkrieg)
1945-1968 Generation des Alles-Geht (Wiederaufbau)
1968-1989 Generation des Spielerischen (Ab-/Umbau).
Angelika Schnell hat in ihrem gelungenen Versuch, die westdeutsche Architekturschaffenden zusammen geholt, sie in ausführlichen Gesprächen ausgequetscht und damit eine beeindruckende Studie für alle nachdenklichen Interessierten an sozio-räumlicher und medialer Gestaltung geschaffen.
Dabei hat sie 31 Architekten, davon vier Frauen, mit 12 Büros, von Hamburg bis Darmstadt, aufgesucht.
Es sind alle um 1968 geboren und haben um 1989 ihre Büros eröffnet: dass hiesse laut Muster, vom "Alles Geht" bis zum "Spielerischen" und ihrer um sie herum heran-wachsenden Kindergeneration, die stets reflexiv auf die Eltern wirkt. Dabei wird von der Autorin bemerkt, dass die Frauen in der Architektur immer noch eine Aschenputtel-Figuration einnehmen (Dagmar Richter, sowie Anm.d.Rez.).
In einer Zeit des Ab- und Umbaus, des virtuellen Kasionokapitalismus wachsen sie auf, mit McDonalds und Turnschuhen oder nebenan, erleben eine postmoderne Stilmixtur aus endloser Variabilität und choreografischen Selbstdarstellern und gleich nebenan die puritanen Funk-tionalisten und Dekonstruktivisten.
Aus diesem fysischen Gebräu macht sich diese junge Architekturgeneration auf die Socken, befindet sich auf der Flucht vor Parteien, Stellungnahmen zur Gesellschaft und vor allem hütet sie sich vor der Menschennähe. Die Medien bilden die Flucht-Plattform und die Hand-Fern-Bedienung (wie verräterisch: Hand und Ferne)ist angesagt und dient schliesslich sogar zum beliebigen, geradezu autistischen Architektur/Design-Entwurf für jedefrau und jedermann (dazu dient der Omnipotentator, A.M.Pasing).
Drei Gruppen hat Schnell ausgemacht und gut gegliedert:
Die Gruppe Doppelstrategie versteht sich als eine mittlere Architekturbürogrösse: "Sowohl als Auch" ist ihr Motto und sie ist für eine Stilmixtur.
Doppelstrategie ist vertreten durch: Kalhöfer Korschildgen (Leben in der Installation - mit hängenden Decken-Kabeln und der Küche auf Rollen..);
Grüntuch/Ernst (übliche Grundrisse im Terrassenbau, bereit für die Massenmenschhaltung);
Königs Architekten (nichts neues, ausser puritaner Funk-tionalismus);
André Poitiers (Bucki‘ Fuller,Frei Otto, Sloterdijk‘s Blase lassen grüssen, jedoch optimal klar im Organisatorischen).
Netzwerk umfasst grössere Büros mit Info- und Netztechniken, in denen alles digitalisiert kodiert ist, die als Schnittstelle zu vielen Beteiligten dienen. Das prozesshafte Denken, allerdings ohne Rahmen, Fetisch (-feindlichkeit, Anm.d.Rez.) und ohne Individuellem. Wenn das nur gut geht -ohne Mythen.
Netzwerk-Architekten sind: B&K+ (Telematischer Landschafts-Entwurf versteht sich als fächer-übergreifendens Architektur- und Gedanken-Projekt, lt. Autoren, was herauskommt ist banaler Funktions-alltag);
Netzwerk (besteht aus sechs Leuten, die eine leichtgeschwungene Stahlbrücke, ein Bürohaus um-setzen können, ohne uns zu überraschen);
Dagmar Richter Studio (Anbindung an und Dichte mit der Landschaft verknüpfen, ist ihr Kredo, was ihnen – im Entwurf – überzeugend gelingt);
(Kunst und Technik) (suchen neue Grenzbereiche zu überschreiten und haben eine optimistische Haltung zur Technologie, ohne zu theoretisieren; Glück muss man dabei haben, Anm.d.Rez.);
Solo sind Einpersonen-Firmen mit Studio (der Begriff Büro ist für sie verpönt). Sie verstehen sich als anti-ideologisch, individuell, im Gegensatz zum Netzwerk, bestehen auf Rückzug von Gesellschaft, Politik, da diese ihnen zu komplex erscheinen (wie einfach ist das Leben ohne andere, Anm.d.Rez.). Verweigerung heisst ihre Strategie. Welche genau bleibt dabei offen.
Solo sind:
Matthias Loebermann (er sagt es selbst und muster-haft für diese Generation: "Man muss sich genau überlegen, welche Spiele man mitspielt und welche nicht");
Frank F. Drewes (zeigt konventionelle Grundrisse, pur geometrisch);
Wolfram Popp (geht da schon viel fantasievoller mit dem Pixelpark-Projekt um, gliedert die Arbeits-gruppen in Exedren/Halbelipsen-Wände die in behut-samer Weise in Kleingruppierung arbeiten lassen);
Anton Markus Pasing (ist virtueller Märchen-erzähler, zeigt Roboter, Klons, Mutanten und –onkeln?, treibt seinen Spass mit uns).
Die Frage entsteht: Warum machen sie in Architektur, warum nicht Kunst? Antwort: Sie sind für Künstlichkeit statt für Kunst. Künstlichkeit meint hier und heute: Virtuelle Flucht vor den Heraus-forderungen und gleichzeitiges parasitäres Spiel mit uns anderen.
Um folgende neue, junge Architektur-Strategien über-sichtlicher zu betrachten und zu verstehen, auch für einen generationsübergreifenden Interessenkreis, fassen wir die bedeutendsten Generationsmerkmale der Deutschen des 20. Jhdts., musterartig und vorausstellend zusammen:
1900-1925 Generation der Sicherung (1.Weltkrieg)
1925-1945 Generation der Skepsis (2. Weltkrieg)
1945-1968 Generation des Alles-Geht (Wiederaufbau)
1968-1989 Generation des Spielerischen (Ab-/Umbau).
Angelika Schnell hat in ihrem gelungenen Versuch, die westdeutsche Architekturschaffenden zusammen geholt, sie in ausführlichen Gesprächen ausgequetscht und damit eine beeindruckende Studie für alle nachdenklichen Interessierten an sozio-räumlicher und medialer Gestaltung geschaffen.
Dabei hat sie 31 Architekten, davon vier Frauen, mit 12 Büros, von Hamburg bis Darmstadt, aufgesucht.
Es sind alle um 1968 geboren und haben um 1989 ihre Büros eröffnet: dass hiesse laut Muster, vom "Alles Geht" bis zum "Spielerischen" und ihrer um sie herum heran-wachsenden Kindergeneration, die stets reflexiv auf die Eltern wirkt. Dabei wird von der Autorin bemerkt, dass die Frauen in der Architektur immer noch eine Aschenputtel-Figuration einnehmen (Dagmar Richter, sowie Anm.d.Rez.).
In einer Zeit des Ab- und Umbaus, des virtuellen Kasionokapitalismus wachsen sie auf, mit McDonalds und Turnschuhen oder nebenan, erleben eine postmoderne Stilmixtur aus endloser Variabilität und choreografischen Selbstdarstellern und gleich nebenan die puritanen Funk-tionalisten und Dekonstruktivisten.
Aus diesem fysischen Gebräu macht sich diese junge Architekturgeneration auf die Socken, befindet sich auf der Flucht vor Parteien, Stellungnahmen zur Gesellschaft und vor allem hütet sie sich vor der Menschennähe. Die Medien bilden die Flucht-Plattform und die Hand-Fern-Bedienung (wie verräterisch: Hand und Ferne)ist angesagt und dient schliesslich sogar zum beliebigen, geradezu autistischen Architektur/Design-Entwurf für jedefrau und jedermann (dazu dient der Omnipotentator, A.M.Pasing).
Drei Gruppen hat Schnell ausgemacht und gut gegliedert:
Die Gruppe Doppelstrategie versteht sich als eine mittlere Architekturbürogrösse: "Sowohl als Auch" ist ihr Motto und sie ist für eine Stilmixtur.
Doppelstrategie ist vertreten durch: Kalhöfer Korschildgen (Leben in der Installation - mit hängenden Decken-Kabeln und der Küche auf Rollen..);
Grüntuch/Ernst (übliche Grundrisse im Terrassenbau, bereit für die Massenmenschhaltung);
Königs Architekten (nichts neues, ausser puritaner Funk-tionalismus);
André Poitiers (Bucki‘ Fuller,Frei Otto, Sloterdijk‘s Blase lassen grüssen, jedoch optimal klar im Organisatorischen).
Netzwerk umfasst grössere Büros mit Info- und Netztechniken, in denen alles digitalisiert kodiert ist, die als Schnittstelle zu vielen Beteiligten dienen. Das prozesshafte Denken, allerdings ohne Rahmen, Fetisch (-feindlichkeit, Anm.d.Rez.) und ohne Individuellem. Wenn das nur gut geht -ohne Mythen.
Netzwerk-Architekten sind: B&K+ (Telematischer Landschafts-Entwurf versteht sich als fächer-übergreifendens Architektur- und Gedanken-Projekt, lt. Autoren, was herauskommt ist banaler Funktions-alltag);
Netzwerk (besteht aus sechs Leuten, die eine leichtgeschwungene Stahlbrücke, ein Bürohaus um-setzen können, ohne uns zu überraschen);
Dagmar Richter Studio (Anbindung an und Dichte mit der Landschaft verknüpfen, ist ihr Kredo, was ihnen – im Entwurf – überzeugend gelingt);
(Kunst und Technik) (suchen neue Grenzbereiche zu überschreiten und haben eine optimistische Haltung zur Technologie, ohne zu theoretisieren; Glück muss man dabei haben, Anm.d.Rez.);
Solo sind Einpersonen-Firmen mit Studio (der Begriff Büro ist für sie verpönt). Sie verstehen sich als anti-ideologisch, individuell, im Gegensatz zum Netzwerk, bestehen auf Rückzug von Gesellschaft, Politik, da diese ihnen zu komplex erscheinen (wie einfach ist das Leben ohne andere, Anm.d.Rez.). Verweigerung heisst ihre Strategie. Welche genau bleibt dabei offen.
Solo sind:
Matthias Loebermann (er sagt es selbst und muster-haft für diese Generation: "Man muss sich genau überlegen, welche Spiele man mitspielt und welche nicht");
Frank F. Drewes (zeigt konventionelle Grundrisse, pur geometrisch);
Wolfram Popp (geht da schon viel fantasievoller mit dem Pixelpark-Projekt um, gliedert die Arbeits-gruppen in Exedren/Halbelipsen-Wände die in behut-samer Weise in Kleingruppierung arbeiten lassen);
Anton Markus Pasing (ist virtueller Märchen-erzähler, zeigt Roboter, Klons, Mutanten und –onkeln?, treibt seinen Spass mit uns).
Die Frage entsteht: Warum machen sie in Architektur, warum nicht Kunst? Antwort: Sie sind für Künstlichkeit statt für Kunst. Künstlichkeit meint hier und heute: Virtuelle Flucht vor den Heraus-forderungen und gleichzeitiges parasitäres Spiel mit uns anderen