Vittorio Magnago Lampugnani: Radikal normal . Wider die Stadt als Jahrmarkt architektonischer Eitelkeiten

Architektur Lebensraum

V.M. Lampugnano: ... Architektur der Stadt

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Online-Publikation: September 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>

Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung

<<  Positionen zur Architektur der Stadt . Gestaltung von Agnes Krolik, Andreas Platzgummer >>

Hatje Cantz Verlag, 73760 Ostfildern - Berlin; http://www.hatjecantz.de

 

Charakteristika

Wider die Stadt als Jahrmarkt architektonischer Eitelkeiten

Inhalt

Der Kreislauf zwischen Warenproduktion und Warenverbrauch, der über Marketing und Werbung beschleunigt wird und seit Jahrzehnten unsere Gesellschaft bestimmt, hat auch die Architektur der Stadt ergriffen. Sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht erscheint die sich daraus ergebende Verschwendung problematisch. Die Zerstörung nicht wirklich obsoleter Bauten ist ebenso fraglich wie die Schaffung von extravaganten Architekturen, für die es keinen anderen dezidierten Bedarf gibt. Die in diesem Buch zusammengetragenen Aufsätze sind seit der Mitte der 1990er-Jahre als Aufrufe gegen die exaltierte Globalisierung der Stadt und ihre Auflösung in gesichtslose und unwirtliche Peripherien entstanden. Nicht die ausgewogenen Urteile eines besonnenen Architekturkritikers werden präsentiert, sondern die Vorschläge eines Architekten, Stadtbürgers und -liebhabers, der deutlich Stellung bezieht.

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Autor und GestalterInteam

Vittorio Magnago Lampugnani

ist ordentlicher Professor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich und führt ein eigenes Architekturbüro in Mailand (Studio di Architettura) sowie ein weiteres in Zürich (Baukontor Architekten) mit zwei Partnern.

Geboren 1951 in Rom. Schweizer Schule Rom, Deutsche Schule Rom (Neusprachliches Gymnasium); Studium der Architektur an den Universitäten Rom und Stuttgart; 1973 Diplom, 1977 Promotion an der Universität Stuttgart; seit 1978 Mitglied der Architektenkammer Baden-Württemberg, seit 1979 des Deutschen Werkbundes. 1983 Dottore in Architettura an der Universität Rom. 1987 Preis des Comité International des Critiques d'Architecture. Seit 1991 Mitglied des Bundes Deutscher Architekten, seit 1995 des Bundes Schweizer Architekten. 1992-96 Mitglied des Architekturbeirats der Deutschen Bank, Frankfurt am Main. 1999-2002 Mitglied der wissenschaftlichen Beiräte der Triennale di Milano und des Musée d'Architecture Français, Paris. 2000-04 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Collegium Helveticum, Zürich, sowie des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats, Bern. 2001-2014 Mitglied des Steering Committees sämtlicher Campus-Anlagen von Novartis, 2012-2014 Mitglied des Gestaltungsbeirats des Flughafens München. Seit 2001 Mitglied der Internationalen Bauakademie Berlin, der Kommission „Kunst am Bau“ der ETH Zürich, und des Programmbeirats des Oskar von Miller Forum, München. 2006 Ehrenpreis der Vereinigung freischaffender Architekten Deutschlands e.V., München; 2009 und 2011 Auszeichnung für besondere Verdienste in der Lehre; 2010 Bruno Zevi Book Award des International Committee of Architectural Critics....

"Anthologie zum Städtebau" (Herausgeber mit Katia Frey und Eliana Perotti, Gebr. Mann Verlag, Band I "Von der Stadt der Aufklärung zur Metropole des Industriellen Zeitalters" 2008, Band II "Das Phänomen Grossstadt und die Entstehung der Stadt der Moderne" 2014, Band III "Vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur zeitgenössischen Stadt" 2005; "Enzyklopädie zum gestalteten Raum" (Herausgeber mit Konstanze Sylva Domhardt und Rainer Schützeichel, gta Verlag, 2014)....

http://www.gta.arch.ethz.ch/personen/vittorio-magnago-lampugnani/curriculum-vitae

Agnes Krolik

http://www.itm.rub.de/index.php/component/comprofiler/userprofile/Krolik

Andreas Platzgummer

N. N.

Fazit

Bereits die Stiche und seine aussergewöhnliche Sprache verrät den tief in die Zeiträume des Urbanen eingedrungenen Vittorio Magnago Lampugnani - den urbanen Kulturraum-Pendler zwischen der Lombardei (Milano), dem Württemberg (Stuttgart (1) und aktuell der Schweiz (Zürich, Basel..).

In seinem neuen Diskursbuch "Radikal normal" stellt er seine Positionen zur Architektur der Stadt klar. Es geht ihm um eine 'unaufgeregte Moderne', wobei das 'Gespenst der Monotonie' häufig zugegen ist, spricht zu Recht von einer 'undurchsichtige Transparenz' und sieht doch eine neue, nachdenklich gestimmte Einfachheit bei der Avantgarde.

Im zweiten Teil widmet Lampugnani dem Erinnerungsraum und der auch modischer erscheinenden 'Nachhaltigkeit' inmitten der 'Epoche der Umweltkrise' (verursacht durch den regierenden Neo- bis Raubtierkapitalismus (Ziegler (2), und stellt Überlegungen an zu einem nachhaltigen Städtebau (z,B. urbane Verdichtung ...).

Was für ihn ein zeitgemässer Städtebau bedeutet, äussert Lampugnani im dritten Teil: Dabei geht es um Suburbia und Unsicherheit, das Automobil, Stadt als Lounge(3), aber auch unangebrachte 'Gesten, Eitelkeiten ohne Sinngehalt (Architektur als spektakuläre Bauskulptur, ohne genius loci...).

Seine Quintessenz: im Programm müssen die Aufgaben der Stadt formuliert und quantifiziert werden; der Stadtbauer ist als Vollzieher der Bauherrschaft, verpflichtet das Programm zu prüfen, hinterfragen, gegebenfalls zu korrigieren und ergänzen; das Programm muss - bevor es Stadt wird - in einen Plan umgesetzt werden; funktionel und gut gestaltete öffentliche Räume machen eine Stadt nicht nur ästhetisch attraktiv, sie regen die Mensche an..; zentrale Bedeutung, neben der Erschliessungs- und Mobilitätsfunktion der Stadt kommt der 'res public' zu und nicht der technokratisch-kommerziellen Besetzung (2); ..und der Geburtsort der modernen Demokratie ist nicht der Wald oder ein Park, eine Patriziervilla oder eine Anwaltskanzlei, sondern ein peripathetisch*urbaner Raum (Agora von Athen (4)', schliesslich sagt Lampugnani - und wir stimmen zu - entsteht 'Stadt' nur dort und nur dort, wo öffentliches Interesse über das private gestellt wird, Stadt ist gebaute Gemeinschaft ! m+w.p15-9

*) Die Angehörigen der Schule heißen Peripatetiker. Die populäre Etymologie, die

diesen Namen direkt von peripatein (περιπατεῖν „umherwandeln“) ableitet: Im Gehen diskursiv & transdiziplinaär denken..

1) Als Meisterschüler von Jürgen Joedicke in Stuttgart, an der Technischen Hochschule, lernten wir uns in den 70er Jahren kennen...

   https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Joedicke

2) http://www.stern.de/politik/ausland/jean-ziegler-kaempfer-gegen-den-raubtierkapitalismus-3264878.html

3) Verweil- und Schauraum für Durchreisende im Urbanen

4) Beim Denken zu Fuss gehen, beim Gehen denken: Die peripatetische* Unterrichtsmethode, Diskurs-Demokratie auf Augenhöhe und in Bewegtheit .. W. Prankl : http://www.kultur-punkt.ch/vierte-haut-stadtleitbild.html

 

Weitere vertiefen Hinweise zum Städtebau

http://www.kultur-punkt.ch/Lebensraum/architektur-lebensraum-urbane-muster.html

http://www.kultur-punkt.ch/praesentation/architektur/editionmenges08-7-feuerstein-urbanfiction.htm ; w.p. 08-11

http://www.kultur-punkt.ch/architektur-design/architektur-design-urban-topoi-a-z/gta/stadtformen.html