Maurice E. Müller, Berns grösster Kunstmäzen und Ehrenbürger der Stadt Bern

<<Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Maurice E. Müller, Berns grösster Kunstmäzen und Ehrenbürger der Stadt Bern, feiert seinen 90. Geburtstag>> janine.aebi@zpk.org; fabienne.eggelhoefer@zpk.org; ursina.barandun@zpk.orgjuri.steiner@zpk.org; stefan.graupner@zpk.org  ; christine.hopfengart@zpk.org; Antonietta.Salvati@zpk.orggonca.kuleli@zpk.orgbrauchbar@advocacy.ch;  susanne.brenner@zpk.org;

Am 28. März 2008, kann Prof. Dr. med. Maurice Edmond Müller, der mit seiner vor Jahresfrist verstorbenen Frau Martha Müller-Lüthi Bern das Zentrum Paul Klee geschenkt hat,  in seinem Haus im Osten Berns seinen 90. Geburtstag feiern.

Zur Kunst und zu Paul Klee ist der weltberühmte orthopädische Chirurge und emeritierte ordentliche Professor für Orthopädie an der Universität Bern verhältnismässig spät gekommen. Die Kunst war in der Familie immer das Ressort von Frau Martha Müller. Sie hat sich autodidaktisch zu einer ausgezeichneten Kennerin der Kunst des 20. Jahrhunderts gemacht. Ihre eindrückliche Sammlung ist Zeugnis für Ihren ausserordentlich guten Geschmack und die sichere Hand beim Erwerb.

Ganz anders der Weg von Maurice E. Müller zur Kunst und zu Paul Klee.

Am 28. März 1998 gab Maurizio Pollini für seinen väterlichen Freund Maurice E. Müller, der ihm durch eine Operation die Fähigkeit geschenkt hatte, wieder als Pianist tätig zu sein, ein Klavierrezital zum 80. Geburtstag. Das Konzert fand im Hodler – Saal des Kunstmuseums Bern statt. Zufälle gibt es nicht. An diesem Tag hörten Maurice und Martha Müller, weil der Saal wegen einer gleichentags stattfindenden Veranstaltung des Projekts für ein Klee – Museum vorzeitig geräumt werden musste, zum ersten Mal davon, dass in Bern ein Paul Klee gewidmetes Museum gebaut werden sollte.

Ganz unbeabsichtigt aber eben sicher nicht zufällig ist dieser 80. Geburtstag von Maurice E. Müller zur Geburtsstunde des Zentrum Paul Klee geworden.

 

Gedanklich verschob Maurice Müller das in der Innenstadt geplante Museum an den Ostrand der Stadt, ins Schöngrün, fand Gefallen an der Idee und begann, wie es so seine Art ist, wenn er von einem Projekt überzeugt ist, sogleich mit der Umsetzung. Und halbe Sachen gibt es bei ihm nicht, und er mag es auch nicht, wenn etwas nicht vorwärts geht. Wissenschafter durch und durch verschaffte er sich in kürzester Zeit präzise Kenntnisse über Paul Klee – nicht immer nur zur Freude seiner Frau Martha, die die Kunst durchaus zu Recht als ihre eigene Domäne reklamierte.

Im Frühsommer 1998 offerierte er Stadt und Kanton eine beachtliche Summe Geld und Land im Schöngrün, auf dem das damals noch als reines monographisches Kunstmuseum geplante Vorhaben realisiert werden sollte.

Seine Ideen - „Visionen“ nennt er sie -  waren allem bisher Geplanten so ziemlich diametral entgegen gesetzt. Es sollte kein Kunstmuseum mehr sein, weil sich Paul Klee nicht einfach auf die bildende Kunst reduzieren lasse. Es sollte auch nicht in der Innenstadt gebaut werden, sondern im Schöngrün, im Osten der Stadt, buchstäblich am Stadtrand. Einen Architekturwettbewerb wollte er auch nicht und schliesslich verlangte er auch, dass das bisher mit dem Klee – Museum gemeinsam geplante Museum für Gegenwartskunst vom Projekt entkoppelt werde.

Etwas viel auf einmal für die Behörden Berns. Nicht aber für Maurice E. Müller. Je länger er sich mit dem Projekt beschäftigte, desto begeisterter agierte er. Und wer ihn kennt, weiss, dass seine Begeisterungsfähigkeit hoch ansteckend ist. Und wenn nichts mehr zu helfen schien, überzeugte Maurice E. Müller mit seinem umwerfenden Charme.

Kurz und gut: bereits im Herbst 1998 schienen vorerst alle Bedenken und Hindernisse aus dem Weg geräumt, und Stadt, Kanton und Burgergemeinde unterzeichneten mit den Ehegatten Müller einen Vertrag über den Bau eines Paul Klee gewidmeten Kulturzentrums im Schöngrün. Der geistige Grundstein war gelegt. Und er war gut gelegt. Im Laufe des Projekts zeigte sich immer mehr, wie Recht Maurice E. Müller mit seinen Auflagen hatte. Hätte man nicht auf ihn gehört, wäre man wohl noch heute am Planen.

Nach der Vertragsunterzeichnung begannen – wieder in dem von Maurice E. Müller vorgelegten Tempo und mit seiner wissenschaftlichen Akribie – die Konzeptarbeit und die Bauplanung. Den Architekten hatte er im Kopf längst bestimmt. An einer der ersten Sitzungen der von ihm und seiner Frau gegründeten Maurice E. and Martha Müller Foundation liess er mit seinem gewinnenden Lächeln die Katze aus dem Sack und sagte, er schlage Renzo Piano als Architekten vor. Ob wohl jemand etwas dagegen habe, man könne ja über seinen Vorschlag diskutieren…

Und genauso ging es weiter. Der Chirurg, der zeitlebens alle seine Operationen minutiös dokumentiert hatte und dem das Lehren ein Herzensanliegen war, wurde zum akribischen Planer eines Kulturzentrums, in dem auch eine kunstdidaktische Einheit ihren festen Platz finden sollte. Er gründete dafür zusätzlich zusammen mit seiner Tochter Janine Aebi – Müller die Fondation du Musée des Enfants auprès du Centre Paul Klee. Seither ist das Kindermuseum CREAVIVA so etwas wie das Herzensanliegen Professor Müllers geworden.

Man lernt am besten an Beispielen, guten und schlechten. Also ermöglichte Maurice E. Müller den Projektverantwortlichen Studienreisen durch Europa zu neuen Museumsbauten und zu Kindermuseen. Nicht selten war er selber, sehr zum Erstaunen der Mitreisenden, der eifrigste Lernende. Das ging soweit, dass man sich bisweilen Sorgen um seine Gesundheit machen musste. Aber auch das ist ein typischer Charakterzug von Maurice Müller. Eine Schonung seiner selbst kennt er nicht. Die Idee, die Aufgabe steht im Vordergrund, nicht die eigene Person.

„Mäzene sollten sich zurück halten, ich weiss das“, sagte er einmal. „Ich bin deshalb kein eigentlicher Mäzen, denn ich will, dass meine Vorstellungen realisiert werden“. Wie er seine Ideen durchsetzte, war allerdings einmalig. Keine Diskussion war zu lang oder zu ermüdend, und wenn die Gesprächspartner bessere Ideen hatten und ihn überzeugen konnten, freute er sich sehr darüber. „Man muss eben reden miteinander“, war dann jeweils sein befriedigter Kommentar, verbunden mit einem schalkhaften hintergründigen Lächeln.

Von Enttäuschungen ist Maurice Müller im Projekt allerdings auch nicht verschont geblieben. Als es nicht gelang, alle Werke Paul Klees, die in Bern in öffentlichem Besitz sind, im Zentrum Paul Klee ihre neue Heimat finden zu lassen, litt er sehr, weil er – wohl zu gutgläubig – auf mündliche Zusagen der Poltik vertraut hatte. Ebenso erging es ihm, als er feststellen musste, dass die öffentlichen Hände nicht bereit waren, die seit 2001 kommunizierten Betriebssubventionen in der notwendigen Höhe zu bewilligen.

Mit seiner Enttäuschung ist er allerdings nicht allein. Viele verstehen nicht, dass Stadt und Kanton Bern ein so einmaliges Geschenk, dessen Auflagen und Konsequenzen von allem Anfang an klar waren und von Maurice Müller auch immer klar kommuniziert worden sind, einerseits annehmen und andererseits nicht konsequent zu Ende führen.

Im Sommer 2005 konnte das Zentrum Paul Klee feierlich eröffnet werden. Maurice E. Müller und seine Frau genossen sehr, dass das Werk in so kurzer Zeit und in der von ihnen gewünschten Gestalt hatte vollendet werden können.

Lieber Herr Professor, Sie feiern heute im Kreis Ihrer Familie und der von Ihnen mit gegründeten international tätigen AO (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese - Fragen) Ihren 90. Geburtstag.

Viele Kolleginnen und Kollegen, zahlreiche Schülerinnen und Schüler sowie tausende Patientinnen und Patienten, denen Sie mit Ihrer Operationskunst ein beschwerdefreies Leben ermöglicht haben, und noch viel mehr Kunstbegeisterte danken Ihnen für Ihre Lebenswerke und wünschen Ihnen ein frohes Fest und noch viele Momente des Rückblicks auf das, was Sie uns allen geschenkt haben.

Vor zwei Jahren hat die Stadt Bern Sie zusammen mit Ihrer Gattin und Frau Livia Klee zu den ersten Ehrenbürgern der Stadt Bern ernannt. Eine mehr als verdiente Ehrung und eine würdiges Entgelt für das grösste Geschenk, das Bern je von einer Privatperson erhalten hat.

Erst die Nachwelt wird wohl ermessen können, wie grossartig und einmalig Ihr Wirken ist.

Andreas Marti, Gründungsdirektor des Zentrum Paul Klee, Bern, März 2008